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Der Doge, sein Henker und Ich

Der Doge, sein Henker und Ich

Titel: Der Doge, sein Henker und Ich
Autoren: Jason Dark
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Preise, die ein Normalsterblicher kaum bezahlen konnte. Bekannt war es als hervorragendes Fisch-Restaurant. Jane saß mir gegenüber. Zwischen uns stand eine kleine Schale mit nicht zu hoch wachsenden Blumen. Aus dem Bukett schaute eine schmale Kerze hervor.
    Die Flamme schuf Reflexe, die auch in Janes Augen tanzten. Sie wirkte elegant. Das grüne Kostüm aus Wildseide hatte sie erst vor wenigen Tagen gekauft. Sehr dekorativ sah darunter die weiße Bluse aus, und auch der Schmuck paßte farblich dazu.
    Jane trug das Haar noch immer kurz geschnitten, zu einer leichten Sturmfrisur gekämmt und gefönt. Ihr Make-up war dezent, die Lippen zeigten nur eine schmale Tönung.
    Sie lächelte.
    »Was ist?« fragte ich und zog eine Zigarette aus der Packung.
    »Ich kann es noch immer nicht fassen, daß wir hier auf Spesen essen. Stimmt das auch?«
    »Ja, Sir James hat uns eingeladen. Er wird etwas später kommen, weil er noch dienstlich unterwegs ist.«
    »Was ist da für ein Hintergedanke dabei?«
    »Bis jetzt keiner.«
    Jane nahm einen Schluck Chablis. Wir saßen in einer kleinen Nische. Nicht weit entfernt befand sich das Fenster mit den Butzenscheiben, über die ebenfalls das Licht der Kerze tanzte. Auch zum Nachbartisch war genügend Platz vorhanden, um die Gespäche nicht mitanhören zu müssen.
    Die ehemalige Hexe, die jetzt bei Lady Sarah Goldwyn wohnte und in deren Brust ein Kunstherz schlug, schüttelte den Kopf. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß es ohne einen Hintergedanken geschieht. Was Sir James in die Wege leitet…«
    »Warte doch ab.«
    »Der hat etwas mit uns vor.« Jane ließ sich nicht beirren.
    »Siehst du das negativ?«
    »Nein. Es wundert mich nur.«
    Der Ober kam und räumte ab. »Möchten Sie jetzt den zweiten Gang oder noch etwas warten?«
    Ich schaute Jane an. »Für mich ja.«
    »Ebenfalls.«
    Der Ober schwebte davon. Wir hatten eine klare Geflügelsuppe bestellt, die uns köstlich mundete. Danach sollte noch eine Fischplatte nach Art des Hauses serviert werden.
    »Ich bin jetzt schon fast satt«, sagte Jane.
    »Macht nichts. Du kannst dich in der nächsten Stunde mit Sir James unterhalten.«
    »Kommt er denn?«
    »Er ist schon da.« Ich konnte an Jane vorbeischauen und sah, daß Sir James die Garderobe abgenommen wurde. Er war nicht allein, und das wunderte mich, denn von einem zweiten Gast hatte er nichts erwähnt, als er uns einlud.
    Bei ihm war ein südländisch aussehender Mann, der soeben seinen dunkelblauen Mantel auszog, Sir James zunickte und zu diesem vorgelassen wurde, denn der Superintendent hatte Jane und mich bereits entdeckt.
    Ich stand auf, als sich die beiden Herren näherten. Die Begrüßung war herzlich, und der Begleiter des Superintendenten küßte Jane Collins galant die Hand.
    Er war uns vorgestellt worden, und wir erfuhren, daß es sich bei ihm um einen Kollegen handelte.
    Commissario Torri!
    Jane Collins zwinkerte mir zu. Ich sah das gewisse Lächeln auf ihren Lippen.
    Es besagte, ich habe recht gehabt, die Einladung war nicht privat.
    »Lassen Sie sich beim Essen nicht stören«, sagte Sir James. »Wir haben anschließend noch Zeit genug.«
    »Es dauert noch etwas, bis die Hauptspeise serviert wird.«
    »Bitte, Commissario, dann klären Sie Miß Collins und Mr. Sinclair über das Problem auf.«
    »Gern.« Der italienische Kollege schaute uns aus seinen dunklen Augen an. Er war ungefähr in meinem Alter und machte einen sportlichen Eindruck. Sein Gesicht zeigte einen männlichen Schnitt, und erwirkte wie ein energiegeladenes Bündel.
    »Sie kennen Venedig?« wandte er sich an uns.
    Jane und ich nickten.
    »Dann brauche ich Ihnen über die Stadt nicht viel zu erzählen, aber wir haben Probleme.«
    »Wieder einmal?« fragte ich.
    Torri lächelte fragend. »Wieso?«
    »Weil ich Venedig schon von seiner düsteren Seite kenne. Ich hatte dort einige Male zu tun und auch gegen Monstren gekämpft, die Ähnlichkeit mit Eulen aufwiesen und sich Strigen nannten.«
    »Davon hörte ich.«
    »Gut.« Ich nickte. »Die neue Sache hat aber mit den alten Fällen nichts zu tun — oder?«
    »Auf keinen Fall. Wir jedenfalls haben bisher keine Verbindung erkennen können.«
    Ich trank einen Schluck Wein. »Worum geht es dann?«
    »Das ist unser Problem.«
    »Berichten Sie.«
    Zunächst kam der Ober und nahm die Bestellungen entgegen. Sir James trank sein kohlensäurefreies Wasser und wollte danach eine kleine Seezunge essen.
    Der italienische Kollege entschied sich für Seewolf und
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