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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder
Autoren: Moss Tara
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Groß, mit schönem, dichtem platinblondem Haar,
das über ihre Schultern hinabfiel. Wer war sie? Die Aufnahme sah aus,
als wäre sie in einer Stadt im Ausland gemacht worden. Er drehte das
Foto um und entzifferte die verwischte Handschrift: Mak und ich kommen in München groß raus! Er starrte noch eine Weile fasziniert auf das Foto und steckte es dann
liebevoll in seine eigene Brieftasche, direkt neben das Foto von seiner
Mutter.
    Er las den Brief noch einmal.
    La Perouse.
    Das war nicht weit weg.
    Er
verstaute den Brief und das Adressbuch in seiner Aktentasche. Dann
suchte er die Kleider seines Opfers zusammen und stopfte sie in eine
große Mülltüte. Als er fertig war, setzte er sich hinters Lenkrad und
fuhr ungesehen in den frischen, kühlen Morgen.

1
    »Sorry, Leute, ich kann im Moment nicht rangehen«, verkündete die Kicherstimme auf dem Anrufbeantworter. »Aber ihr könnt mir eine Nachricht hinterlassen, und wenn ihr Glück habt, rufe ich zurück.«
    Makedde Vanderwall schüttelte den Kopf und wartete auf den Piepton. »Hi, Cat, ich bin gerade gelandet und springe gleich in ein Taxi. Komm schon, ich weiß, dass du da bist.« Sie gab ihrer Freundin ein paar Sekunden, den Hörer abzunehmen. »Hmm. Falls du wirklich nicht da bist, hast du mir ja sicher einen Schlüssel dagelassen – hoffentlich irgendwo, wo ich ihn finde …«
    Mak freute sich auf ein Wiedersehen mit ihrer Freundin. Beinahe genauso sehr freute sie sich darauf, endlich aus den Klamotten zu kommen, in denen sie die Nacht im Flugzeug verbracht hatte. Außerdem lechzte sie nach einer heißen Dusche. Ihrem schwarzen Rollkragenpullover sah man die lange Reise an, und ihre Lieblings-Levi’s war mit dünnem Kaffee bekleckert. Eigentlich hatte der Kaffee in der Tasse eines Geschäftsmannes auf Platz 34J landen sollen, doch der sehr verlegene Steward hatte sein Ziel leider verfehlt, weil das Flugzeug plötzlich durchgesackt war. Oder hatte der Steward seine Augen woanders gehabt? Mak war sich nicht sicher.
    Ihr Gepäck im Schlepptau, schritt sie durch das Flughafenterminal. Obwohl sie es nicht darauf anlegte, drehten sich einige Köpfe nach ihr um. Mit ihrem hellblonden Haar und ihren einsdreiundachtzig erregte sie Aufmerksamkeit, wo immer sie auftauchte; allerdings fiel ihr das inzwischen kaum noch auf. Nicht einmal ihre verwaschenen Jeans und ihr zerzaustes Haar hinderten die Leute daran, sich nach ihr umzudrehen.
    Der Flug von Kanada war quälend lang gewesen, und sie fragte sich zum wiederholten Mal, ob der Umweg die Ersparnis von fünfhundert Dollar wirklich wert gewesen war. Wenn sie gewusst hätte, dass Catherine sie nicht am Flughafen erwartete, hätte sie die lange Wartezeit am Zoll nicht ertragen. Wenigstens waren es nach ihrer über vierundzwanzigstündigen Reise nur noch dreißig Minuten bis zu ihrem freudigen Wiedersehen. Sie schleppte sich zum Taxistand vor dem Flughafengebäude und reihte sich in die lange Schlange der erschöpften, zerknitterten Reisenden ein.
    Die Straßen und Fußwege glänzten im Winterregen. Vielleicht war der Juli nicht gerade der beste Monat, um nach Australien zu reisen, doch Mak konnte sich den Zeitpunkt nicht aussuchen; sie musste die vorlesungsfreie Zeit zwischen ihren Psychologieseminaren nutzen. Ihre Tage als Model waren gezählt, und noch konnte sie die Summe ihres Banksaldos an sechs Fingern abzählen, die Dezimalstellen eingeschlossen. Sie hoffte auf einen Arbeitsurlaub mit jeder Menge Aufträgen und auf eine dringend notwendige Geldspritze. Ein Taxi fuhr vor, der Kofferraum sprang auf, und kurz darauf brauste Mak durch den Regen in Richtung Bondi Beach.
    Zwanzig Minuten später fuhren sie die steile Bondi Road hinauf, und als sie das Waverley Oval passierten, rissen die Wolken auf. Goldene Sonnenstrahlen reflektierten auf dem funkelnden grünen Rasen des ovalen Kricketfeldes, und als sie das obere Ende der Campbell Parade erreichten, waren die Wolken komplett verschwunden. Es schien, als hätte Bondi eine Sondervereinbarung mit den Wettergöttern getroffen. Der spektakuläre Anblick des in der Sonne glitzernden Sandes und der Brandung hob ihre Stimmung. Vor ihr lagen zwei ganze Monate, in denen sie die herrliche Küste genießen und mit ihrer besten Freundin zusammen sein konnte. Eine kleine Reise und ein Wiederbeleben ihrer Modelkarriere waren vielleicht genau das Richtige, um ihrer gedrückten Gemütsverfassung neue Lebenskräfte einzuhauchen.
    Makedde stand auf der Campbell
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