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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter
Autoren: Martin Scott
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betreten. Makri muss sich eine Menge Beschimpfungen wegen ihres Stammbaumes anhören. Auf den Straßen verspotten die Kinder sie mit Worten wie »Mischbrut«, »Dreiblutigkeit«, »Orgk-Bastard« und noch Schlimmerem.
    Ich bemerke, wie Makri hinter der Bar verstohlen Cimby und Bertax, einem jungen Paar herumreisender Musiker ein Brot zusteckt. Es sind gute Musiker, aber Straßenmusik bringt an einem armen Ort wie dem hier nur wenig ein, und sie sehen hungrig aus.
    »Ich kann einfach keinen Mann allein trinken sehen«, erklärt Hoffax und setzt sich zu mir.
    Ich nicke. Zwar habe ich keine Probleme damit, allein zu trinken, aber ich bin fröhlich genug, dass ich auch Hoffax’ Gesellschaft ertragen kann. Er ist ein massiger, rothaariger Mann, der früher einmal Karren zwischen dem Hafen und den Lagerhäusern des Kadewehweg hin-und hergefahren hat. Jetzt ist er ein gut bezahlter Bonze in der Transport-Gilde. Ich hab für ihn mal ein oder zwei kleine Aufträge erledigt.
    »Wie läuft die Büroarbeit?«, fragte ich ihn.
    »Geht so. Besser als auf einer Sklavengaleere zu rudern.«
    »Und wie steht’s um die Gilde?«
    »Der Handel läuft, die Karren sind voll, aber wir haben alle Hände voll damit zu tun, uns die Bruderschaft aus dem Haus zu halten.«
    Ich nicke. Die »Bruderschaft« ist die größte kriminelle Vereinigung im Süden der Stadt. Sie versucht immer wieder, die Arbeitergilden zu infiltrieren. Die Handwerkszünfte vermutlich auch. Nach allem, was ich mitbekommen habe, sogar den Ehrenwerten Verein der Kaufmannschaft. Im Moment scheint die Bruderschaft alles auf einmal infiltrieren zu wollen. Und sie macht dabei jede Menge Ärger. Es hat zahlreiche Bandenkämpfe und Anschläge zwischen ihr und dem »Freundeskreis« gegeben, der kriminellen Organisation, die den Norden von Turai kontrolliert. Die meisten Zwistigkeiten drehen sich um die Kontrolle des Boah-Handels. Boah ist eine starke und sehr verbreitete Droge, und man kann eine Menge Geld damit machen. Die Bruderschaft und der Freundeskreis sind nicht die einzigen Organisationen, die versuchen, im Trüben nach dem dicken Fisch zu angeln. Viele hoch angesehene und höchst ehrenwerte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verdienen sich ihren beachtlichen Lebensunterhalt mit Boah – obwohl die Droge illegal ist. Die Zivilgarde scheint nicht dagegen einzuschreiten. Die Korruption hat in Turai eine ehrenwürdige Tradition.
    »Hast du von dem neuen Drachen gehört?«, fragt Hoffax.
    Ich nicke. Es stand im Nachrichtenpapyrus.
    »Ich habe ihn höchstpersönlich zum Palast gekarrt.«
    »Wie transportiert man denn einen Drachen?«
    »Vorsichtig!« Hoffax wiehert vor Lachen. »Er hat die meiste Zeit geschlafen«, erklärt er, als er sich nach einer Weile wieder beruhigt hat. »Die Orgks haben einen Drachenbändiger mitgeschickt, der ihm ein Beruhigungsmittel verabreicht hat.«
    Ich runzle die Stirn. Diese Drachengeschichte ist irgendwie merkwürdig, wenn man genauer darüber nachdenkt.
    Der König hat schon einen Drachen in seinem Zoo, und jetzt haben ihm die Orgks noch einen geliehen, damit die beiden Viecher sich paaren. Echt nett von ihnen. Nur leider tun Orgks Menschen nichts Nettes. Sie hassen uns genauso, wie wir sie hassen, auch wenn wir rein technisch Frieden geschlossen haben. Hoffax weiß auch nicht, was er davon halten soll. Er ist ebenfalls ein Veteran des letzten Krieges.
    »Einem Orgk kann man nicht trauen.«
    Ich nicke. Das gilt zwar auch für die meisten Menschen, und die Elfen sind keinen Deut besser, wenn man mal genauer hinsieht, aber wir alten Frontkämpfer pflegen eben gern unsere Vorurteile.
    Die Kaschemme leert sich, als die Hafenarbeiter mit ihren roten Kopftüchern sich auf den Weg zu ihren Nachmittagsschichten in den Laderäumen machen. Im Weggehen werfen sie nicht gerade wenige Blicke auf Makris Kettenhemd-Bikini. Makri ignoriert die Gaffer mitsamt ihren Kommentaren und tritt an meinen Tisch.
    »Und? Fortschritte?«, fragt sie mich.
    »Ja«, gebe ich zurück. »Ich habe einen Fall. Und damit ist Ghurds Miete bezahlt.«
    Sie runzelt die Stirn. »Das meine ich nicht.«
    Ich weiß, dass sie das nicht meint, aber was sie meint, ist eine ziemlich gemeine Angelegenheit. Makri möchte gern an der Kaiserlichen Universität studieren, und sie will, dass ich ihr dabei helfe. Ein, wie ich bei zahllosen Gelegenheiten bereits erwähnte, unmögliches Unterfangen. Die Kaiserliche Universität ist eine zutiefst konservative Körperschaft, weswegen sie zum
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