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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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Verwunderung darüber verging. Er und sein stummer Gefährte setzten ihre seltsame Promenade fort. Sie erreichten den Rand des Schiffes und gingen daran entlang. D’Ormand zwang sich zu einer Gelassenheit, die er nicht fühlte, trat direkt an die Kante und starrte in einen Abgrund, der sich Milliarden Lichtjahre in unbekannte Tiefen erstreckte.
    Er begann sich besser zu fühlen. Er suchte nach einer Methode, die geistige Kluft zu überbrücken, die ihn von dem Fremden trennte. Es mußte Telepathie gewesen sein, mit der sie ihn verlockt hatten, sein Raumschiff zu landen. Wenn er sich jetzt auf eine Idee konzentrierte, dann würde er vielleicht eine Antwort erhalten.
    Der Gedanke endete, weil ein anderer dazwischenkam: sie hatten ihn angekleidet gelassen. Was war die Psychologie?
    Er ging langsam weiter, den Kopf geneigt, und betrachtete seine Hosenbeine und Schuhe, und dann die nackten Beine des dünnen Mannes neben ihm.
    Als die ersten Kommunikationen einsickerten, war D’Ormand sich ihrer nur undeutlich bewußt, so allmählich kamen sie. Da war ein Gedanke, daß die Stunde der Schlacht näherrücke; und daß er sich vor ihnen beweisen müsse. Dann werde er für immer auf dem Schiff leben. Andernfalls würde er das Exil erleiden.
    Es war sonderbar. Einen Augenblick war er sich dieser fremden Gedanken nur unklar bewußt. Im nächsten machte er einen verzweifelten Sprung zum neuen Verstehen seiner Position.
    Es gab keinen Zweifel. Er harte Information erhalten, und eine Warnung. Eine düstere und harte Warnung: er mußte sich der Art dieser Schiffsnomaden anpassen, bevor irgendeine phantastische Schlacht ausgefochten würde, und falls er sich als brauchbar erwiese, würde er für immer hier leben.
    Für immer! Es erschien ihm plötzlich unmöglich, daß er richtig verstanden hatte, was ihm zugegangen war. Eine Schlacht stand bevor. Das war sinnlos. Bewähre dich, oder erleide das Exil. D’Ormand zerbrach sich den Kopf und entschied zuletzt mit kalter Logik, daß Exil in diesem Fall vermutlich mit Tod gleichzusetzen sei.
    So oder so, sein Kommunikationsversuch war erfolgreich verlaufen. Er hatte um Informationen gebeten, und er hatte sie bekommen. Er hätte nicht nachlassen sollen, hätte seinen Verstand nacheinander auf die hundert verschiedenen Fragen konzentrieren sollen, auf die er Antworten suchte: Wer waren sie? Wohin reiste das Schiff? Welches war der Antriebsmechanismus der riesigen Plattform? Warum gab es so viel mehr Frauen als Männer?
    Er war in Gedanken verloren stehengeblieben – und als er aufblickte, sah er sich einer Frau gegenüber. Sie stand keine zwei Meter von ihm entfernt, und ihre Augen glühten ihn unverwandt an. Er begriff, daß sie nicht gekommen war, um ihn bloß anzusehen. Offenbar unterzog man ihn einer Prüfung, der er sich stellen mußte. Er betrachtete die Frau.
    Sie war ziemlich angenehm anzuschauen. Ihr Gesicht war jugendlich und von einem gewissen exotischen Reiz, ihr Haar dunkel und lang. Es war ungekämmt, aber die Wirkung war nicht unvorteilhaft für sie. Ihr Körper …
    D’Ormand zwinkerte. Bis zu diesem Augenblick war ihm der Unterschied zwischen ihr und den anderen nicht aufgefallen. Sie war bekleidet. Sie hatte ein langes dunkles Gewand an, doch ihre Füße waren bloß.
    Bekleidet! Nun war kein Zweifel mehr möglich. Dies war für ihn. Aber was erwartete man von ihm? Er hatte bereits beobachtet, daß Männer und Frauen sich ohne Scham vor aller Augen miteinander paarten, aber das konnte schwerlich die angemessene Art sein, eine Bekanntschaft zu schließen. Er starrte die Frau an. Ihre Augen waren wie tote Juwelen, glanzlos auf ihn gerichtet. Welche Gedanken mochten hinter diesen Fenstern ihres Geistes sein? Ihre Augen verrieten es nicht. Hinter ihrer dunklen Stirn war ein geistiges Bild von einer Welt, die drei Millionen Jahre älter war als die seine.
    Ein beunruhigender Gedanke. Er dachte: Die Frau ist das Nodal, der Mann das Anodal. Alle Kraft erwächst aus ihrer Beziehung, um so mehr, als das Anodal mit drei oder mehr Nodalen Beziehungen haben kann.
    Hatte er das gedacht? Niemals.
    Erkenntnis durchzuckte ihn. Wieder war die seltsame neurale Kommunikationsmethode dieser Leute unbemerkt in sein Bewußtsein eingedrungen. Diesmal hatte er erfahren, daß eine oder mehr Frauen zu einem Mann gehören konnten. Was den Frauenüberschuß hier zu erklären schien.
    Seine Erregung flaute rasch ab. Na und? Das erklärte noch immer nicht, warum diese Frau zu ihm gekommen war. Es sei
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