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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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Geschwindigkeit, und als wir das Hindernis sahen, hielten wir den Zug. Es war eine Steinechse, eine sechs Meter lange Monstrosität, bedeckt mit schwarzen und gelben Panzerschuppen. Ein Fuß des Tieres steckte zwischen zwei Schwellen unter der Schiene, und es wäre sofort freigekommen, wenn es aufgehört hätte, vorwärtszudrängen und zu ziehen, aber dafür war es nicht intelligent genug.
    Henry Wade rief an und erkundigte sich nach dem Grund des Aufenthalts, aber als ich es ihm sagte, verlor er das Interesse. „Sie wissen, was zu tun ist“, sagte er und legte auf.
    Ich wußte es, aber ich war nicht glücklich darüber. Ich erläuterte Jose, daß Männer, die die Steinechse jagten, einen Überanzug aus dem unzerreißbaren Material trugen, das wir am Anfang unserer Reise neben den Schienen aufgelesen hatten. Es schützte die Druckanzüge gegen scharfkantiges Gestein und gegen ein ungezieltes Zuschnappen der Echse, obwohl es bei einem direkten Angriff nicht viel nützte. Im Notfall mußte man versuchen, hinter die Echse zu kommen. Aus den Augen bedeutete für sie aus dem Sinn.
    Frank Gray kam in den Führerstand, um zu sehen, was los sei. Als ich ihm vorschlug, gemeinsam mit mir die Steinechse aus ihrer mißlichen Lage zu befreien, lehnte er kühl ab. „Das Ding lebt von diesen zähen Flechten“, sagte er. „Es hat Zähne, mit denen es Steine zerbeißen könnte. Joe hier ist der richtige Mann für den Job. Wenn sein Anzug bei dem Geschäft zerrissen wird, macht es ihm nichts aus.“
    José holte eine Brechstange. „Wo ist dieser Überanzug, Señor?“
    „Im Wandschrank“, sagte ich. „Wir gehen zusammen.“
    Die Überanzüge hüllten uns von den Zehenspitzen bis zum Hals vollständig ein. Mein stabiler, kugelförmiger Kunststoffhelm bot mir zusätzlichen Schutz. José hatte nur seine dicke Pelzmütze. Ich nahm eine lange Ölspritzkanne aus der Werkzeugtruhe, und wir kletterten von der Lokomotive. Als die Echse uns kommen sah, wandte sie ihren schweren Kopf und beobachtete uns. Aber sie zerrte und zog stur vorwärts.
    Ich spritzte Öl in die unergründlichen blauen Augen. Dann stießen und stachelten wir das Tier von der linken Seite her an. Als das nichts fruchtete, versuchten wir es von der rechten Seite und von hinten. Die Echse zischte und machte klappernde Geräusche in der Kehle, zerrte aber in derselben idiotischen Art weiter an ihrem eingeklemmten Bein.
    Die Sonne sank zum Nachmittag. Geduldig stocherten und stießen wir an dem ungefügen Tier herum, bis sich in seinem winzigen Gehirn endlich ein Stromkreis zu schließen schien. Das Vorwärtsstreben hörte auf. Zischend drehte die Echse herum, wie wenn sie uns verfolgen wollte. Ihr Fuß glitt mühelos unter der Schiene heraus. Und sie war frei.
    „Jose!“ rief ich. „Lauf hinter sie!“
    José bewegte sich ein wenig langsam und unbeholfen. Wahrscheinlich unterschätzte er die Schnelligkeit des Ungeheuers. Zwanzig Zentimeter lange Krallen peitschten so nahe vor seinem Gesicht durch die dünne Luft, daß ich entsetzt den Atem anhielt, aber dann war er aus dem Gesichtskreis der seltsamen Kreatur, die ihn sofort vergaß.
    Wir sahen ihr nach, wie sie sich gemächlich vom Schienenstrang entfernte und mühevoll einen großen Felsblock überkletterte, statt ihn zu umgehen.
    Als wir uns zur Lokomotive umwandten, hörten wir ein Zischen und ein Schnauben, und der lange Zug bewegte sich auf uns zu. Hinter den großen Fenstern des Führerstands sah ich Frank Gray am Steuerpult sitzen. Er winkte uns höhnisch zu, als die mächtige Lokomotive fauchend an uns vorbeirollte und mit jedem Meter mehr beschleunigte.
    Ich ergriff die Geländerstange und schwang mich auf die unterste Stange der Einstiegsleiter, als über mir die Tür geöffnet wurde. Frank beugte sich heraus und schlug mit einem langen Schraubenschlüssel auf meine Finger. Obwohl meine Hände durch dicke Handschuhe geschützt waren, zwang der Schmerz mich zum Loslassen. Ich konnte mich mit knapper Not an eine tiefere Stange der Eisenleiter klammern, aber Frank warf sich auf den Bauch und ließ seinen Schraubenschlüssel wieder heruntersausen. Diesmal verfehlte er meine linke Hand, aber er schlug Funken aus dem Eisen. Ich hatte genug. Ich konnte nicht riskieren, daß er auch noch meine linke Hand verkrüppelte. Bevor er von neuem zuschlagen konnte und mich womöglich unter die Räder schickte, sprang ich ab und fing gleichzeitig zu rennen an.
    Aber der Zug fuhr bereits zu schnell, und ich war durch meinen
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