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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
Autoren: Susanne U. Wiemer
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und des ewigen Windes zerrissen. Charru duckte sich neben einen Felsen und spähte vorsichtig nach unten. Der Kratersee glänzte in der Sonne, von Büschen und Bäumen umgeben, die auf dem Mars selten waren. In den weißen und grauen Kunststoff-Würfeln der Wohnräume und Stallungen rührte sich nichts. Die Transportbänder standen still, nirgends gab es ein Zeichen von Leben.
    »Sieht tatsächlich verlassen aus«, murmelte Karstein.
    Charru nickte nur.
    Sein Blick hing an den zerfetzten Elektro-Zäunen der leeren Gehege. Er dachte an die Kinder, die hier den Tod gefunden hatten. Überlebende der Strahlenopfer aus den Hügeln, jener Kranken, die von den Marsianern jahrelang ihrem Schicksal überlassen und dann brutal vernichtet worden waren. Die Kinder, denen die unmittelbare Wirkung der Strahlen erspart geblieben war, hatten wenigstens ihre geistige Gesundheit behalten, obwohl sie alle unter schweren Mißbildungen litten. Mit Charrus Hilfe waren sie der Katastrophe entronnen. Und dann hatten sie blindlings versucht, an den nächstbesten Marsianern Rache zu nehmen. Hier im Sirius-Krater, wo sie mit einem Jet die Elektrozäune durchbrachen und ein Chaos auslösten, bei dem eine Anzahl fremdartiger, monströser Tiere aus den Gehegen entkam.
    Jetzt lebten nur noch zwei von diesen Kindern: der blinde zwölfjährige Robin und die kleine Mariel.
    Charru fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, um die beklemmenden Bilder zu vertreiben. Noch einmal tastete sein Blick den Kratergrund ab, dann atmete er tief durch.
    »Wir durchsuchen vorsichtshalber noch die Gebäude«, sagte er knapp. »Aber ich glaube, daß wir hier eine Weile sicher sind. Und dann werden wir weitersehen. «
    *
    »Nichts, mein Präsident«, sagte der Pilot des Regierungsjets gepreßt. »Die Kommunikation scheint zusammengebrochen zu sein.«
    Simon Jessardins Gesicht wirkte steinern.
    Conal Nord registrierte flüchtig, daß die Feststellung des Piloten eher lächerlich klang: Wenn eine ganze Armee vorr Marsboden verschwand, konnte man wohl kaum mit einem intakten Kommunikationsnetz rechnen. Der Venusier starrte auf die düstere, schweigende Stadt hinunter, und im gleichen Augenblick bemerkte er, wie sich die roten Ruinen mit einem opalisierenden Schimmer überzogen, einem kaum sichtbaren Schleier.
    Die Luft begann zu flimmern.
    So, wie sie schon einmal geflimmert hatte - unmittelbar vor dem rätselhaften Phänomen.
    »Simon«, sagte Conal Nord leise.
    Jessardin war bereits aufmerksam geworden.
    Mit angehaltenem Atem blickte er nach unten. Der Pilot stieß einen erstickten Laut aus. Für den Bruchteil einer Sekunde verschwamm die Landschaft vor den Augen der Männer -dann war es, als lodere im Herzen des Nebels jäh eine weißglühende Waberlohe auf.
    Flammen hüllten die roten Ruinen ein.
    Fauchend brachen gigantische Feuerstrahlen aus den Mündungen der Laserkanonen hervor, schmolzen das Gestein, ließen die todgeweihte Stadt in einer Wolke aus Staub und rotem, waberndem Dampf verschwinden. Die Laserkanonen! Sie waren da, standen in ihren Positionen, vollzogen das Zerstörungswerk, als sei nie etwas Ungewöhnliches geschehen. Conal Nord dachte nach. Sekundenlang fragte er sich, ob er vorhin nur geträumt hatte. Dann glitt sein Blick weiter, erfaßte die wirren Knäuel der Jets, das chaotische Durcheinander, und er begriff, daß da unten etwas geschehen sein mußte, das über den Begriff »ungewöhnlich« weit hinausging.
    Jetzt war es vorbei.
    Mochte sich der Rest der Armee im Zustand der Auflösung befinden - die computergesteuerten Laserkanonen erfüllten ihre Aufgabe. Sie vernichteten die Sonnenstadt. Und alles, was darin lebte.
    Conal Nord schloß die Augen.
    Lara, dachte er. Sie war dort unten, mußte dort unten sein. Nicht als Gefangene, wie er wußte. Und das hieß, daß sie es ganz bewußt vorgezogen hatte zu sterben, statt in die Welt der Vereinigten Planeten zurückzukehren.
    Aber das war im Grunde nicht verwunderlich.
    Sie mußte geglaubt haben, daß ihr nur noch die Wahl zwischen dem Tod und lebenslänglicher Internierung blieb. Sie hatte ja auch nicht wissen können, daß er, Conal Nord, entschlossen gewesen war, alles in die Waagschale zu werfen, um sie zu retten. Seinen Einfluß im Rat der Vereinigten Planeten. Seine unumstrittene Position auf der Venus, seine persönliche Freundschaft zu Simon Jessardin. Und notfalls sogar die Drohung, die Venus aus der Föderation zu lösen. Eine Drohung, die mit Sicherheit gewirkt hätte, denn jeder
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