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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder
Autoren: Moss Tara
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Parade vor einem verwitterten, dreistöckigen Wohnhaus aus rotem Backstein und sah noch einmal nach, ob die Adresse stimmte. Das Taxi fuhr davon. Sie klingelte bei Nummer sechs und wartete. Als sich nichts tat, versuchte sie, ob sich die Tür öffnen ließ. Wahrscheinlich hat Cat eine lange Nacht gehabt, dachte sie ein wenig ungehalten. Das Schloss war kaputt, und die Haustür ließ sich problemlos aufschieben. Dahinter war eine schäbige verfallene Holztreppe. Wie es aussah, musste sie ihre Taschen allein hinaufschleppen und an Catherines Wohnungstür hämmern, bis sie aufwachte.
    Makedde wuchtete ihr Gepäck die Treppe hinauf und verfluchte all die Bücher und Wintersachen, die eine halbe Tonne zu wiegen schienen. Wohnung Nummer sechs war erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen; eine kleine metallene ›6‹ hing an einem lockeren Nagel auf dem Kopf und sah aus wie eine Neun. Sie klopfte an die Tür.
    Nichts.
    »So ein Mist!«, fluchte sie zunehmend verärgert.
    Sie ließ ihre Taschen auf dem Treppenabsatz stehen und ging wieder nach unten, um zu sehen, ob Cat im Briefkasten eine Nachricht oder den Schlüssel hinterlassen hatte. Als sie Briefkasten Nummer sechs bis auf die Speisekarte eines thailändischen Lieferservices leer vorfand, machte sie sich erste Sorgen und langte noch einmal tief in den Kasten. Vielleicht hatte sie ja etwas übersehen. Doch sie hatte kein Glück. Der Kasten war definitiv leer.
    Es war Donnerstagmorgen kurz nach neun. Die meisten Bewohner des Hauses waren um diese Zeit vermutlich bei der Arbeit oder beim Wellenreiten. Also ging sie wieder zu Nummer sechs hinauf und hämmerte wie eine Wilde gegen die Tür, doch vergebens.
    In der Wohnung rührte sich nichts.
    Sie sank vor der Tür zusammen und stützte den Kopf in die Hände. Beruhige dich!, ermahnte sie sich. Beruhige dich und such dir ein Telefon!
    In der Hoffnung, dass sich niemand die Mühe machen würde, ihr sperriges Gepäck wegzuschleppen, trat sie hinaus auf die Straße und entdeckte nur einen Block weit entfernt eine orangefarbene Telefonzelle. Sie eilte darauf zu und kramte einen zerknüllten Fetzen Papier aus ihrer Tasche. Das Telefon schluckte ihre Münzen mit einem hastigen, metallenen Gurgeln. Es klingelte mehrmals, bis jemand abnahm.
    »Book Model Agency.« Die Stimme klang monoton und desinteressiert.
    »Hi, hier ist Makedde Vanderwall. Würden Sie mich bitte mit Charles Swinton verbinden?«
    »Er ist gerade beschäftigt.«
    »Wie lange noch?«
    »Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    Mak schloss die Augen. »Ich komme aus Kanada und bin gerade gelandet. Jetzt stehe ich mit meinen Koffern vor einer Ihrer Modelwohnungen, und es ist niemand da, der mich reinlässt oder mir einen Schlüssel geben kann. Ich muss wirklich dringend mit Charles sprechen.«
    »Augenblick.«
    Es klickte ein paarmal in der Leitung, dann meldete sich eine männliche Stimme.
    »Hallo Charles, hier ist Makedde Vanderwall …« Sie setzte ihm so höflich wie möglich, aber bestimmt, ihre Situation auseinander.
    »Wir haben hier noch einen Ersatzschlüssel für die Bondi-Beach-Wohnung«, erwiderte Charles. »Am besten kommst du kurz vorbei.«
    »Ich stehe hier mit zwei verdammt schweren Koffern. Kannst du nicht jemanden bitten, den Schlüssel einem Taxifahrer in die Hand zu drücken und ihn herzuschicken?«
    Achtundzwanzig Minuten später kam ein Taxi vorgefahren, und Makedde schloss die Wohnungstür mit dem Extraschlüssel auf. Sie war äußerst bescheiden – die typische Unterkunft für reisende Models: ein Studio mit zwei identischen Einzelbetten, einer winzigen Küche und einem ebenso kleinen Bad. Das Bett schien zu kurz für sie. Ihre Füße würden wahrscheinlich überhängen, doch schon beim Anblick des Bettes verspürte sie augenblicklich Lust, sich in die Horizontale zu begeben. Catherine wohnte erst seit einem Monat in dem möblierten Apartment, doch Mak registrierte, dass ihre Freundin der spärlichen Unterkunft bereits ihren persönlichen Stempel aufgedrückt hatte. Das karge Dekor war um eine Auswahl diverser Ausrisse aus Hochglanz-Modemagazinen bereichert worden – Anzeigen für Gucci, Chanel, Calvin Klein sowie für die australischen Modedesigner Morrissey und Lisa Ho, die an sämtliche Wände gepinnt waren und eine beeindruckende Collage atemberaubender Haute Couture bildeten. Sie konnte sich vorstellen, wie der Vermieter beim Anblick der etlichen Meter Klebeband aus der Wäsche gucken würde, mit denen die Fotos festgeklebt
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