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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder
Autoren: Moss Tara
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größer und runder und blicken immer entsetzter, je weiter sie weggezogen wird. Schließlich wird sie langsam von einer dicken, leblosen schwarzen Masse verschlungen. Sie bettelt und fleht, bis sie vollends verschluckt wird.
    Nichts wird sie zurückbringen.
    Das Telefon klingelte.
    Makedde schreckte hoch. Dicke Schweißperlen bedeckten ihr Gesicht. Der Wecker zeigte 17 Uhr 22.
    »Hallo?«
    Es war Charles Swinton, ihr Booker, der ihr die Einzelheiten für das für den kommenden Tag geplante Foto-Shooting am Strand von La Perouse durchgab. Das Shooting sollte in aller Frühe beginnen, und es würde ein langer Tag werden. Obwohl es noch vor kurzem geregnet hatte, hielt man einen letzten Wettercheck am nächsten Morgen für nicht erforderlich. In der Agentur vertraute man darauf, dass es aufklaren würde.
    »Ach, Charles, was ich noch fragen wollte – hat Catherine vielleicht irgendeine Nachricht für mich hinterlassen?«
    »Nein. Ich nehme an, sie hat sich einfach vorzeitig ins Wochenende verabschiedet. Ach, übrigens, wir haben dich auch für die Präsentation der Becky-Ross-Kollektion vorgesehen. Wir müssten morgen die Bestätigung bekommen.«
    »Becky Ross?«
    »Ein Soap-Star. Ist im Moment absolut angesagt. Sie will ihre eigene Kollektion auf den Markt bringen. Dürfte dich groß rausbringen.«
    »Klingt super. Lass mich wissen, ob es klappt.« Makedde bedankte sich noch einmal für den Schlüssel und verabschiedete sich. Sie lag im Bett und wartete darauf, dass das Telefon klingelte. Hoffentlich hatte Charles Recht. Vielleicht war Catherine, bis über beide Ohren verliebt, mit jemandem verschwunden, von dem sie felsenfest überzeugt war, dass es diesmal ihr Märchenprinz mit Porsche war. Es wäre nicht das erste Mal.
    Es war erst halb sechs, doch in Kanada war es schon nach Mitternacht. Sie versuchte mit aller Kraft, sich wach zu halten, doch um zehn waren ihre Reserven endgültig erschöpft, und ihre Augenlider klappten zu. Mit einem Exemplar von Mindhunter in der Hand, das voller Eselsohren war, schlief sie ein.

2
    Der nächste Morgen war bitterkalt, und ein scharfer Südwind peitschte gegen die Küste. Das Wohnmobil zitterte und ächzte wie ein fiebernder alter Mann. Makedde stand in der offenen Tür und genoss die letzten warmen Momente. Es war schon sehr eigenartig, dass Catherine weder angerufen noch irgendeine Nachricht hinterlassen hatte. Selbst wenn sie sich ein paar freie Tage genehmigt hatte und irgendwo ein romantisches Wochenende genoss, hätte sie wenigstens anrufen können. Überhaupt, was war das wohl für ein Typ, der ihr so den Kopf verdreht hatte? Mak hoffte, dass es nicht der namenlose Mann war, mit dem sie sich nun schon seit fast einem Jahr traf, aber aller Wahrscheinlichkeit nach war es so. Cat hatte ein paar Hinweise fallen lassen – angeblich war er sehr reich, überaus einflussreich und lebte in Australien. Zweifellos war er der Grund, weshalb sie es vorgezogen hatte, ihre Modelkarriere auf der südlichen Halbkugel fortzusetzen. Makedde hatte den starken Verdacht, dass er verheiratet war, doch als sie das Thema zur Sprache gebracht hatte, hatte Cat nur schuldbewusst gegrinst. Offenbar hatte der Mann sie ›unter Androhung der Todesstrafe‹ – so Cats Worte – schwören lassen, über seinen Namen und die näheren Umstände ihrer Affäre absolutes Stillschweigen zu bewahren.
    Makedde hatte den richtigen Namen dieses Typen nie aus ihrer Freundin herausbekommen, also hatte sie ihm kurzerhand selbst einen verpasst. Wann immer Cat mit einem neuen protzigen goldenen Schmuckstück erschienen war, hatte Makedde einfach gefragt: »Und – wie geht’s Dick?« Sie hätte auch so unverfroren sein können zu fragen »Wie geht’s denn deinem Dick?«, doch ein Mann, der eine so tolle Frau wie Catherine geheim hielt, konnte offensichtlich keineswegs als ›ihrer‹ bezeichnet werden.
    Makedde sah den Fotografen und sein Gefolge, in dicke Parkas und lange Hosen gekleidet, über den Strand zum Wasser gehen und schauderte. Als der Fotoassistent ihr zuwinkte, verflüchtigten sich ihre Gedanken. Es war so weit. Sie musste an die Arbeit.
    Sobald sie das warme Wohnmobil verließ, sträubte sich ihr Körper gegen die Kälte und wurde von oben bis unten von einer Gänsehaut überzogen. Der Wind pfiff scharf durch die rotkarierte Picknickdecke, in die sie sich gehüllt hatte. Sie sah, wie die Mitglieder der Fotocrew unten am Wasser ihre Plätze einnahmen, und an ihrer angespannten Körperhaltung war
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