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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
Autoren: Susanne U. Wiemer
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gleich«, flüsterte er. »Die Laserkanonen sollen weiter vorrücken. Geben Sie den Feuerbefehl, sobald...«
    Er stockte. Denn im gleichen Moment schlug das dritte Lenkgeschoß zwischen die Häuser der Sonnenstadt, und die Krieger auf den Wehrgängen begriffen offenbar, daß ihre Lage innerhalb der Mauern unhaltbar wurde.
    So, wie sie es vor Jahrtausenden in dem heroischen Abwehrkampf gegen die Eindringlinge von der Erde begriffen hatten...
    Jom Kirrand ahnte nicht, daß ihn eine Manipulation mit der Zeit über einen Abgrund hinweg in die Vergangenheit versetzt hatte. Er sah nur, daß sich die massiven Tore der Stadt öffneten, daß sich die fremdartigen Krieger in ihren schimmernden Rüstungen wie eine silbrige Flutwelle auf die Ebene ergossen, um sich auf ihre Gegner zu stürzen. Sie konnten den überlegenen Waffen nicht trotzen. Weder den veralteten - aus der Sicht der Gegenwart veralteten - Lenkgeschossen noch den Laserkanonen oder den Schockstrahlern. Sie suchten den Kampf Mann gegen Mann , sie wollten sich nicht wie Vieh abschlachten lassen, und der Vollzugschef spürte, wie ihm kaltes Entsetzen den Magen zusammenkrampfte.
    »Kirrand«, drang General Kanes Stimme an sein Ohr. »Ich gebe jetzt den Feuerbefehl und... «
    Er kam nicht mehr dazu.
    Der Befehl, der den keilförmigen Vorstoß der alten Marsstämme jählings stoppte, wurde von einem anderen gegeben. Von einem Mann, dessen Name längst Geschichte war - auch wenn dieser Teil der Geschichten von den Menschen der Vereinigten Planeten als Makel empfunden wurde.
    Fassungslos sah Jom Kirrand die Männer in den Kettenhemden und Helmen zusammenbrechen.
    »General«, flüsterte,er. »Haben Sie die Schockstrahler feuern lassen?«
    »Nein«, kam es zurück. »Kein einziger Schockstrahler hat gefeuert. «
    »Energiewerfer«, sagte Kirrand tonlos.
    »Aber... «
    Der greise General verstummte.
    Jom Kirrand wischte sich mit einer fahrigen Bewegung den Schweiß von der Stirn. Er hatte plötzlich das Gefühl, einem Film zuzuschauen. Einem Film, den er kannte, den er viele Male gesehen hatte.
    Auf der roten Ebene vor der Stadt dauerte das Sterben nur wenige Minuten.
    Kirrand nahm kaum wahr, daß die Formationen seiner Polizeijets nur noch wirre, bewegungsunfähige Haufen bildeten, daß der Schock die gesamte marsianische Armee praktisch lähmte. Nur die ferngesteuerten Laserkanonen rollten unaufhaltsam in ihre Positionen. Und die Mauern und Türme der Sonnenstadt standen noch, auch wenn von den Verteidigern niemand mehr lebte. Die Mauern, wiederholten Kirrands Gedanken mechanisch. Sein Befehl lautete, die Sonnenstadt zu zerstören und den Zugang zu dem unterirdischen Labyrinth freizusprengen. In seinem Schädel summte es. Er konnte kaum noch denken. Er konnte sich nur noch blindlings an seinen ursprünglichen Auftrag klammern.
    »Kane«, brachte er heraus.
    »Ja?«
    »Geben Sie den Feuerbefehl, Kane! Lassen Sie die Ruinen der Sonnenstadt zerstören. «
    »Ja...«, flüsterte der General.
    Unter dem Schutzzelt der mobilen Basis wurde der rote Knopf gedrückt, der das computergesteuerte Programm in Gang setzte. Zwei Sekunden später begannen die schweren Laserkanonen zu feuern.
    Die Sonne ging auf, als der einzelne Polizeijet den mächtigen Ringwall des Sirius-Kraters erreichte.
    Charru landete das Fahrzeug in einiger Entfernung. Helder Kerr war zwar sicher, daß die Forschungsstation aufgelöst worden sei, aber die vier Terraner wollten sich nicht blindlings darauf verlassen. Charru ließ Jarlon bei dem Jet zurück, obwohl sein junger, hitzköpfiger Bruder heftig dagegen protestierte. Camelo hatte sich eins der Lasergewehre über die Schulter gehängt. Karstein schloß die Faust um den Griff seines mächtigen Langschwertes. Der blonde, bärtige Nordmann rührte fast nie eine der marsianischen Waffen an, verabscheute ihre heimtückische Wirkung noch mehr, als es die anderen taten. Solange ihm eine Wahl blieb, verließ er sich auf den Stahl seines Schwertes oder seine kräftigen Fäuste. Und genau.wie die anderen wünschte er sich sehnlichst, endlich wieder in einer Welt leben zu können, in der es zwar auch Kämpfe geben würde, aber Kämpfe nach den Gesetzen, die er kannte: Mann gegen Mann, Stahl gegen Stahl - und keine mörderischen Vernichtungswaffen, die wahllos töteten und nicht einmal vor Kindern haltmachten.
    Zu dritt kletterten sie die steile Außenwand des Kraters hinauf.
    Der Rücken des Walls war zerklüftet, vielfach gespalten und von den Kräften der Erosion
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