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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter
Autoren: Martin Scott
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Versuch, den Frieden zu wahren. Was die Sache noch verschlimmert. Die Niojaner sind puritanisch bis auf die Knochen, und ihre Kirche richtet ihre beißende Kritik mit Vorliebe gegen die Wahre Religion Turais. Irgendetwas zu bemäkeln findet sie immer. Kurzum Niojaner sind in Turai nicht unbedingt die beliebtesten Leute.
    Wenn etwas von dieser Affäre durchsickerte, gäbe es einen Skandal, der sich gewaschen hätte. Die Menschen hier lieben Skandale. Und ich weiß noch genug über die Palastpolitik, dass ich eine ungefähre Vorstellung habe, was einige Fraktionen aus so einem Skandal machen würden. Senator Lohdius, der Führer der Oppositionspartei, den so genannten Populären, würde keine Sekunde zögern, diesen Skandal zu nutzen, um damit den König zu diskreditieren. Deshalb wundert mich die offenkundige Gelassenheit der Prinzessin ein wenig. Vielleicht hat man unserer Königsfamilie über die Generationen ja eine gründliche Kontrolle ihrer Gefühle angezüchtet.
    Ich notiere mir ein paar Einzelheiten. Und erhöhe meinen Tagessatz drastisch. Trotzdem merke ich, wie schockiert die Prinzessin über mein geringes Honorar ist. Dumm von mir. Ich hätte noch viel unverschämter sein sollen.
    »Ich glaube nicht, dass es allzu schwierig sein dürfte, Prinzessin. Macht es Euch etwas aus, wenn es Euch Geld kostet, die Briefe zurückzubekommen? Vermutlich hat er so etwas im Sinn.«
    Es macht ihr nichts aus. Natürlich nicht.
    Sie bittet mich, die Briefe nicht zu lesen. Ich verspreche es ihr. Dann zieht sie sich wieder die Kapuze über den Kopf und verschwindet durch die Tür.
    Endlich hebt sich meine Stimmung. Der Fall ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Kinderspiel, und außerdem habe ich jetzt Geld. Es ist Mittagszeit. Ich gehe nach unten, um mir eine flüssige Mahlzeit einzuverleiben. Es spricht nichts dagegen, ein Bierchen zu trinken. Nach einem solchen Morgen hat sich das ein hart arbeitender Mann redlich verdient.

3. Kapitel
    Die Kaschemme ist voller Hafenarbeiter und Barbarensöldner. Die Hafenarbeiter trinken hier jeden Mittag, und die Barbaren machen Zwischenstation, bevor sie sich in der Armee verdingen. Die Spannungen zwischen Turai und Nioj haben in letzter Zeit zu massiven Rekrutierungen geführt. Und im Süden, an der Grenze zu Mattesh, gibt es auch Ärger. Ein kleiner Zwist wegen der Silberminen. Turai gehört zu einer Liga von Stadtstaaten, in der sich auch Mattesh und andere Städte befinden. Damit wollen wir uns eigentlich vor größeren Feinden schützen. Aber die Liga zerfällt unaufhaltsam. Diese verdammten Politiker. Wenn sie es wieder vermasseln und uns einen neuen Krieg aufhalsen, sitze ich auf dem ersten Gaul, der die Stadt verlässt.
    Ghurd sieht mich finster an. Ich gebe ihm einen Teil der Miete. Sein Gesicht verklärt sich. Tja, der gute Ghurd hat ziemlich übersichtlich strukturierte Gefühle. Ich suche Makri. Vielleicht hat sie Lust, mir bei einem Bierchen Gesellschaft zu leisten, aber sie steckt mitten im Mittagsgeschäft. Sie rennt mit einem Tablett zwischen den Tischen umher, sammelt Humpen ein und nimmt Bestellungen entgegen. Makri trägt zur Arbeit ein winziges Höschen und ein noch winzigeres Oberteil aus den Resten eines Kettenhemdes. Damit unterstreicht sie den allgemeinen »barbarischen Stil«, mit dem sich Ghurds Kaschemme schmückt. Und da Makri eine wirklich fantastische Figur hat, und diese paar Kettenglieder so ziemlich alles davon zeigen, kassiert sie gewöhnlich jede Menge Trinkgeld.
    Makri ist eine außergewöhnlich gute Schwertkämpferin, und wenn sie wirklich auf dem Kriegspfad ist, wird man sie niemals in ihrem Kettenhemd-Fetzen antreffen. Dann steckt sie bis zur Nasenspitze in ihrer Leder-und-Stahl Rüstung, hat ein Schwert in der einen und eine Streitaxt in der anderen Hand, und könnte einem den Kopf abschlagen, bevor man auch nur einen einzigen Blick auf ihre fantastische Figur werfen kann. Aber sei’s drum: Ihr Dress macht die Gäste glücklich. Ihr langes schwarzes Haar reicht bis weit über ihre dunklen, leicht rötlichen Schultern. Ihre ungewöhnliche Hautfarbe ist ebenfalls ein Produkt des orgkischen, elfischen und menschlichen Stammbaums.
    Rein wissenschaftlich wird es als unmöglich betrachtet, das Blut aller drei Rassen in sich zu tragen. Die äußerst wenigen Wesen, die diese Theorie nachdrücklich widerlegen, gelten als Freaks und Außenseiter der Gesellschaft. In den vornehmeren Vierteln von Turai würde man Makri nicht einmal gestatten, eine Taverne zu
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