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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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ungefügen Druckanzug behindert; ich schoß vornüber und schlug lang in den Schotter. Das Luftpolster in meinem Anzug bewahrte mich vor ernsten Verletzungen. Aber ich keuchte benommen, als ich auf die Füße krabbelte. Der Passagierwagen war vorbeigerollt, und ich mußte versuchen, auf einen der Erzwaggons aufzuspringen, doch als ich neben dem Zug her rannte, so schnell ich in der hinderlichen Kleidung konnte, wurde mir klar, daß der Zug zu schnell fuhr. Ich wollte schon aufgeben, als eine eisenharte Hand den Kragen meines Überanzugs packte.
    „Schneller, Señor!“
    Ich rannte, daß ich glaubte, meine Lungen müßten bersten. Schweiß rann in meine Augen, bis ich kaum noch sehen konnte. Ich tastete blindlings nach der Eisenleiter des Erzwaggons, an der José sich festklammerte.
    Mit seiner Hilfe – er hielt den größten Teil meines Gewichts – bekam ich die Eisenstange in den Griff und konnte auf die unterste Stange springen; und kurz darauf lagen wir nach Luft schnappend auf der Erzladung.
    Fünf Minuten später setzte ich mich aufrecht. „Ich weiß nicht, was dieser Hurensohn vorhat“, schnaufte ich, „aber wir gehen in den Personenwagen und warten es dort ab.“
    Unser plötzliches Erscheinen löste allgemeine Bestürzung aus. Ich erklärte kurz, was geschehen war, dann ging ich zum Zugtelefon und rief die Maschine. Im Führerstand läutete es dreimal, dann wurde unterbrochen, und die Leitung war tot. Weil alle Energie im Zug von der Lokomotive geliefert wurde, erschien es mir offensichtlich, daß Frank das Telefonsystem ausgeschaltet hatte, zweifellos, um uns daran zu hindern, unseren Bestimmungsort Marsopolis anzurufen.
    Stumm verfluchte ich meine Einfalt, weil ich nicht zuerst dort angerufen hatte. Frank hätte vielleicht nicht rechtzeitig daran gedacht.
    Einer der hohen Beamten zuckte gleichmütig mit der Schulter. „Er benimmt sich sehr dumm. Er kann den Zug nicht ruinieren, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Wir brauchen nichts zu tun als abzuwarten.“
    Ich hatte eine plötzliche Idee und ging zum Instrumentenbrett. Die Temperatur lag um fünf Grad unter dem vorgeschriebenen Wert, und der Luftdruck war stark gefallen. Ich wandte mich zu den anderen um und sagte: „Ich fürchte, er hat die Versorgungsleitungen unserer Klimaanlage unterbrochen.“
    Philip Barron sah blaß aus, aber seine Augen waren ruhig. „Wie lange haben wir noch zu fahren?“ fragte er mich.
    „Nicht länger als zwei Stunden“, sagte ich. „Die Kälte könnten wir aushalten, aber wenn der Luftdruck weiter so fällt, werden wir alle ohnmächtig – das heißt, alle bis auf Joe hier.“
    Es blieb eine Weile still. Henry Wade, der sich zuvor für Frank stark gemacht hatte, brütete mißmutig vor sich hin. Barron blickte zu José und sagte nachdenklich: „Richtig. Ich nehme an, daß Gray kalkuliert, es werde darauf hinauslaufen, daß sein Wort gegen das eines Indianers steht. Der arrogante Dummkopf! Natürlich könnten wir alle eine Erklärung über den tatsächlichen Hergang unterzeichnen und sie Mr. Incuhana geben …“
    „Zum Teufel damit“, brummte einer der anderen. „Das könnte dem Indianer helfen, und vielleicht könnte es auch der Justiz helfen, aber was wird aus uns?“
    „Sie übersehen einen Punkt“, warf ich ein. „José kann niedrigen Luftdruck aushalten, aber er kann keine verbrauchte, vergiftete Luft atmen, und nach Dunkelwerden würde er es draußen nicht lange aushalten. Wir haben nur eine Chance.“ Ich wandte mich um. „Komm mit, Joe, wir müssen die Lokomotive entern.“
    In jedem der zwei Kästen mit Rettungsgeräten an beiden Enden des Wagens gab es eine Axt. Wir bewaffneten uns mit ihnen und kletterten hinaus und über die Puffer zum nächsten Güterwaggon. Dort mußten wir auf das Dach klettern, um weiter nach vorn zu kommen. Ich konnte die schimmernde, blau und rot lackierte Lokomotive am Kopf des Zugs sehen, und durch die Rückfenster des buckelartig erhöhten Führerstands war Frank Gray auszumachen.
    Sorgen machte mir, daß es im Führerstand ein Gewehr gab – und im Moment waren José und ich auf dem Waggondach wie zwei Zielscheiben in einem Schießstand. Allerdings bezweifelte ich, daß Frank ohne weiteres auf uns feuern würde – Leichen mit Kugeln darin würden nicht leicht wegzudiskutieren sein – aber die Möglichkeit versetzte mich in einen nervösen Spannungszustand.
    Der Marshimmel begann im Osten bereits zu dunkeln, und hoch über der sinkenden Sonne strahlte hell die
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