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Der Doge, sein Henker und Ich

Der Doge, sein Henker und Ich

Titel: Der Doge, sein Henker und Ich
Autoren: Jason Dark
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Leben, ich habe es überstanden. Das Grauen hatte er gespürt, aber der Tod war noch einmal an ihm vorbeigeschlichen.
    Wieder fror und schwitzte er. Auf seiner Stirn lag der Schweiß dick wie eine Schicht. Seine Lippen zitterten ebenso wie die Wangen. Noch immer rann es feucht aus seinen Augen. Die Tränen waren einfach nicht aufzuhalten. Ein Zeichen der Erlösung, und er konnte sich auch bewegen. Die Arme winkelte er ebenso an wie die Beine, stützte sich dann auf seine Ellenbogen und stand auf.
    Erst ein kurzer Schritt, danach ein langer. Beide brachten ihn dem Ausgang näher. Neben der Tür fiel er gegen die Wand, wo er sich zunächst noch abstützen mußte.
    Er atmete durch die Nase. Der Druck hinter der Stirn hatte sich zu einem dumpfen Hämmern verdichtet. Es war nicht so stark wie das Brennen auf der Brust.
    In einer ziemlich unbequemen Haltung wartete er ab. Er drehte sich nach rechts, da war die Türöffnung, und durch sie gelangte er in den Gang. Noch waren seine Schritte unsicher, und mit weichen Knien trat er über die Schwelle.
    Im Gang blieb er stehen. Pietro Lombardi war froh, daß sich die Wand in der Nähe befand, wo er sich abstützen konnte. Er hatte beide Arme ausgestreckt und dabei das Gefühl, als würde die Wand auf ihn zukommen und im nächsten Moment wieder zurückdrängen. Das helle Licht schmerzte in seinen Augen. Er war ziemlich down, hatte Mühe, sich zurechtzufinden und schüttelte einige Male den Kopf, als hätte man ihm Wasser über die Haare gegossen.
    Die Nacht über konnte er nicht stehenbleiben. Vorsichtig setzte er sich in Bewegung, strich dabei an der Wand lang und benützte diese noch als Stütze.
    Dabei hatte er das Gefühl, nicht über normalen Boden zu schreiten. Immer wieder rutschte er ab, trat in Löcher, wo keine waren, schaute sich dennoch um, ob er verfolgt wurde, und stellte fest, daß dies nicht der Fall war.
    Die beiden Unbekannten waren verschwunden.
    Es kam Pietro wie eine kleine Ewigkeit vor, bis er seine Bude erreicht hatte.
    Dort stand auch die Grappa-Flasche. Er hatte die Notbeleuchtung brennen lassen und schaltete zusätzlich noch die Deckenleuchte ein. Als seine Finger die Flasche umklammerten zitterten sie. Noch nie zuvorhatte er den Schluck so nötig gebraucht wie jetzt. Er setzte an und trank die Flasche bis weit über die Hälfte leer. Der Grappa brannte in seinen Eingeweiden, so daß er das Gefühl hatte, explodieren zu müssen. Tränen schössen wieder in seine Augen und rannen an den Wangen entlang.
    Schwer fiel er auf den Stuhl. Dabei kam er sich vor wie ein Mehlsack. Er erinnerte sich daran, daß in einer Schublade des primitiven Schreibtisches ein alter Spiegel lag. Den holte er hervor, stellte ihn auf die Platte und schaute sich an.
    Sein schweißfeuchtes Gesicht wollte er nicht sehen. Er hielt den Spiegel so, daß er seine Brust erkennen konnte und auch die Verletzung darauf. Es war ein Zeichen!
    Zwei Buchstaben: G und C.
    Fein säuberlich gezeichnet, wie in Holz geschnitzt. Das Blut rann an den Rändern kaum aus.
    Lombardi dachte zum erstenmal wieder nüchtern. Wie kam jemand dazu, ihm dieses Zeichen auf die Brust zu malen? Dazu noch mit einem Messer oder einer Lanzenspitze?
    Er hatte keine Ahnung, obwohl er daran dachte, daß dies etwas zu bedeuten hatte. Ebenso wie bei den drei Toten.
    Die Angst kehrte zurück. Über ihm lag eine unsichtbare Bedrohung. Er fühlte sich eingekreist. Fesseln hielten ihn. Sie waren unsichtbar, aber nicht weniger stark.
    Sein Herz hämmerte unregelmäßig. Der Alkohol überschwemmte zusätzlich sein Bewußtsein, löschte aber nicht seine Gedanken aus. Wichtig war der Anruf. Er mußte telefonieren. Die Polizei konnte ihm helfen. Sie sollte den Fall aufklären. Er jedenfalls würde in den nächsten Tagen keinen Dienst mehr schieben, das war sicher…
    ***
    Aus dem Rund des Eiskübels schaute der grünlich schimmernde Hals der Weinflasche hervor. Im Innern der Flasche befand sich noch zur Hälfte der trockene, leicht nach Heu, aber wunderbar schmeckende Chablis. Die erste Hälfte schimmerte in den beiden Gläsern, die vor Jane Collins und mir standen.
    Wir hatten zuvor ein wenig Lachs gegessen, wunderbar zubereitet, hauchdünn geschnitten und als Beilage drei Dips [1] bekommen, die unterschiedlich schmeckten, aber jede für sich eine Wohltat für Zunge und Gaumen war.
    Das Essen ging auf Kosten des Hauses, das heißt, Scotland Yard würde die Rechnung übernehmen, denn das Restaurant, in dem wir uns befanden, hatte
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