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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis
Autoren: Richard Doetsch
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die Hand.
    »KC«, sagte Michael und wandte sich ihr zu, »ich möchte dich mit meinem Vater bekanntmachen, Stephen Kelley.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.« KC lächelte.
    »Ganz meinerseits. Ich habe gehört, dass Sie und Michael viele Gemeinsamkeiten haben.«
    KC sah Michael an und lächelte.
    »Ich habe ihm immer schon gesagt, dass er eine sportliche Frau braucht. Sie haben ihn beim Basketball geschlagen, nicht wahr?«, sagte Stephen mit einem Lächeln.
    »Unter anderem«, erwiderte KC, versetzte Michael mit dem Ellbogen einen Stups und wandte sich dann wieder Stephen zu. »Vielen Dank für den Flug.«
    »Gern geschehen.«
    »Ach ja«, sagte Michael. »Danke auch von mir.«
    »Warten wir ab, ob du das immer noch sagst, wenn du die Treibstoffrechnung bekommst.«
***
    KC betrat Michaels Arbeitszimmer. Sie war frisch geduscht und trug Jeans und einen weißen Kaschmirpullover. Ihr blondes Haar war ausgebürstet und fiel ihr lang über den Rücken, und ihre grünen Augen strahlten und funkelten, dass es Michael ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
    Sie sah sich in seinem Allerheiligsten um, betrachtete seine Golfschläger in der Zimmerecke und das Bild, das über dem Kamin hing und eine Footballmannschaft aus den Zwanzigerjahren zeigte. Dann ließ sie den Blick über seine überquellenden Bücherregale schweifen, auf denen sich Werke reihten, die von Zauberei über Naturwissenschaften, Geschichte und Philosophie bis hin zu Musik und Kunst die verschiedensten Themen behandelten.
    Schließlich drehte sie sich wieder zu Michael um, der versonnen auf die Karte blickte, die auf seinem Schreibtisch lag.
    »Was willst du jetzt damit machen?«, fragte KC. »Meinst du nicht, du solltest sie verbrennen?«
    Michael blickte auf die fünfhundert Jahre alte Karte, die Piri Reis gezeichnet hatte. Ihre detaillierten Angaben und Anmerkungen bezogen sich nicht nur auf den Kangchendzönga. Es war eine Karte, die auch zu anderen Stätten auf Erden führte, die noch nicht entdeckt worden waren.
    »Vielleicht solltest du sie Simon geben«, schlug KC vor.
    Michael schüttelte den Kopf. »Er hat den Stab. Er hat ihn an einem Ort versteckt, den nur er kennt. Wir haben uns geeinigt, dass ich mit der Karte das Gleiche mache, damit diese beiden Gegenstände so weit voneinander entfernt aufbewahrt werden wie nur möglich. Und außer uns weiß niemand, wo.«
    Er rollte die Karte zusammen, steckte sie in die lederne Transportrolle und ließ sie in seine Golftasche gleiten, gleich neben sein Neunereisen.
    Dann ging er zu KC, griff in die Hosentasche und zog die silberne Halskette von Tiffany’s heraus. Er strich ihr das blonde Haar zur Seite, beugte sich vor und legte die Kette behutsam um ihren Hals. Als er dabei mit den Fingern ihren Nacken berührte, schlug sein Herz schneller. Er richtete den Anhänger so aus, dass er genau in KCs Halskuhle lag und schaute schließlich auf die eingravierten Worte: Morgen ist ein neuer Tag.
    Als er die Kette gekauft hatte, hatten diese Worte eine andere, oberflächlichere Bedeutung für ihn gehabt, doch nun waren diese schlichten Worte viel bedeutungsvoller, nahezu prophetisch.
    Er hob die Hand und strich KC sanft über die Wange. Sie blickten sich in die Augen, und Wärme erfüllte sie – wahre Liebe, die sie beide sich viel zu lange versagt hatten.

Epilog
    D er Golf von Bengalen war tiefblau, und der klare Morgenhimmel spiegelte sich darin. Die Zwanzig-Meter-Jacht glitt durch das Hafenbecken und erreichte das Dock. Auf dem Pier stand ein dunkelhäutiger Junge, der kein Hemd trug. Der Kapitän der Jacht warf ihm die erste Festmacherleine zu. Der Junge fing sie auf und schlang sie um einen freien Poller. Genauso verfuhr er mit zwei weiteren Leinen und half, die Jacht fest an dem grauen, verwitterten Pier zu sichern.
    Der Mann trat an die Reling und gab dem Jungen ein paar Geldscheine. Der Junge nahm das großzügige Trinkgeld mit Freuden in Empfang, doch als er aufblickte, zuckte er verängstigt zusammen. Einen Moment erstarrte er, war nicht in der Lage, sich vom Anblick des Mannes loszureißen. Schließlich aber senkte er den Blick, nickte dankend und rannte davon.
    Der Kapitän schenkte dem Jungen keine Beachtung, ging über das Deck der Jacht und stieg nach unten in die Kajüte. Er stieg über die Leiche der Frau hinweg, als wäre sie ein schlafendes Hündchen. Ihren Ehemann hatte er vor drei Stunden mitten auf dem Meer über Bord geworfen, nachdem er ihm zuvor einen Anker an die Füße gebunden und ihm
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