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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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kleinen Kreis, eine Kette miteinander verbundener Hände.
    D’Ormand starrte verwundert zum anderen Schiff hinüber. Auch dort saßen Männer und Frauen und hielten einander bei den Händen.
    Die weißen Spiralarme der Milchstraße blickten auf eine merkwürdige Szene herab. D’Ormand hatte oft gelesen, daß die Soldaten und Krieger früherer Zeiten sich vor der Schlacht zum Gebet zu versammeln pflegten, wobei die Widersacher nicht selten einen und denselben Gott als Helfer beim bevorstehenden Gemetzel beanspruchten. Er hatte eine solche Glaubenspraxis immer als pervers empfunden. Aber dies hier war das letzte an andächtiger Gebetsvorbereitung auf das Durchschneiden von Kehlen. Mit einem finsteren Zynismus wartete er auf das Ende der reinigenden Andacht, wartete, daß die glühenden Messer zum Vorschein kämen, um in den Händen lebendig zu werden.
    Zynismus … die restlos deprimierende Tatsache, daß es nach dreißig mal hunderttausend Jahren noch immer Krieg gab. Völlig veränderten Krieg, aber Krieg!
    Es war in diesem schwarzen Moment, daß er ein anodales Zentrum wurde. In seinem Körper regte sich etwas, pulsierte etwas. Es war ein elektrischer Schock. Es war eine singende Flamme, deren Intensität wuchs. Und wuchs. Und wuchs. Sie wurde ein Frohlocken und zugleich ein Kaleidoskop physikalischer Formen.
    Der Raum wurde sichtlich heller. Die Galaxis erweiterte sich auf ihn zu. Sonnen, die verwischte Punkte fern im ungeheuren Himmel gewesen waren, blähten sich zu monströser Größe auf, als sein Blick sie berührte, sanken zurück und wurden wieder zu Punkten, als sein Blick weiterschweifte.
    Entfernungen lösten sich auf. Aller Raum wurde klein, ergab sich dem übernatürlichen Gesichtskreis, der sein war. Eine Milliarde Galaxien, Quadrillonen von Planeten enthüllten ihre vielfältigen Geheimnisse in seiner gewaltigen Vision.
    Er sah namenlose Dinge, bevor sein kolossaler Geist von diesem unbegreiflichen Sturz in die Unendlichkeit zurückkehrte. Wieder auf dem dunklen Schiff, sah er in seiner allumfassenden Erkenntnis den Sinn der Schlacht, die ausgefochten wurde. Es war eine Schlacht der Gehirne, nicht der Körper; und Sieger würde das Schiff sein, dessen Besatzung es gelänge, sich mittels der Energie beider Schiffe mit der universalen Kraft zu vereinigen und in ihr zu verschmelzen.
    Selbstopferung war das höchste Ziel jeder Mannschaft. Eins sein mit der Großen Ur-Sache, den Geist für immer und ewig in der unvergänglichen Energie baden …
    Was?
    Das Aufbegehren kam aus seinem tiefsten Innern. Und D’Ormands Ekstase endete. Er war plötzlich wieder bei sich, und er verstand sofort, daß er in seinem wilden Schrecken vor dem Schicksal, das die Iir als Sieg betrachteten, die Hände des Mädchens losgelassen und den Kontakt mit der universalen Energie unterbrochen hatte. Und nun saß er hier in der Dunkelheit.
    D’Ormand schloß die Augen. Jeder Nerv in ihm zitterte. Welch ein unglaubliches, grauenvolles Schicksal! Und der schrecklichste Aspekt war, daß er ihm nur mit knapper Not entgangen war.
    Denn die Iir waren im Begriff gewesen, den Kampf für sich zu entscheiden. Das Schicksal der Selbstauflösung, nach dem sie sich sehnten, wäre ihnen beinahe zuteil geworden … Dieses Anodal-Erlebnis war bestimmt eine großartige Sache, dachte D’Ormand schließlich vage. Aber er war geistig nicht darauf vorbereitet, sich mit den großen Kräften der Dunkelheit zu verschmelzen.
    Der Dunkelheit? Zum erstenmal bemerkte er etwas, das er in der Intensität seiner Erleichterung übersehen hatte: er saß nicht mehr auf dem Deck der Iir-Plattform. Es gab kein Deck mehr.
    Und es war verdammt dunkel.
    D’Ormand zog sich mit einer erschrockenen Bewegung zusammen und blickte umher. Er sah das zweite dunkle Schiff. Es war hoch im Himmel und entfernte sich rasch. Noch als er es beobachtete, verschwand es im Schwarz des Raums.
    Dann war die Schlacht also vorbei. Aber was war geschehen?
    Dunkelheit. Überall. Und sofort folgte die Gewißheit: die Iir hatten gewonnen. Sie waren jetzt in ihrer Glorie, ekstatische Bestandteile der universalen Energie. Und nachdem ihre Schöpfer fort waren, war die Plattform in einen mehr elementaren Energiezustand zurückgefallen und nichtexistent geworden. Aber was war mit seinem Raumboot?
    Panik schoß in heißen Wellen durch D’Ormand. Einen Moment versuchte er gleichzeitig in alle Richtungen zugleich zu sehen, hoffte, die vertrauten Umrisse in der alles einhüllenden Schwärze
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