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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder
Autoren: Moss Tara
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deutlich zu erkennen, dass es keinerlei Schutz vor dem kalten Wind geben würde.
    »Ich bin zu alt für diesen Job«, murmelte Makedde vor sich hin. Ich bin fünfundzwanzig. Sollte ich nicht mein Psychologiestudium beenden? Und Kinder kriegen wie meine Schwester? Sie vertrieb die Gedanken ebenso schnell, wie sie aufgekommen waren, und unterdrückte den Schmerz, der abrupt in ihr aufgestiegen war. Dann rückte sie die Wärmflasche zurecht, die sie strategisch geschickt am Rücken unter ihren Badeanzug geschoben hatte, und eilte hinab, um mit den Aufnahmen zu beginnen.
    Minuten später posierte sie elegant. Der winterliche Ozean umspielte ihre Füße, ihr blondes Haar flatterte hinter ihrem Kopf im Wind. Einen Moment lang konzentrierte sie sich ausschließlich auf ihren Körper – darauf, wie ihre Füße ausgerichtet waren, damit sie trotz ihrer Schuhgröße einundvierzig nicht so riesig wirkten; auf die Haltung ihrer Hüften, den Winkel ihrer Schultern sowie die anmutige Stellung ihrer Hände, all das genau auf die Position der Kameralinsen abgestimmt. Als sie mit ihrer Pose rundum zufrieden war, erlaubte sie ihren Gedanken abzuschweifen.
    Sie war dankbar, dass sie am Abend zuvor keinen Appetit gehabt hatte, denn ihr Bauch wirkte ein bisschen flacher als sonst. Einige Models waren dafür bekannt, vor einem sogenannten ›body shoot‹ mehrere Tage lang fast keine Flüssigkeit zu sich zu nehmen, doch so weit ging Mak nur selten. Gerüchteweise hatte sie auch schon von Abführmittelmissbrauch gehört, aber wozu? Selbstverschuldeter Durchfall? Normalerweise wurde sie wegen ihres gesunden Aussehens und ihrer vorteilhaften Kurven gebucht, weshalb sie sich eher Sorgen wegen ihrer abendlichen Fresslustattacken auf Schokolade machte als wegen ein paar Schlückchen Wasser. Außerdem, wenn sie einen Hungerknochen gewollt hätten, hätten sie ja eines der zahllosen Teenagermodels buchen können, die sich ausschließlich von Kaffee und Zigaretten ernährten.
    Die Fotocrew taxierte sie schweigend. Makedde streckte sich, spannte ihre Bauchmuskeln und nahm eine wohl einstudierte Pose ein, die sowohl ihre weibliche Figur als auch den aquamarinblauen Bikini optimal zur Geltung brachte. Die beiden Repräsentanten des Badebekleidungsherstellers, die jeden einzelnen Zentimeter ihres Körpers mit Luchsaugen ins Visier nahmen, schienen mit dem Sitz ihres winzigen Kleidungsstücks zufrieden zu sein.
    Als die Polaroidaufnahme fertig war, huschte Mak schnell zu ihrer Decke, die sie ein paar Meter entfernt in den Sand hatte fallen lassen, hüllte sie um ihren bibbernden Körper und hüpfte ein paarmal auf und ab, um gegen die Kälte anzukämpfen. Die anderen nahmen keine Notiz von ihr.
    Tony Thomas, der Fotograf, war mit den Lichtverhältnissen nicht zufrieden. Er brüllte seinem Assistenten Befehle zu, die mit den Windböen gedämpft an Maks Ohren vorbeirauschten. Sie bemühte sich, nicht zu lachen, als der Assistent einen großen goldenen Aufheller hervorholte, tapfer damit gegen den Wind ankämpfte und versuchte, ihn auszurichten. Der Auftraggeber und der Artdirector beobachteten das unbeholfene Treiben mit versteinerten Gesichtern.
    »Es muss nach Sommer aussehen«, beharrte einer von ihnen. »Können Sie nicht irgendetwas mit ihrem Haar machen, Joseph?«
    Joseph war ein zerbrechlich aussehender Mann, der beim Schminken eines Gesichts so behutsam vorging wie ein Maler mit seiner Leinwand; er trug ein Tüpfelchen auf, trat einen Schritt zurück, musterte sein Werk, fügte dann ein weiteres Tüpfelchen hinzu, und so weiter. Heute jedoch wirkte er verhärmt und äußerst unzufrieden. Er ging zu Mak, wobei er sorgfältig darauf achtete, dort, wo die Aufnahmen gemacht werden sollten, keine Spuren im Sand zu hinterlassen, und versuchte, ihre Mähne hinten festzustecken. Der Wind machte ihm prompt einen Strich durch die Rechnung: Ein paar Nadeln landeten im Wasser, die übrigen baumelten an ihren Haarspitzen.
    Natürlich hatte sie gewusst, dass in diesem Teil der Erde gerade Winter herrschte. Was sie jedoch vorübergehend vergessen hatte, war, dass dies ihre Kunden nicht im Geringsten interessierte. Die neue Sommermode wurde immer im Winter fotografiert, bevor sie ein halbes Jahr später auf den Markt kam, und das galt auch für Badebekleidung. Als gerade niemand hinsah, drückte sie sich die Wärmflasche gegen die Brust. Ein ideales Mittel gegen aufgerichtete Brustwarzen.
    Der eisige Tag zog sich hin. Das Mittagessen bestand aus einem eher
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