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Der Duft von Tee

Der Duft von Tee

Titel: Der Duft von Tee
Autoren: Hannah Tunnicliffe
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wichtig. Er lässt meine Arme los, und seine Hände wandern zu meinen Oberschenkeln. Ich ziehe ihm die Boxershorts aus und greife nach ihm. Er stöhnt und wirft den Kopf in den Nacken, sodass ich bis auf sein Kinn nicht mehr viel von seinem Gesicht sehe. Ich winde mich aus meinem Slip und lasse ihn auf den Boden fallen. Dann setze ich mich so schnell auf ihn, dass er verblüfft nach Luft schnappt. Er greift nach meinen Brüsten, doch ich halte seine Arme fest. Meine Brustwarzen berühren sanft die Haare auf seiner Brust, als wir uns zusammen bewegen. Ich empfinde einen trockenen Schmerz und schließe die Augen so fest, dass ich Sterne sehe – was mich davon abhält, mir groß Gedanken über irgendetwas zu machen. Wir sind brutaler und hungriger und leidenschaftlicher als sonst. Pete schreit laut auf und befreit sich aus meinem Griff. Er packt mich so fest, als würde ich umfallen, und zieht mich eng an sich. Wir stoßen warme, lautlose Schreie in der Dunkelheit aus. Dann pressen wir zitternd unsere Körper gegeneinander, und als es vorüber ist, habe ich mein Gesicht so tief in seinem Nacken vergraben, dass ich das Salz auf seiner Haut riechen kann. Wie lange ist es her, dass wir zweckfreien Sex gehabt haben? Dieser Gedanke macht mich traurig und wütend zugleich. Er murmelt etwas in mein Haar, und ich grabe meine Zähne in seine Schulter, bis er laut aufschreit. Wir lösen uns atemlos und keuchend aus unserer Umarmung.
    Später, als er schläft, starre ich auf seinen weit geöffneten Mund, aus dem hässliche, abgehackte Atemzüge kommen. Ich betrachte in der Dunkelheit sein Gesicht, das Gesicht des Mannes, den ich vor so langer Zeit auf Bali geheiratet habe, dass ich mich an vieles, was an diesem Tag passiert ist, schon gar nicht mehr erinnern kann. Meine Augen wandern von seinem Mund zu seinem Bauch hinunter, über seine Beine und wieder zurück. Egal, wie viel Bier er trinkt und wie viele Burger er in den kurzen Mittagspausen an seinem Schreibtisch isst – sein nicht mehr ganz so junger Körper scheint prächtig zu funktionieren. Das macht mich wütend. Wütend und verzweifelt. Ich liege in der Dunkelheit und starre ihn an, die Haare auf seiner Brust, seinen weichen Bauch. Dann denke ich an eine Tomatentarte. Warm und süß, so wie die, bei der wir uns ineinander verliebt haben.
    Ich war aus London geflohen und nach Melbourne gezogen. In Australien war der Himmel blauer, und ich hatte das Gefühl, endlich tief durchatmen zu können. Allein. Ich hatte einen Freund, der in einer Wohnung in Northcote direkt hinter dem Coles-Supermarkt wohnte. Er hieß Dan. Mit ihm hatte ich zwar nicht das große Los gezogen, aber er war lustig, wenn er betrunken war. Um ehrlich zu sein war mir das alles ziemlich egal; ich war nicht auf der Suche nach Mr. Perfect, sondern nur nach einem halbwegs annehmbaren Lover, mit dem ich jung und albern sein konnte, und Dan war da genau der Richtige.
    Eines Morgens, als Dan noch schlief und ich mit einem leichten Kater aufwachte, beschloss ich, mir etwas zu essen zu besorgen, und ging zu Coles. Ich trug Dans Trainingshose, ein T-Shirt und ein Paar alte grüne Flipflops, die ich hinter der Wohnungstür gefunden hatte. Durch den Kater hatte ich einen Riesenhunger, war aber nicht in der Lage, mich für etwas zu entscheiden. Ich weiß nicht, wie lange ich durch den Supermarkt gelaufen bin und mir Mahlzeiten ausgedacht habe. Brathähnchen und Mayonnaise-Sandwiches. Pizza mit knusprigem Boden. Große, dampfende Schüsseln mit Spaghetti bolognese. Knackige Käsenachos mit saurer Sahne. Ich drehte eine große Runde und landete wieder in der Obst- und Gemüseabteilung. Neben den Pfirsichen standen Schalen mit Tomaten, die noch an den Rispen hingen und einen sinnlichen Geruch verströmten, der mir direkt in die Nase stieg, als ich nach einer Schale griff. Am Boden lagen ein paar leicht verfaulte Früchte, doch der Rest war perfekt, dick und rot und duftete schwer nach den grünen Rispen. Jemand hatte eilig auf ein Preisschild geschrieben: $ 5 pro Schale .
    Der Geruch ließ die Erinnerung an eine Tomatentarte in mir aufsteigen, die Mama eines Morgens gemacht hatte. Da war ich ungefähr sechs, glaube ich. Es war noch dunkel, als ich aufwachte, und es roch nach gebratenen Tomaten und Ziegenkäse, der auf dem Grill Blasen warf. Ich hörte Gesang und ging in die Küche, wo Mama in einem violetten selbst gestrickten Pullover mit Zopfmuster und einer Pyjamahose herumlief. Die Hosenbeine waren hinten mit Schmutz
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