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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder
Autoren: Moss Tara
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waren.
    Gefolgt von mindestens hundert mit Wimperntusche betonten ausdruckslosen Augenpaaren nahm Makedde die kleine Wohnung in Augenschein – das beengte Badezimmer, die dürftige Kochnische mit dem Kühlschrank von der Größe einer Hotelminibar und das große Fenster, das einen umwerfenden Blick auf den südlichen Bondi Beach bot. Gegenüber dem Fenster standen die beiden Einzelbetten. Sie waren mit nicht zueinander passender Bettwäsche versehen und in jedem lag ein extrem dünnes Kissen, das sehr unbequem aussah.
    Zwischen den Betten stand eine winzige Kommode im Stil der siebziger Jahre. Darauf, direkt neben dem Telefon, lag ein Notizblock. Makedde hob ihn auf und überflog die hastig hingekritzelte Notiz.
    JT Terrigal
Beach res
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    Damit konnte sie nichts anfangen. Sie hatte irgendeine flüchtige Entschuldigung für die Abwesenheit ihrer Freundin erwartet, doch die Botschaft schien weder an sie noch an jemand anderes adressiert zu sein. Catherine hatte etwas von einer eventuellen Verabredung an diesem Wochenende gesagt, doch sie hatte sich geweigert, zu verraten, mit wem sie sich treffen wollte. Ob die Notiz mit der Verabredung zu tun hatte? Sie sah aus, als sei sie ziemlich hastig hingekritzelt worden. Vielleicht hatte Catherine Hals über Kopf irgendwohin aufbrechen müssen?
    Etwas ratlos und enttäuscht machte Makedde sich daran, das Apartment gründlicher zu inspizieren. Die Kühlschranktür, die sich am ehesten für das Hinterlassen von Nachrichten angeboten hätte, war mit den Speisekarten aller möglichen Bringdienste übersät, doch von irgendwelchen Notizzetteln keine Spur. Am Anrufbeantworter blinkte das rote Lämpchen, das den Eingang neuer Mitteilungen anzeigte. Makedde drückte den Abspielknopf. Die ersten beiden Nachrichten bestanden lediglich aus Wähltönen, dann verkündete eine Stimme: »Hallo Catherine, hier spricht Skye von Book. Bitte ruf mich an!« Es klickte ein paarmal, unterbrochen von kurzen Pausen, dann hörte sie ihre eigene Stimme: »Hi, Cat, ich bin gerade gelandet und springe gleich in ein Taxi …«
    Vermutlich würde Catherine irgendwann im Laufe des Tages anrufen, sich tausendmal entschuldigen und ihr aufgeregt erzählen, wie ihr heimlicher Romeo sie stehenden Fußes auf einen skandalösen Kurztrip entführt hatte.
    So viel zur Begrüßungsfeier.
    Makedde beschloss, es sich gemütlich zu machen, und das Erste, was auf ihrer Liste stand, war die lang ersehnte heiße Dusche. Leider erwies sich das Badezimmer als noch enger, als es auf den ersten Blick ausgesehen hatte. Es handelte sich entweder um ein völlig verfehltes Design zur Ausnutzung des minimalen Raums oder schlicht um die illegale Umwandlung einer Abstellkammer. So etwas hatte sie auch schon in etlichen anderen Modelwohnungen gesehen. Um in die Bade- und Duschwanne zu gelangen, musste sie auf die Toilette steigen, denn das Waschbecken hing über der Toilettenschüssel und dazwischen war nicht genug Platz. Sie kniete sich zuerst auf die Toilette und putzte sich die Zähne, dann zwängte sie sich herum und stieg in die Wanne.
    Sie duschte ausgiebig und genoss den erfrischenden heißen Wasserstrahl, der die Klebrigkeit der langen Reise von ihrem Körper spülte. Anschließend trocknete sie sich gründlich ab und kroch, immer noch schön warm, mit einem T-Shirt und Boxershorts bekleidet, die sich ihre Zuneigung länger bewahrt hatten als ihr ursprünglicher Besitzer, ins Bett. In den vergangenen Monaten hatte sie schlecht geschlafen, und auch während des langen Fluges hatte sie kein Auge zugetan. Deshalb konnte sie vor Müdigkeit nicht einmal daran denken, wach zu bleiben, damit ihr biologischer Rhythmus sich allmählich an die Zeitumstellung gewöhnte. Stattdessen stellte sie den Wecker auf halb sechs Uhr nachmittags, um bei der Agentur Book anzurufen und die Einzelheiten für das geplante Foto-Shooting am nächsten Tag zu besprechen. Außerdem hatte Catherine ja vielleicht bei der Agentur irgendeine Nachricht für sie hinterlassen. Der Schlaf übermannte sie sofort, doch ihre Ruhe wurde von beunruhigenden Alpträumen gestört.
    Catherine streckt die Hand nach ihr aus …
    Catherine, immer wieder Catherine. Sie schwebt durch die Schichten einer verschwommenen Traumwelt. Ihr hübsches Gesicht ist vor Entsetzen verzerrt. Sie wird weggezogen, immer weiter weg, in ein geheimnisvolles, ausgedehntes schwarzes Nichts. Ihr geisterhaftes, bleiches Gesicht weitet sich zu einem stummen Schrei. Ihre Augen werden immer
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