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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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denn, bei der Annäherung handelte es sich um eine Art Heiratsangebot.
    Man erwartete eine Reaktion von ihm, also trat er auf sie zu, nahm sie in seine Arme und küßte sie. In der Krise, dachte er, muß man direkt und ohne Arglist handeln.
    Nach einem Moment vergaß er das. Die Lippen der Frau waren weich und passiv. Es war kein Widerstreben in der Frau, aber auch kein Bewußtsein der Bedeutung, die ein Kuß für ihn hatte. Sie zu küssen war wie eine Zärtlichkeit, die man einem kleinen Kind erweist; die gleiche Ahnungslosigkeit war da.
    Ihre Augen, seinen eigenen jetzt so nahe, waren tiefe Teiche verständnislosen Nicht-Widerstandes. Ihre Passivität war so groß, daß er sie nicht normal fand; es war völlig klar, daß diese junge Frau noch niemals von Küssen gehört hatte. Ihre Augen glühten ihn mit einer fremdartigen Indifferenz an.
    Das endete plötzlich. Sie entzog sich ihm mit einer raschen, geschmeidigen Bewegung, und in ihrem Gesicht war nun ein deutlich erschrockener Ausdruck. Sofort drehte sie um und ging fort. Sie wurde zu einer schattenhaften Gestalt, die sich nicht nach ihm umwandte.
    D’Ormand starrte ihr unbehaglich nach. Er schien ihm, daß er gegen die Zeit arbeitete. Und sein erster Versuch, sich dem Leben auf dem dunklen Schiff anzupassen, war ein Fehlschlag.
    Er kehrte zu seinem Raumschiff zurück, in dessen Nähe er sich instinktiv sicherer fühlte. Er legte sich nieder und schloß die Augen. Er reagierte nicht gut. Eine ganze Periode hatte er inmitten des reinen Lebens von Iir verbracht, und noch immer war er nicht eingestimmt.
    He! D’Ormand stutzte. Das hatte er nicht gedacht.
    Er fuhr hoch und öffnete seine Augen. Dann schrak er zurück. Feueräugige Männer standen um ihn herum. Er hatte keine Zeit, sich zu fragen, wie sie sich so rasch versammelt haben konnten.
    Sie handelten. Einer hielt ein Messer mit langer Klinge in seiner Hand. Die anderen sprangen vor, packten D’Ormand und hielten ihn nieder. Im nächsten Augenblick stieß das Messer auf seine Brust herab.
    Er kreischte sie an, das heult, sein Mund, sein Gesicht und seine Kehle arbeiteten in einer krampfhaften Pantomime von Sprache, aber kein Geräusch kam. Die luftlose Nacht des Weltraums spottete seines menschlichen Entsetzens.
    D’Ormand spannte seinen Körper in unerträglicher Erwartung der Todesqual, als die Klinge sein Fleisch durchstieß. Aber er fühlte keinen Schmerz. Es war wie das Sterben in einem Traum, bis auf die Wirklichkeit seines verzweifelten Zuckens und Sichwindens, und gleichzeitig beobachtete er mit benommener Faszination den Weg des Messers.
    Sie holten sein Herz heraus; und D’Ormand starrte es an wie ein Wahnsinniger, während einer der Dämonen es in seiner Hand hielt und zu untersuchen schien.
    Und das Herz lag in der Handfläche des Ungeheuers, lag dort und schlug langsam und gleichmäßig.
    D’Ormand hörte zu zappeln auf. Wie ein Vogel, der vom glitzernden Blick der Schlange hypnotisiert wird, beobachtete er die Vivisektion seines eigenen Körpers.
    Sie taten, wie er mit einem Rest von Vernunft registrierte, jedes Organ zurück, sobald sie es untersucht hatten. Einige studierten sie länger als andere – und es gab keinen Zweifel, daß sie schließlich gewisse Verbesserungen erreichten.
    Aus seinem Körper kam Wissen. Selbst in diesen ersten Momenten begann er bereits zu verstehen, daß das einzige Hindernis darin bestand, daß er versuchte, dieses Wissen in Gedanken zu übersetzen. Die Information war ganz Emotion. Sie ging prickelnd durch seine Nerven, voll von subtilen Modulationen, seltsame Freuden der Existenz versprechend.
    Langsam, wie ein Dolmetscher, der keine der beiden Sprachen versteht, übertrug D’Ormand diese wundersamen Emotionen in Gedankenform. Dabei veränderten sie sich. Die magische Brillanz schien von ihnen abzufallen. Es war, wie wenn man einem kleinen Tier die Luft abdrückt und dann enttäuscht auf den toten Körper starrt.
    Aber die Tatsachen, hart und aller Schönheit entkleidet, ergossen sich in sein Gehirn: sie waren die Iir. Diese Plattform war kein Schiff; es war ein Kraftfeld. Es bewegte sich, wohin sie wollten. Eins sein mit der Lebensenergie, das war die größte Freude ihrer Existenz. Die nodale Kraft der Frauen war für die Errichtung des Feldes notwendig; aber der Mann, die anodale Kraft, war das einzige Zentrum der glorreichen Energie.
    Die Stärke der Energie hing vom Willen zur Einheit und dem Bewußtsein des gemeinsamen Ziels in jedem einzelnen
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