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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter
Autoren: Martin Scott
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1. Kapitel
    Turai ist eine magische Stadt. Von den Hafenanlagen im Stadtteil Zwölf Seen bis zum Park der Mondfinsternis, von den stinkenden Elendsvierteln bis zu den duftenden Gärten des Kaiserlichen Palastes, findet ein Besucher alle Arten erstaunlicher Personen, erstaunlicher Dinge und erstaunlicher Dienstleistungen. Man kann sich sinnlos betrinken und mit Barbarensöldnern in den Hafenkaschemmen Geschichten über Metzeleien austauschen, auf den Straßen Musikern lauschen oder Akrobaten und Jongleure bewundern, mit Huren in Kushni feilschen oder Geschäfte mit durchreisenden Elfen in der Goldenen Sichel abschließen, oder einen Zauberer in der Wahre-Schönheit-Chaussee zu Rate ziehen, die im Volksmund auch Wahre-Schönheit-Gosse heißt. Man kann im Stadion Superbius, der »Superschüssel«, auf Wagen und Gladiatoren wetten, man kann Meuchelmörder dingen, essen, trinken, fröhlich sein, und wegen des anschließenden Katzenjammers einen Apotheker aufsuchen. Falls es einem gelingt, einen Übersetzer aufzutreiben, kann man sogar mit den Delfinen in unserer Bucht schwatzen. Und wem es danach noch immer nicht an Eindrücken reicht, der kann losziehen und sich im Königszoo den frisch eingetroffenen Drachen ansehen.
    Solltet Ihr jedoch ein Problem aber kaum Geld haben, könnt Ihr mich anheuern. Mein Name? Thraxas. Ich habe all die Dinge, die ich oben aufgezählt habe, bereits selbst ausprobiert. Bis auf die Besichtigung des neuen Drachen für den König. Darauf habe ich bis jetzt verzichtet. Dahin zieht es mich überhaupt nicht. Ich habe während der letzten Orgk Kriege nun wirklich mehr als genug Drachen zu Gesicht bekommen.
    Ich bin dreiundvierzig, übergewichtig, bar jeden Ehrgeizes, und habe einen fatalen Hang zu ausgedehnten Sauftouren. Auf dem Schild an meiner Tür versteckt sich auch irgendwo das Wort »Zauberer«, aber meine Zauberkräfte sind von der untersten Kategorie, bloße Taschenspielertricks im Vergleich zu den Fähigkeiten der besten Magier von Turai. Eigentlich bin ich Privatdetektiv. Der preisgünstigste magische Schnüffler im ganzen zauberhaften Stadtstaat von Turai.
    Wenn Eure Lage so richtig mies ist, und die Zivilgarde keine Lust hat, einzuschreiten, dann könnt Ihr gern zu mir kommen. Wenn Ihr zum Beispiel eigentlich einen richtig mächtigen Zauberer brauchtet, Euch aber keinen leisten könnt, dann immer hereinspaziert. Wenn Euch ein Meuchelmörder im Nacken sitzt, und Ihr jemanden benötigt, der als Kanonenfutter herhält, zu Euren Diensten. Wenn dem Stadtkonsul Euer Fall schnurz ist, und die hochkarätigen Detektive Euch in hohem Bogen aus ihren vornehmen Büros in den teuren Stadtvierteln geworfen haben, dann bin ich Euer Mann. Was für Probleme die Leute auch haben mögen: Nachdem sie alle anderen Adressen abgeklappert haben und feststellen müssen, dass sie sich nichts Besseres leisten können, dann landen sie irgendwann bei mir. Manchmal kann ich ihnen helfen. Manchmal nicht. Was sich eigenartigerweise in beiden Fällen nicht verbessert, ist meine Finanzlage.
    Ich habe einmal im Kaiserlichen Palast gearbeitet. Ich war ein Hoher Ermittler der Palastwache, aber meine Trinkerei hat mich den Posten gekostet. Das ist schon lange her. Trotzdem bin ich dort seitdem nicht mehr sonderlich gern gesehen.
    Ich residiere in zwei Zimmern über der Rächenden Axt, einer Hafenkaschemme, die von Ghurd geführt wird, einem in die Jahre gekommenen Barbaren aus den Nordreichen, der für Turai als Söldner gekämpft hat. Er war ein guter Kämpfer. So wie ich auch. Wir haben bei vielen Gelegenheiten Seite an Seite gefochten, aber damals waren wir noch einen Schlag jünger. Es ist eine lausige Absteige, aber ich kann mir nichts Besseres leisten. Frauen spielen in meinem Leben keine Rolle mehr, es sei denn, man zählt Makri mit. Sie arbeitet als Bedienung in der Rächenden Axt und manchmal springt sie als meine Assistentin ein. Makri ist eine bemerkenswerte Mischung aus Mensch, Elf und Orgk, und äußerst geschickt mit dem Schwert. Selbst hirnlose, geile Trunkenbolde, also das Stammpublikum von Ghurds Kaschemme, hüten sich davor, ihr in die Quere zu kommen.
    Soweit ich weiß, unterhält Makri keinerlei romantische Beziehungen, obwohl ich sie ein paar Mal dabei ertappt habe, wie sie sehnsüchtig hochgewachsenen, gutaussehenden Elfenjungs hinterhergaffte, die gelegentlich auf ihrem Weg vom Hafen zur Goldenen Sichel hier vorbeischreiten. Aber bei denen hat sie keine Chance. Makris wüster Stammbaum macht sie
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