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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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Maschine glitt unter ihrer eigenen gewaltigen Kraft aus der Schleusenkammer und über die gefrorenen Geleise draußen.
    Die kleine Sonne hing tief über dem flachen Osthorizont.
    Ich zeigte und rief José durch das Sprechgerät in meinem Helm. Er kam von seinem Platz herüber und folgte meinem Finger mit seinem Blick.
    „Eis, Señor?“ sagte er.
    „Eis“, bestätigte ich. Der lange, stromlinienförmige Rumpf der Lokomotive hatte die Halle kaum verlassen, doch schon war er von schimmerndem Reif weiß überzogen.
    Fünfundvierzig Grad Kälte. Ein typischer Wintermorgen in der warmen gemäßigten Zone des Mars. Abseits von uns lag die Siedlung Eastport verlassen und trübselig in der grenzenlosen Ebene. Wir rollten an den untereinander verbundenen Kuppelbauten, Werkhallen und Erzhalden vorbei. Zweigstrecken führten direkt zu den Erzaufbereitungsanlagen und weiter in die Abbaugebiete. Ich ließ den kurzen Zug – einige Güterwaggons und einen Passagierwagen mit Druckkabine – bis zum Rangiersignal außerhalb des Verschiebebahnhofs fahren. Dann rollte ich langsam zurück und koppelte die lange Reihe der Erzwaggons an, die mit uns gehen sollten.
    Das getan, schob ich die Tür zurück und kletterte von der Lokomotive. Die Sonne schien aus einem tief blauschwarzen Himmel direkt in meine Augen. Die Sterne über mir waren noch immer sichtbar; sie würden den ganzen Tag mit uns sein.
    Ich blickte zurück. José stand an der Tür. Ich rief hinauf: „Mach lieber die Tür zu!“
    Ich kletterte in den Passagierwagen und betrat den komfortablen Innenraum durch die Luftschleuse. Ein kurzer Blick zu den Männern an der Bar zeigte mir, daß ich einen wichtigen Zug fuhr. Da waren vier hohe Beamte der Eisenbahnverwaltung, die ich kannte, und ein Mann namens Philip Barron, der gerade von der Erde gekommen war, ein beleibter, gepflegter Herr mit weißem Haar und schiefergrauen Augen, die hart wie Achat aussahen.
    Der Betriebsdirektor Henry Wade, der uns miteinander bekannt gemacht hatte, begann: „Hecton, unsere Zentrale zu Hause sieht den Einsatz von Andenindianern als eine kostensparende Rationalisierungsmaßnahme, und deshalb wird sie den Mars mit diesen Leuten bevölkern. Ich finde, daß es eine kurzsichtige Politik ist. In ein paar Jahren werden sie eine Revolution machen und den Mars als ihre private Domäne betrachten. Der nächste Schritt wird dann die Enteignung der Gruben und der kostbaren Einrichtungen sein, die wir hierher gebracht haben.“
    „Wie ist Ihr Eindruck von ihm, Mr. Hecton?“ sagte ein anderer.
    „Er scheint in Ordnung zu sein“, sagte ich vorsichtig.
    „Glauben Sie, daß er in diesem Klima leben kann?“
    Ich zögerte. „Ich weiß nicht“, sagte ich schließlich. „Er scheint die Luft atmen zu können.“
    Ein dritter lachte ironisch. „Einer von den neuen Menschen. Der wahre Marsmensch. Wußten Sie, daß bereits Hunderte von ihnen technisch ausgebildet werden? Auch Frauen. Leute wie Sie und ich, Hecton, werden bald nur noch kuriose Gestalten aus der Frühgeschichte der Marsbesiedlung sein.“
    „Das ist Unsinn“, sagte unser Betriebsdirektor.
    Aber die Worte des anderen machten mich unbehaglich. Es gab Zeiten, da ich diese Arbeit und dieses Leben verfluchte, aber mindestens ebenso oft war ich mit meinem Los zufrieden und konnte mir nichts vorstellen, was ich lieber getan hätte. Außerdem war die Bezahlung phantastisch – jedenfalls verglichen mit dem, was unsereiner auf der Erde verdienen konnte.
    Henry Wade legte eine Hand auf meine Schulter und sagte: „Sie müssen ihn beurteilen, Hecton, und wir müssen uns auf Ihre Einschätzung verlassen können. Meine Meinung ist, daß Sie bei der Beurteilung einen strengen Maßstab anlegen sollten. Verstehen Sie, was ich meine?“
    Ich zuckte die Achseln. „Ich verstehe es, aber ich kann mir nicht denken, daß dieses ganze Projekt von meiner Beurteilung abhängen sollte.“
    „Natürlich wird es von vielen Dingen abhängen“, sagte Wade. „Oberflächlich betrachtet, scheint die Idee ihre Vorzüge zu haben. Erst wenn man sie als Ganzes eingehender untersucht, erkennt man die Gefahr.“
    Barron setzte sein Glas auf die Bartheke und drehte sich auf seinem Hocker herum. „Es ist nicht halb so schlimm wie diese Herren es sehen“, sagte er zu mir. „Wir fangen mit achtzehn Indianern in verschiedenen Arbeitsbereichen an. Natürlich tun wir es, weil wir uns, sollten sie sich bewähren, auf lange Sicht Kosteneinsparungen davon versprechen. Billigere
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