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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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schloß die Augen.
    Im nächsten Moment vollführte die Plattform eine scharfe Schwenkung. D’Ormand rutschte auf dem Rücken liegend über das Deck, zehn, zwanzig … dreißig Meter weit. Es ging alles sehr schnell, und er lag noch immer auf dem Rücken, starr vor Angst, er könne über die Kante in den leeren Raum hinausgeschleudert werden, als er das zweite Schiff sah.
    Das Schiff war eine Plattform von etwa der gleichen Größe wie die, auf der er sich befand. Sie füllte den ganzen Himmel zu seiner Rechten und kam in einer leichten Schräglage herabgesegelt. Und das mußte der Grund für das heftige Manöver der Iir-Plattform gewesen sein: die Iir versuchten mit ihren Feinden auf eine Ebene zu kommen.
    D’Ormands Kopf schmerzte. Sein Herz hämmerte wie eine Maschine, und er begann wieder zu zittern. Dies war der Alptraum eines Wahnsinnigen. Was hier geschah, konnte nicht real sein. Er krabbelte auf allen vieren zu seinem Raumboot zurück, voll Angst, ein neues Manöver würde ihn von der Plattform ins Nichts hinausfegen.
    Und wirklich, die Iir-Plattform schwenkte wieder herum. Eine schreckliche Zentrifugalkraft drohte D’Ormand fortzureißen, doch diesmal war er darauf gefaßt und konnte sich mit Händen und Füßen halten, während er seinen Körper flach aufs Deck preßte. Dann hob er den Kopf und starrte in einem Fieber von Faszination auf das Geschehen.
    Er sah, daß die beiden riesigen Plattformen längsseits und in genau gleicher Höhe aneinander lagen. Ihre Decks berührten sich. Auf der weiten Oberfläche des zweiten Schiffes waren Männer und Frauen, nackt und nicht von den Iir zu unterscheiden; und der taktische Zweck des Annäherungsmanövers schien jetzt klar zu sein.
    Alles deutete auf eine blutige Metzelei nach Piratenart hin, wo ein Gegner das Schiff des anderen zu entern und die Besatzung im Handgemenge niederzumachen suchte.
    D’Ormand rannte in die Deckung seines Schiffs und kauerte dort nieder, zitternd vor Erregung. Sein Tun war wie ein Signal. Aus der Nacht kam die junge Frau zu ihm gelaufen. Sie hatte noch das dunkle Gewand an, und es behinderte sie, aber sie schien es kaum zu bemerken. Sie warf sich vor ihm aufs Deck. Ihre Augen glühten wie große Bernsteinovale, so hell vor Erregung und Furcht waren sie.
    Im nächsten Augenblick zuckten und prickelten D’Ormands Nerven unter dem Druck und der Intensität der Emotionsbilder, die von ihr ausgingen. Man gab ihr noch eine Chance. Wenn er sie jetzt erfolgreich gebrauchte, um sich selbst zu einem Anodalzentrum zu machen, dann würde es helfen, den großen Sieg zu erringen; und sie würde nicht das Exil erleiden. Sie hatte die Kräfte der Reinheit getrübt, weil ihr gefallen hatte, was er mit ihr gemacht hatte, obwohl es den Gebräuchen der Iir zuwiderlief.
    Es gab noch mehr, aber an diesem Punkt hörte D’Ormands Gehirn zu übersetzen auf. Er war verblüfft und bestürzt. Es war ihm zuvor nicht in den Sinn gekommen, aber er entsann sich plötzlich, daß die Männer gesagt hatten, er habe bereits eine Frau als ein Nodalzentrum vorübergehend ruiniert.
    Mit einem Kuß.
    Die uralte Beziehung zwischen Mann und Frau hatte also noch etwas von ihrem Geheimnis bewahrt. Er hatte eine plötzliche Vision von sich selbst, wie er gleich einem Dieb in der Nacht umherlief und von allen Frauen, derer er habhaft werden konnte, Küsse stahl und so das dunkle Schiff vollständig desorganisierte.
    Mit krampfhafter Anstrengung zwang er die Idee aus seinem Kopf. Er war ein alberner Trottel, solche Gedanken zu haben, wo jede Faser seines Körpers auf die Zusammenarbeit mit diesen Leuten und auf sein eigenes Überleben konzentriert sein sollte.
    Die junge Frau stieß ihn heftig und fordernd an. D’Ormand kehrte in die Wirklichkeit zurück. Einen Moment widerstand er, aber nur, bis er begriff, was sie von ihm wollte. Er sollte sich mit gekreuzten Beinen aufs Deck setzen, ihre Hände halten und seinen Verstand verlieren …
    Im physikalischen Sinne gehorchte er. Er sah, wie sie ihm gegenüber niederkniete. Dann nahm sie seine Hände in die ihren und schloß die Augen. Sie sah aus, als ob sie betete.
    Überall, so beobachtete er, formierten Männer und Frauen sich zu Gruppen, wo der Mann mit untergeschlagenen Beinen saß und die Frauen knieten. Zuerst war wegen des trüben und ungewissen Lichts nicht klar zu sehen, wie zwei oder mehr Frauen und ein Mann es machten; doch dann sah er eine solche Gruppe nicht weit zu seiner Linken. Die vier bildeten einfach einen
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