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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten
Autoren: Sheila Jeffries
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    Auf der Suche nach Ellen
    Ich saß mitten auf der Straße und versuchte zu begreifen, warum ich an diesem Sommermorgen von zu Hause weggelaufen war.
    Ich war ein kleines Kätzchen, gerade erst acht Wochen alt, und musste schon eine schwierige Entscheidung treffen. Sollte ich in meinem gemütlichen Haus bleiben und ein langweiliges Leben ohne Überraschungen führen? Oder sollte ich mich auf die Suche nach dem Menschen machen, den ich auf der ganzen Welt am meisten liebte? Nach Ellen, die mich genauso gern mochte wie ich sie? In einem früheren Leben war ich schon einmal ihre Katze gewesen. Als kleines Mädchen hatte sie mich Salomon genannt und war meine beste Freundin gewesen. Ich wollte zu ihr zurück.
    Ein Lastwagen donnerte auf mich zu. Die Straße unter meinen Füßen bebte. Ich konnte richtig fühlen, wie mein Schwanz und die Härchen in meinen Ohren zu zittern anfingen.
    Er kam näher. Zwei blitzende Augen und eine gläserne Stirn. Ein Name stand auf dem Kinn. SCANIA. Riesige Räder und ein Gebrüll wie von fünfzig Löwen.
    Wie hypnotisiert starrte ich in seine Augen. Ich dachte, wenn ich mich wie ein selbstsicherer Tiger benahm, würde der Lastwagen schon stehen bleiben und mich in Ruhe meine Katzenwäsche beenden lassen.
    Mein Engel pflegte mich in der Regel nicht anzuschreien. Jetzt tat er es. »Lauf weg, Salomon! Schnell!«
    Mit einem Satz, dass meine Pfoten Abdrücke im Kies hinterließen, flog ich in die Hecke. Der Laster brauste vorüber wie eine Sturmbö, Abgasgestank im Gefolge. Zischend fuhr er an den Randstein, blieb stehen und verstummte. Ein Mann kletterte heraus und verschwand in einem Haus.
    Neugierig kroch ich hervor, um den jetzt stillen Riesen zu betrachten. Ich saß auf der Straße und sah ihn an. Da verdunkelte sich der Himmel und Hagelkörner prasselten auf mein Fell. Unter dem Laster fand ich Schutz. Die Räder waren noch warm; ich setzte mich ganz nah neben ein Rad und beobachtete, wie die Hagelkörner auf dem Teer tanzten. Nachdem ich bereits ziemlich lange draußen gewesen war, musste ich dringend ein Schläfchen halten. Ich kletterte in eine Ausbuchtung hinter der Frontverkleidung des Lastwagens. Dort drinnen war es wunderbar warm; der Ölgeruch, die Hitze und das eintönige Getrommel des Hagels machten mich schläfrig. Ich rollte mich auf einem kleinen Absatz neben dem Motor zusammen, legte meinen Schwanz über meine Nase und schlief ein.
    Stunden später weckte mich ohrenbetäubendes Getöse. Als der Motor wieder zum Leben erwachte, wurde ich regelrecht hin und her geschleudert. Verängstigt versuchte ich, mein Versteck zu verlassen, doch unter mir sauste die nasse Straße. Also kletterte ich höher hinauf, bis ich auf einen verölten Absatz gelangte. Meine weißen Pfötchen waren mittlerweile total dreckig und stanken. Durch einen Schlitz im Metall beobachtete ich, wie Felder und Brücken vorüberflogen.
    Ich klammerte mich auf der schmalen Leiste fest und versuchte, Kontakt zu meinem Engel aufzunehmen. »Deine Reise hat begonnen, Salomon«, war alles, was ich zu hören bekam.
    Da verstand ich.
    Und ich erinnerte mich, dass ich bereits vor meiner Geburt dazu bereit gewesen war, mich auf die gefährliche Suche nach Ellen zu begeben.
    Alles hatte angefangen, als ich in der unsichtbaren Welt zwischen zwei Leben eine Schimmerkatze gewesen war. In der unsichtbaren Welt sind alle Katzen Schimmerkatzen, und unser Leben unterscheidet sich grundlegend von unserem Erdenleben. Menschenaugen können uns nicht sehen. Wir miauen oder jaulen nicht, aber wir schnurren. Unsere Kommunikation läuft über Telepathie. Auch andere Tiere leben dort: Schimmerhunde, Schimmerpferde, Schimmermeerschweinchen – und sogar Schimmermenschen. Es gibt aber keinen Streit, keine Umweltverschmutzung, keine Krankheiten und keinen Krieg.
    Ellens Mutter starb, als Ellen klein war, und lebte mit mir in der unsichtbaren Welt. Sie wusste, wie sehr Ellen sie vermisste und hatte die Idee, mich zu ihr zu schicken. »Ich möchte Ellen gern eine Katze schicken«, sagte sie. »Eine ganz besondere Katze, die sie liebt und unterstützt. Bei diesem Ehemann wird sie das brauchen.«
    Meine Antwort kam ohne zu zögern. »Ich werde gehen.«
    Ellens Mutter nahm mich auf dem Schoß, wo ich wie wild schnurrte. Zusammen schickten wir unsere Idee ins Licht und warteten darauf, dass ein Engel erschien.
    In der unsichtbaren Welt gibt es viele und sehr unterschiedliche Engel. Einige sind riesige, strahlende Krieger des Lichts. Andere
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