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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Der Regierungs-Jet glänzte silbern im Licht der beiden Marsmonde.
    Simon Jessardin, Präsident der Vereinigten Planeten, blickte aufmerksam geradeaus. Ein gespenstisches Bild. Rote Ruinen mitten in der endlosen Wüste, eine tote Stadt - umgeben von einem mörderischen Ring aus Polizeijets, Schockstrahlern und schweren Laserkanonen, die langsam und schwerfällig vorrückten gleich stählernen Monstern.
    »Der Angriff beginnt«, sagte Jessardin leise.
    Neben ihm preßte Conal Nord die Lippen zusammen. Der schlanke Mann mit dem schulterlangen blonden Haar und der grauen Tunika war Gouverneur der Venus und Generalbevollmächtigter des Rats der Vereinigten Planeten. Aber nicht einmal seine Stellung hatte es ihm möglich gemacht, diesen Angriff zu verhindern. Wilde Barbarenstämme, die dem wohlgeordneten, straff organisierten Staatswesen ihren Anspruch auf Freiheit entgegenstellten, wurden auf dem Mars nicht geduldet. Die Nachkommen der Terraner mußten eliminiert werden.
    Conal Nord dachte an seine Tochter, die sich in der Sonnenstadt aufhielt. Freiwillig...
    Simon Jessardin starrte immer noch geradeaus. Ein merkwürdiges Flimmern entstand plötzlich in der Luft, als überziehe sich die Umgebung der Ruinenstadt mit einem opalisierenden Schleier. Simon Jessardin blinzelte, fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und glaubte zu träumen.
    Nur noch leere Wüste dehnte sich um die Sonnenstadt.
    Die marsianische Armee war verschwunden, als habe der Boden des roten Planeten sie verschlungen.
    *
    Leuchtwände tauchten den Raum in kühles, gleichmäßiges Licht.
    Stumm stand der Priester in der Halle der Liquidationszentrale. Zwei Vollzugspolizisten in schwarzen Uniformen und zinnoberroten Helmen flankierten ihn. Hinter dem weißen Pult tippte eine Bürgerin in der mattgelben Tunika der Abteilung Liquidation Angaben in den Datenspeicher des Computers.
    Name: Lyrrios. Alter: unbekannt. Besondere Bemerkungen: Angehöriger der Barbarenstämme aus der Welt unter dem Mondstein.
    Mit einem scheuen Seitenblick musterte die Frau den Gefangenen, der hingerichtet werden sollte.
    Sein Blick ging ins Leere. Er begriff nicht, was vor ihm lag. Sein Geist war schon immer gestört gewesen, schon unter der Kuppel aus Mondstein, wo die Forscher des Mars jahrhundertelang Menschen als Anschauungsmaterial gehalten hatten: Nachkommen der alten Erdenrassen, mit wissenschaftlichen Mitteln zur Winzigkeit verkleinert. Lebendiges Spielzeug...
    Der Priester betrat gehorsam das leise surrende Transportband.
    Er dachte nicht daran, daß vielleicht in diesen Sekunden die Sonnenstadt im Beschuß der Laserkanonen verglühen würde: jene Ruinenstadt in der Wüste, die den Söhnen der Erde zur Zuflucht geworden war. Die Marsianer hatten lange mit dem Angriff gezögert. Eine Quelle unbekannter, gefährlicher Strahlung existierte in der Sonnenstadt, man wagte nicht, Laser dort einzusetzen. Bis Bar Nergal, der Oberpriester, Lyrrios ausschickte, um den Marsianern zu verraten, daß die Sonnenstadt ohne Gefahr anzugreifen war. Die Sonnenstadt - und das unterirdische Labyrinth, von den Herren der Zeit errichtet, unsichtbaren Wesen aus einem fernen Sternenreich, die sich in der vierten Dimension bewegen konnten.
    Davon jedoch hatte Bar Nergal nicht gesprochen.
    Der Oberpriester wollte die Vernichtung der Tiefland-Stämme, wollte den Tod des Fürsten von Mornag, dem auch die Tempeltal-Leute folgten, seit er den Weg aus der gespenstischen Spielzeugwelt ihres gemeinsamen Gefängnisses gefunden hatte. Bar Nergal wollte seine Macht erneuern, die mit der Kuppel aus Mondstein zerbrochen war, und er ahnte nicht, daß die Marsianer keinesfalls daran dachten, auch nur einen der Barbaren am Leben zu lassen.
    Lyrrios hatte getan, was ihm aufgetragen war.
    Sein kranker Geist erfaßte nicht, daß er damit mehr als hundert Menschen zum Tode verurteilte. Sowenig, wie er verstand, daß auch er selbst dem Tod entgegenging. Das Transportband trug ihn in eine luftdicht abgeschottete Schleuse. Die beiden Vollzugspolizisten blieben hinter der Tür zurück. Lautlos schloß sie sich, und ein unsichtbares, geruchloses Gas strömte in den Raum, um den Willen des Deliquenten zu lähmen.
    Widerstandslos durchlief der irre Priester die Stationen des Weges, der in einem Operationssaal der Klinik von Kadnos endete.
    Ärzte übernahmen die Aufgabe der Liquidation, wie überall innerhalb der Vereinigten Planeten. Und wie überall würde von dem Verurteilten nichts übrigbleiben außer einer
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