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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
Autoren: Susanne U. Wiemer
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neben ihm heiser.
    »Nicht in der Nacht, Conal. Außerdem pflegen Luftspiegelungen nicht ringförmige Flächen völlig abzudecken. Die Ruinen selbst sind klar und deutlich zu erkennen. «
    Nord biß sich auf die Lippen. »Die Morgendämmerung könnte... Nein, unmöglich! Aber was ist es dann? Was? Eine ganze Armee samt schwerer Waffen und mobiler Basis kann doch nicht einfach verschwinden, als habe sie sich in Luft aufgelöst. «
    Jessardin machte eine warnende Handbewegung. Conal Nord warf einen Blick auf den Piloten, der den Jet jetzt bewegungslos in der Luft hielt. Über dem Horizont im Westen zeigte sich bereits ein schwacher karmesinfarbener Schimmer und tauchte die' Ruinenstadt in dunkle Glut. Aber auch das war keine Erklärung. Es gab keine Erklärung für ein solches Phänomen, das ließ sich vor dem Verwaltungsdiener ohnehin nicht mehr verbergen.
    »Simon«, sagte der Venusier leise.
    »Ja?«
    »Erinnern Sie sich an den Zwischenfall mit dem Vollzugspolizisten, der angeblich vor den Augen seines Begleiters spurlos verschwand und später wieder auftauchte?«
    »Die beiden Männer, die wegen Drogen-Mißbrauchs verhaftet wurden?«
    »Richtig. Und ein weiterer Zwischenfall, bei dem angeblich
    jemand verschwand, wurde von einem Offizier beobachtet - einem glaubwürdigen Zeugen. «
    »Larsen Kane«, bestätigte Jessardin. »Ein sehr fähiger Offizier, mit General Manes Kane verwandt. Aber, Conal, diese Dinge können nur Halluzinationen gewesen sein. «
    »Ist die leere Wüste eine Halluzination? Ich pflege meinen Augen zu trauen, Simon. Denken Sie daran, daß es den Wissenschaftlern nie gelungen ist, das Rätsel der Strahlung in der Sonnenstadt zu lösen. «
    Jessardin berührte flüchtig seine Schläfen mit den Fingerkuppen.
    »Wir überfliegen die Stadt«, entschied er. »Weiter, Sechzehn! Bleiben Sie bitte auf dieser Höhe. «
    »Ja, mein Präsident. «
    Der Verwaltungsdiener Nummer sechzehn hatte Schweißperlen auf der Stirn.
    Gehorsam brachte er den Jet wieder in Bewegung. Jessardin beugte sich zur Seite und blickte durch die Kuppel nach unten. Das Fahrzeug glitt langsam über die Sonnenstadt hinweg. Deutlich waren die roten Ruinen zu sehen, die tiefen Schatten in Türen und leeren Fensterhöhlen, sogar der Staub, den der ewige Wind über den Platz mit dem Sonnensymbol wehte. -Und keine Spur von der marsianischen Armee.
    »Haben wir Nachtsicht-Geräte an Bord?« fragte Conal Nord.
    »Gute Idee. Sechzehn?«
    »Sofort, mein Präsident. «
    Sekunden später hielten die beiden Männer auf den Rücksitzen des Fahrzeugs die gewünschten Geräte in Händen.
    Perfekte Technik. Taghell breitete sich die Landschaft unter ihnen aus. Selbst die Wendeltreppe war zu erkennen, die in den gemauerten Schacht in der Mitte des Platzes hinunterführte.
    »Und das soll der Eingang zu dem unterirdischen Labyrinth sein?« fragte Conal Nord zweifelnd.
    »Wenn dieser Priester die Wahrheit sagt - ja. Und er sagt die Wahrheit, wie die Vernehmung unter Drogen ergeben hat.«
    »Er sagt, was er für die Wahrheit hält, weil Bar Nergal es ihm aufgetragen hat«, verbesserte der Venusier. »Eine hochtechnisierte Anlage unterhalb der Sonnenstadt, Simon! Sie müßte dort seit Jahrtausenden existieren. Das ist unmöglich. «
    Jessardins Blick glitt über die nach wie vor leere Wüste.
    »Hochtechnisiert nach den Begriffen der Barbaren, Conal«, sagte er.
    »Nein. Lara ist bei ihnen. Sie kann diese Frage beurteilen. «
    Jessardin nickte. »Sie haben recht, Conal. Und trotzdem muß dieses Labyrinth existieren. Eine Frage der Logik. Es bietet die Erklärung für alles, was bisher rätselhaft war, von dem spurlosen Verschwinden der Barbaren bis hin zu der unbekannten Strahlung, deren Geheimnis die Wissenschaft nie lösen konnte.« Er machte eine Pause und holte tief Luft. »Ich fürchte, wir werden uns damit abfinden müssen, daß uns die Sonnenstadt ein paar Überraschungen bietet, von denen sich unsere Wissenschaftler nichts träumen lassen.«
    Conal Nord warf dem anderen einen Blick zu.
    Begann jetzt auch der Präsident, an der Unfehlbarkeit der Wissenschaft zu zweifeln? Und wußte er, daß er damit zugleich die Grundlagen des Systems erschütterte? Denn Zweifel an der Unfehlbarkeit der Wissenschaft waren zugleich Zweifel an der Berechtigung des Staates, im Namen der Vernunft unbedingten Gehorsam zu verlangen- und notfalls zu erzwingen.
    Zum zweitenmal überflog der Jet langsam die Sonnenstadt.
    Weder Conal Nord noch Simon Jessardin ahnten, daß
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