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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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Unterkünfte, einfachere Kompressionsanlagen, vielleicht eine Verringerung der Personalkosten, so daß die Bahn hier aufhört, ein Zuschußbetrieb zu sein. Ist das schlecht? Ich glaube nicht.“
    Als ich ein paar Minuten später in den Führerstand der Lokomotive kletterte, sah ich Frank Gray in seine Abteilung verschwinden. Ich warf dem Indianer einen fragenden Blick zu, aber sein Gesicht sagte mir nichts. Ich zögerte einen Moment, aber Frank war mein Freund, und José nicht; ich beschloß, keine Fragen zu stellen. Ich nickte ihm kurz zu und sagte: „Gib ihr Dampf.“
    Der Zug setzte sich langsam in Bewegung, und ich blickte auf meine Uhr. Wir hatten bereits acht Minuten Verspätung. Bis zum Abend hatten wir ungefähr siebenhundert Kilometer zu fahren, keine sehr weite Entfernung, solange es keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten gab. Im Marswinter fuhren die Züge nur bei Tag. Die extrem tiefen Nachttemperaturen machten das Metall der Schienen gefährlich spröde.
    Nach einer Weile sagte ich: „Halte die Maschine auf fünfundvierzig Stundenkilometer.“
    José nickte, machte aber ein verdutztes Gesicht. Als ich ihn so im Führerstand sitzen sah, warm gekleidet, doch ohne Druckanzug, begann ich etwas von der Spannung zu fühlen, die in den anderen Männern gewesen war. „Joe“, sagte ich, „wie kommt es, daß du noch nicht nach Luft schnappst?“
    Er war kein Dummkopf. Er wußte Bescheid. Ein Bewohner des Andenhochlands, so erklärte er mir, habe größere Lungen mit höherer Kapazität als ein Mann aus dem Tiefland. Sein Herz sei wenigstens um ein Sechstel leistungsfähiger, seine Adern beförderten eine größere Menge Blut, und seine Nervenzellen seien weniger empfindlich gegen Sauerstoffmangel.
    Als die Spanier nach Bolivien und Peru gekommen seien, erzählte er mir, hätten diejenigen unter ihnen, die im Hochland stationiert wurden, keine Nachkommen zeugen können. Erst nachdem eine Generation in mittleren Höhenlagen gelebt habe, seien die Abkömmlinge fähig gewesen, den Altiplano zu besiedeln. Die Indianer aber hätten seit undenklichen Zeiten dort gelebt.
    Seine Worte hinterließen in mir ein sonderbares Gefühl von Unzulänglichkeit. Ich blickte in sein kupferbraunes Gesicht und begriff, daß er wirklich ein Marsianer werden konnte. Aber es war offensichtlich, daß ich es nicht konnte.
    Ich sah den großen Haufen weit voraus neben den Schienen liegen, bevor José darauf aufmerksam wurde. Ich hatte natürlich nichts anderes erwartet; und so beobachtete ich ihn und fragte mich, wie lange er brauchen würde, das Objekt auszumachen. Zwanzig Sekunden vergingen, dann zeigte er hinaus.
    Ich seufzte. Der Haufen war noch immer gute zwei Kilometer entfernt, und daß José ihn schon bemerkt hatte, bedeutete, daß von Sauerstoffmangel bei ihm keine Rede sein konnte.
    „Zieh die Bremsen an, Joe“, sagte ich.
    Er sah mich überrascht an, und ich wußte, daß er es für verfrüht hielt. Er berücksichtigte nicht die Tatsache, daß es auf dem Mars erheblich länger dauerte, bis man einen Zug zum Stehen brachte. Die gleiche Masse wie auf der Erde, aber weniger Gewicht und weniger Reibung. Die Räder knirschten auf den Schienen, die Maschine keuchte; wir hielten.
    Niemand war in Sicht, nur der riesenhafte Sack lag da neben dem Bahnkörper. Ich vermutete, daß ungefähr zwei Tonnen Gestein darin waren. „Ich steige aus, Joe“, sagte ich zu ihm. „Dann fährst du langsam weiter, bis ich winke.“
    Er nickte. Als ich die Tür öffnete, klappte er die Ohrenschützer seiner Pelzmütze herab und schlug den Mantelkragen hoch; und als ich von der Maschine geklettert war, kam er herüber und schloß die Tür.
    Es war nicht mehr ganz so kalt wie bei Sonnenaufgang. Ich schätzte die Temperatur auf minus fünfunddreißig Grad. Der lange Zug rollte langsam an und hielt, als ich José winkte. Mit Hilfe eines kleinen Krans, den wir für solche Zwecke mitführten, hob ich die Last in einen der Erzwaggons. Und kurz darauf war ich wieder im Führerstand der Lokomotive.
    Ich sagte: „Du kannst jetzt mit dem Tempo hinaufgehen.“
    Die Nadel des Geschwindigkeitsanzeigers kletterte. Bei hundertzehn Stundenkilometern ließ er es genug sein. José sah mich an und sagte: „Ich weiß nicht genug über diese Strecke, Señor, um eine noch schnellere Fahrt zu riskieren.“
    Ich nickte, kam zu ihm und steigerte die Geschwindigkeit auf hundertdreißig. Dann erklärte ich ihm die Eigenheiten dieser Route. Als ich geendet hatte, sagte Jose:
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