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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
Autoren: Erica Spindler
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nickte er zufrieden. „Lance, heb ihre Waffe auf und gib sie mir.“
    Lance beeilte sich, der Aufforderung nachzukommen. Die unendliche Verachtung im Tonfall seines Bruders ließ ihn rot werden.
    „Und jetzt nimm die Smith and Wesson und steck sie ein, kleiner Mann. Darüber werden wir uns später noch unterhalten müssen.“
    „Warum redest du so mit ihm?“, wollte M.C. wissen. „Er ist weder ein kleines Kind, noch ist er blöd.“
    „Du“, sagte Snowe zu ihr, „hältst besser dein verdammtes Maul, sonst lege ich dich um.“
    Kitt meldete sich zu Wort, um zu verhindern, dass M.C. ihn herausforderte. Sie wusste aus ihren Telefonaten, dass er weder zögern noch Gnade zeigen würde. „Lass Joe gehen“, flehte sie ihn an. „Er hat mit der Sache absolut nichts zu tun. Bitte. Er ist …“
    „Natürlich hat er damit zu tun. Er war meine letzte Schachfigur, mein letztes Faustpfand. Werd endlich erwachsen, Kitt.“
    M.C. schnaubte verächtlich und zerrte an dem Klebeband. „Du bist Polizist. Du vertrittst das Gesetz. Wie kannst du nur gegen den Eid verstoßen, den du abgelegt hast?“
    Kitt hielt den Atem an und fragte sich, ob Snowe ihre Partnerin wohl erschießen würde, weil sie wieder etwas gesagt hatte. Stattdessen lachte er nur. „Polizist? Gesetz? Meinst du denn wirklich, dieser Eid würde mir irgendetwas bedeuten?“
    Er versetzte Joe einen Stoß, der ihn vorwärts taumeln ließ, bis er mit dem Gesicht voran auf dem Boden landete – begleitet von einem hässlichen Knacken.
    Kitt schrie seinen Namen und machte einen Satz auf ihn zu. Ein Schuss hallte von den Kellerwänden wider und übertönte den zweiten Aufschrei, der von M.C. gekommen war.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Kitt begriff, dass sie diesen stechenden Schmerz wahrnahm, weil Snowe auf sie geschossen hatte – kaltblütig, ohne Vorwarnung.
    Kitts Beine wollten ihr den Dienst versagen, und sie sank auf die Knie. Mit einer Hand tastete sie ihren Oberkörper nahe dem Schlüsselbein ab. Die Stelle fühlte sich nass und klebrig an, ihr war schwindlig.
    Der Raum drehte sich um sie, sodass sie den Blick auf Joe lenkte. Er lag reglos da, Blut lief ihm aus der Nase. Sie konnte nur hoffen und beten, dass er nicht tot war. Er durfte nicht tot sein.
    Wie oft hatte sie sich geschworen, den Engelmörder eines Tages zu entlarven, und wenn es das Letzte sein würde, was sie in ihrem Leben leistete.
    Jetzt sah alles danach aus, dass es tatsächlich das Letzte sein sollte.
    „Keine tödliche Verletzung“, meinte Snowe im Plauderton. „Aber natürlich kannst du daran verbluten, wenn du nicht versorgt wirst.“
    Ihr war übel, doch sie kämpfte dagegen an.
    „Unser alter Herr war das Gesetz“, begann er auf einmal zu reden. „Oh ja, er trug eine Waffe und seine Marke. Er war schlauer und kräftiger als jeder andere, vor allem als ich und Lance.“ Er warf seinem Bruder einen Blick zu. „Stimmt doch, oder, Lance? Wir waren dumm und nutzlos und schwach. Hat er uns das nicht immer wieder gesagt? Und mit seinen Fäusten hat er es uns bewiesen.“
    Lance erwiderte nichts, sondern starrte Kitt voller Entsetzen an.
    Snowe schien das nicht zu bemerken. „Aber wer sind jetzt die Dummen? Wir waren schlauer als sie alle, kleiner Bruder. Du und ich.“
    „Aber das stimmt nicht“, warf Lance ein. „Sie wissen, wer wir sind. Und was wir getan haben.“
    „Und wessen Schuld ist das?“
    „Meine.“
    „Richtig, du dummes Stück Scheiße. Was war die oberste Regel?“
    „Niemals die Waffe benutzen.“
    „Genau. Aber du musstest es ja doch machen. Und jetzt stehen wir da.“
    Lance ließ den Kopf sinken, woraufhin sich Kitt erneut einmischte. Wenn sie schon sterben musste, dann wollte sie wenigstens noch erfahren, warum sie die unschuldigen Kinder umgebracht hatten.
    „Dann habt ihr die Kinder und die alten Frauen bloß umgebracht, um zu beweisen, dass ihr es könnt? Dass ihr uns mit euren sogenannten ‚perfekten Verbrechen‘ an der Nase herumführen konntet?“
    „Schön, dass du zugehört hast.“
    „Warum Mädchen? Warum Zehnjährige?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Warum nicht?“
    „Ihr habt euch also einfach so für sie entschieden?“
    „Genau. Das ist nämlich der Schlüssel zum perfekten Verbrechen: eine völlig zufällige Auswahl der Opfer.“
    Sie drückte die Hand auf ihre Wunde, damit sich der Blutverlust in Grenzen hielt. „Und wieso ich?“
    „Das ist eine ziemlich komplizierte Frage, und ich möchte nicht, dass du auf irgendwelche
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