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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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Ding neben ihm? Ein zweites Schiff? Sein Schiff war das einzige in diesem nie erreichten, entlegenen Teil des Universums. Es konnte kein zweites geben. Trotzdem stand D’Orman hastig auf. Er hatte nicht das bewußte Gefühl, aufzustehen. Einen Augenblick lag er auf seinem Rücken. Im nächsten stand er da, wankend …
    Er stand auf einem breiten Deck neben seinem Raumboot. Das Deck und alles darauf war deutlich sichtbar. Eine unbestimmte Helligkeit lag über dem Ganzen; es war wie auf einer nächtlichen Wiese, wenn Wolken den Mond verdecken. Und überall um ihn her, nah und fern, waren nackte Männer und Frauen. Sie standen, saßen, lagen, ohne ihm die geringste Beachtung zu schenken.
    Er krallte an der Luftschleuse des Raumboots herum, als ob er den Einstieg mit bloßer Kraft allein aufbringen könnte.
    Nach einer Weile beruhigte er sich. Er trat zurück. Aus irgendeiner noch nicht erschöpften Reserve von Ruhe und Nervenkraft kamen der Wille und die Fähigkeit, um das Raumboot zu gehen und durch die Bullaugen hinein zu sehen. Das Innere war ein düsteres Loch, angefüllt mit den vertrauten Formen und Umrissen, deren Anblick eine Rückkehr panischer Fluchtimpulse mit sich brachte, die jedoch rasch verblaßten.
    Schließlich stand er still, hielt seinen Geist frei von unwesentlichen Ideen und dachte einen einfachen, geraden Gedanken: er war auf dem Plattformschiff. Und es gab nichts, absolut nichts zu tun als abzuwarten, welches weitere Schicksal seine Fänger ihm zugedacht hatten.
    Er setzte sich hin. Und wartete.
    Wenigstens eine Stunde verging, eine Stunde wie keine andere in der Geschichte seiner Welt: ein Mann aus dem Jahr 2975, der eine Szene auf einem Raumtransporter beobachtete, die sich dreißigtausend Jahrhunderte später abspielte.
    Dabei gab es nichts zu beobachten als die unglaubliche Szene selbst. Niemand schien wahrzunehmen, daß er auf dem Schiff war. Gelegentlich schlenderte eine dunkle Gestalt vorbei, schwarz und schemenhaft, aber deutlich sichtbar, wie auch das ganze riesige Deck und seine Fracht übermenschlicher Wesen deutlich sichtbar waren.
    Aber niemand kam, um sein wachsendes Bedürfnis nach Information zu befriedigen. Endlich kam mit einem prickelnden Schock die Erkenntnis, daß er selber den ersten Schritt tun müsse. In einem Ausbruch von Entschlossenheit stand er auf. Und dann zögerte er. Hatte er wirklich die Absicht, einen Passagier dieses Schiffes der Nacht aufzusuchen und durch Gedankenübertragung Fragen zu stellen?
    Die Fremdartigkeit schreckte ihn. Diese Leute waren nicht menschlich. Nach drei Millionen Jahren hatte ihre Beziehung zu ihm nicht mehr Bedeutung als für ihn die Beziehung zu einem Affen seiner Tage, mit dem er die tierischen Vorfahren teilte. Hier war, nach undenklichen Äonen, der vollkommene Mensch. Hier war die Evolution zu Grenzen vorgedrungen, die jenseits aller Vorstellungskraft lagen, hatte mit unerklärlichen und atemberaubenden Entwicklungen biologischer Anpassungsfähigkeit den Raum selbst erobert. Zugleich aber mußte diese Entwicklung so einfach sein, daß er, ein Fremder, in einer einzigen Schlafperiode auf wunderbare Weise in den gleichen Zustand umgewandelt worden war.
    D’Ormands Gedanke stockte an diesem Punkt. Es wurde ihm bewußt, daß er keine Ahnung hatte, wie lange er geschlafen hatte. Es konnten Jahre gewesen sein, oder Jahrhunderte. Für einen Schlafenden existierte die Zeit nicht.
    Um so wichtiger war es, endlich festzustellen, was alles dies zu bedeuten hatte. Er entschied sich für einen Mann, der in dreißig Metern Entfernung langsam dahinschlenderte.
    Er erreichte ihn. Seine Fingerspitzen berührten den nackten Arm des Fremden.
    Der Mann wandte sich um und schaute D’Ormand an. Seine Augen glühten wie kleine Flammenpunkte, die durch geschlitzte Löcher stachen. Seltsamerweise war es nicht die dämonische Qualität dieses Blicks, die D’Ormand Schauer der Angst über den Rücken jagte. Es war die Seele, die aus diesen brennenden Augen spähte – ein fremder, unzugänglicher Geist, der ihn mit unglaublicher Intensität anstarrte.
    Dann drehte der Mann sich weg und ging weiter.
    D’Ormand zitterte. Aber nach einem Moment faßte er sich und ging neben dem rätselhaften Spaziergänger her. Sie gingen an Gruppen von Männern und Frauen vorüber. Und nun, da er sich unter ihnen bewegte, bemerkte D’Ormand eine Tatsache, die ihm bisher entgangen war: die Zahl der Frauen überstieg die der Männer mindestens um das Dreifache.
    Die
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