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Der Doge, sein Henker und Ich

Der Doge, sein Henker und Ich

Titel: Der Doge, sein Henker und Ich
Autoren: Jason Dark
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Stellen Bescheid geben.
    Das war die Polizei!
    Bei diesem Gedanken ging es ihm wohler. Tief atmete er ein, wollte sich umdrehen, als er zu Eis wurde. Wenigstens glaubte er dies, denn sein Blut kühlte ab. Er rührte sich nicht von der Stelle, spürte im Nacken die Gänsehaut und konzentrierte sich auf die Laute hinter ihm. Es waren Schritte!
    Nicht sehr laut, so, als würde sich jemand bemühen, beim Gehen so wenig Geräusche wie möglich zu machen.
    Und die Schritte nahmen an Lautstärke zu. Noch befand sich der Unbekannte draußen, aber er näherte sich immer mehr dem Eingang der Leichenhalle.
    Es kostete Pietro Lombardi Überwindung, sich umzudrehen und zur offenen Tür zu schauen. Schließlich hatte er es geschafft, schaute hin —und in diesem Augenblick ging das Licht aus…
    ***
    Pietro Lombardi stand im Dunkeln!
    Er hatte die Hand, die das Licht löschte, nicht gesehen, es war einfach alles zu schnell gegangen, aber er wußte, daß sich ihm kein Freund genähert hatte.
    Vielleicht war es sogar diejenige Person, die die Leichen gezeichnet hatte.
    Lombardi spürte, wie sein Herz hart trommelte. Es war einfach die Angst, die er nicht überwinden konnte und die diesen Druck bei ihm auslöste. Jetzt hörte er die Schritte nicht mehr. Regungslos stand er auf der Schwelle und schaute dorthin, wo sich das Rechteck der offenen Tür in der dunkleren Wand abzeichnete.
    Da mußte der Fremde sein.
    Erzeigte sich nicht. Lauerte wahrscheinlich im Gang wie ein Schatten, um blitzschnell vorstoßen zu können.
    Pietro holte tief Luft. In seiner Brust schmerzte es. Er versuchte, die Angst zu überwinden, um wenigstens etwas sagen zu können. Beim zweiten Anlauf gelang ihm dies.
    »Hallo!« rief er. »Hallo! Ist dort jemand? Wenn ja, weshalb zeigen Sie sich nicht? Kommen Sie vor und machen Sie wieder Licht. Was soll das überhaupt?«
    Er hatte nicht laut gesprochen, doch die kahlen Wände gaben seiner Stimme ein Echo, so daß der Fremde die Worte einfach hören mußte. Nur rührte er sich nicht.
    Er gab keine Antwort, er schob sich nicht vor, blieb im Gang und ließ Zeit verstreichen.
    Bisher war Pietro Lombardi in der Nacht gern allein gewesen. Diesmal jedoch war seine Furcht zu groß. Er wünschte sich sogar seine Frau Luisa herbei. Die hätte mehr Courage gehabt und dem Fremden einiges erzählt.
    Der Eindringling blieb verschwunden. Er zeigte sich auch nicht in den folgenden Sekunden. Allmählich ließ die Spannung bei Pietro nach. Zwar fühlte er sich nicht viel besser, doch die Vernunft sagte ihm, daß es keinen Sinn hatte, noch länger in der Leichenhalle herumzustehen. Er mußte einfach raus. Möglicherweise hatte sich der Unbekannte auch zurückgezogen, weil er keinen Erfolg sah.
    Lombardi ging vor. Wie ein Pantomime bewegte er sich dabei. Jeder Schritt wirkte überzogen, aber er wollte ihn möglichst lautlos setzen und sah sich auch vor, auf keinen Fall die Wand zu berühren und sich durch ein Schleifen zu verraten.
    So näherte er sich der Tür.
    Seine Schritte wurden länger, aber nicht lauter. Er stieß nirgendwo gegen, behielt den Ausschnitt genau im Auge, wo sich noch immer keine Gestalt abzeichnete.
    Bei ihm stieg die Hoffnung. Schon geriet er in den Bereich der Tür, wo das Licht aus dem Gang ein helleres Rechteck malte. Jetzt brauchte er sich nur nach links zu drehen und…
    Da geschah es!
    Es war ein Schatten, der plötzlich Gestalt annahm und auf ihn zuraste. Pietro erkannte die Faust erst, als es zu spät war. Da hatte ihn schon der harte Schlag vor die Brust getroffen und ihn rücklings zu Boden geschleudert. Er prallte auf den harten Boden, stieß sich den Hinterkopf, sah Sterne aufblitzen und vernahm einen dumpfen Ton, der ihm bekannt vorkam. Er entstand, wenn jemand die Tür zuschlug. Bewegungslos blieb er auf dem Rücken liegen. Die Augen hielt er weit offen, obwohl er in der Dunkelheit nichts sehen konnte. Pietro lauschte seinem eigenen Herzschlag nach und konzentrierte sich wieder auf seine Umgebung.
    Er sah nichts, er hörte nur etwas.
    Wieder diese schleichenden Schritte in der Finsternis. Jedesmal, wenn der Unbekannte seinen Fuß auf den Boden setzte, verdoppelte sich bei Pietro die Angst, weil er genau nachvollzog, daß sich der Unheimliche ihm näherte.
    Oder waren es zwei?
    Pietro lauschte. Er wunderte sich darüber, daß er sich sogar konzentrieren konnte. Seine Nerven standen unter Druck, aber das Gehör funktionierte.
    Es stimmte.
    Zwei Menschen näherten sich ihm von verschiedenen Seiten. Das
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