Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
als Busch in den Raum stürzte, sich auf den Mann warf und ihn mit Gewalt von der Tür wegzog.
    »Wir muss diese Pforte schließen«, sagte der Mann in gebrochenem Englisch. Seine Stimme war ruhig, aber fest.
    »Meine Freunde sind da unten!«, erwiderte Busch zornig, bereit, den Mann notfalls zu töten.
    »Sie nicht verstehen.« Der Mann blickte Busch an, nackte Furcht in den Augen. »Da unten sein Dinge.«
    »Mich schert nicht die Bohne, was da unten ist, ob es Monster, Mörder oder Schreckgespenster sind, du wirst diese Tür nicht schließen. Und jetzt gehst du schön wieder nach oben.« Busch hob sein Gewehr. »Bevor ich dir in den Hintern schieße.«

64.
    M it dem Rücken an der Wand saß Michael auf dem Fußboden, direkt unter der einsamen Fackel, deren Lichtschein auf die Berge von Gold und die gewaltigen Stapel Bücher fiel. Seine Hände hatte man ihm im Rücken gefesselt, und er versuchte unablässig, sich von den Kabeln zu befreien. Venue, Iblis und KC standen da und starrten einander an.
    »Ich habe nicht die Zeit, mich mit dir zu befassen«, sagte Venue in herablassendem Tonfall. »Du bist genauso dumm wie deine Mutter. Du hättest am Leben bleiben können, aber du bist zurückgekommen. Dafür?« Venue zeigte mit dem Finger auf den am Boden sitzenden Michael.
    »Meine Mutter war alles andere als dumm. Sie hat dich gehasst.«
    »Ich weiß.« Venue schenkte ihr ein eisiges Grinsen. »Und weißt du auch, warum?«
    KC antwortete nicht.
    »Sie hat mich gehasst, weil ich war, was ich war: ein Verbrecher. Sie konnte nicht damit fertig werden, dass sie mich trotzdem liebte. Sie hat sich Sorgen gemacht, ich könnte einen schlechten Einfluss auf euch ausüben. Ironie des Schicksals, nicht wahr?«
    KC schloss die Augen, als könne sie damit erreichen, auch nichts mehr hören zu müssen.
    »Was meinst du wohl, was deine Mutter davon halten würde, wenn sie wüsste, was aus dir geworden ist, Schätzchen?«
    »Sie hat dich nie geliebt«, sagte KC mit gequälter Stimme.
    »Eltern reden mit ihren Kindern nur selten über ihre Gefühle und über das, was sie wirklich empfinden.«
    »Sie wollte nichts mit dir zu tun haben.«
    »Von wegen. Deine Mutter wollte unbedingt mit mir zusammen sein. Sie ist mir hinterhergelaufen. Das willst du bloß nicht wahrhaben. Ihr Geisteszustand war nicht der stabilste, KC. Ich habe sie nie wirklich geliebt, wie auch? Sie war einfach nur gut im Bett, und daraus bist du dann entstanden. Du warst bloß die Folge einer Runde Bumsen im Heu im volltrunkenen Zustand. Hat sie dir das nie erzählt?«
    KCs Augen nahmen einen leidenden Ausdruck an.
    »Das hätte ich mir denken können. Zum Teufel, ich habe sie erst geheiratet, als ich bereits im Gefängnis saß. Und ich habe es nur getan, weil Eheleuten im Knast erlaubt wird, in regelmäßigen Abständen Sex zu haben.«
    »Du bist verabscheuungswürdig«, brach es aus KC heraus. »Ich schäme mich, dass dein Blut in meinen Adern fließt.«
    Venue antwortete gedehnt und boshaft: »Es wird mir ein Vergnügen sein, dem Abhilfe zu schaffen.«
    »Ich danke Gott, dass sie dachte, du wärst tot.«
    »Von wegen! Sie gehörte zu den wenigen Menschen, die wussten, dass ich noch am Leben war. Deine Mutter hatte herausgefunden, dass ich nach meinem Ausbruch aus dem Gefängnis meinen Tod nur vorgetäuscht und die Leiche eines anderen als meine eigene ausgegeben hatte. Sie wusste, dass ich am Leben war. Und dann hat sie in einer Zeitung mein Bild gesehen, mich erkannt und ist zu mir gekommen – wegen Geld. Sie hat mir gedroht, mich zu verraten, wenn ich nicht zahle. Also habe ich ihr einen Besuch abgestattet.« Venue hielt einen Moment inne, um seine Worte einwirken zu lassen. »Sie ist nicht von dem Dach gesprungen«, sagte er dann. »Ich habe sie hinuntergestoßen, KC. Doch bevor sie in den Tod gestürzt ist, habe ich ihr etwas mit auf den Weg gegeben. Ich habe ihr etwas gesagt, das sie sogar noch nach ihrem Tod ängstigen würde. Ich sagte ihr, dass ich ihre Töchter – unsere Töchter – eines Tages töten würde.« Venue hielt inne, um seine Worte einwirken zu lassen und das Erzählte zu genießen. »Aber hinterher«, fuhr er dann fort, »nachdem sie tot war, ist mir dann noch etwas Besseres eingefallen. Was, wenn ich euch zu dem machen würde, was sie am meisten gehasst hatte? Die Ironie dieses Schicksals war einfach zu verlockend. Ich hoffe, dass sie weiß, dass du dich zu all dem entwickelt hast, was sie nicht ausstehen konnte, dass du genau wie ich eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher