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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis
Autoren: Richard Doetsch
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geschah etwas, was sie schockierte und mit grenzenloser Glückseligkeit erfüllte: Cindy öffnete die Augen und lächelte.
    Michael starrte Busch fassungslos an.
    »Sieht so aus, als hätten die Jungs hier nicht nur Ahnung von Göttern und Religion«, meinte Busch grinsend.

65.
    V enue saß auf dem Boden. Die meisten Werke seiner Sammlung waren zerstört und hatten sich in schwelende Asche verwandelt. Außer den Steinplatten, die dicke Brandspuren aufwiesen, war es ihm gelungen, vierzehn Stücke zu retten.
    Venue las so schnell er konnte, vertiefte sich im Schein der einsamen Fackelleuchte in das in lateinischer Sprache verfasste, in Menschenhaut gebundene Buch auf seinem Schoß. Er las, als suche er nach der Antwort auf die Frage, wie er überleben konnte, und als hoffe er, die Worte, die er vor sich hatte, könnten ihm irgendwie die Freiheit schenken.
    Hinter ihm türmte sich der Reichtum von Königen, vor ihm die Weisheit der Mächte der Finsternis. Er wusste, dass er irgendwie hier herauskommen konnte. Über die Treppe hatte er es bereits versucht, musste allerdings feststellen, dass die Tür oben verschlossen war. Er wusste jedoch, dass es immer Alternativen gab. Er war noch nie gescheitert. Er würde einen Weg finden zu überleben, und er wusste, dass die Antwort in den Büchern zu finden war, die vor ihm lagen.
    Doch dann begann die Fackel zu verglühen, das Pech war aufgebraucht. Die anderen Fackeln waren schon längst erloschen. Jetzt war kein Brennstoff mehr da und auch nichts mehr, was man noch hätte anzünden können. Die Segel würden zu schnell verbrennen und binnen weniger Minuten von den Flammen verzehrt werden.
    Als die Flamme nur noch ein Flämmchen war, wurden die Schatten länger und tiefer, stürzten auf Venue und wieder von ihm weg, huschten um ihn herum, als wären sie lebendig. Dann erklang ein Geräusch, ganz leise, kaum zu hören, wirr und wie aus weiter Ferne. Es klang wie ein Kratzen. Die Tonlage schwankte, war mal hoch und mal tief wie beim Dopplereffekt eines vorüberfahrenden Zuges. Die Lautstärke nahm zu, störte Venues Konzentration und riss ihn aus seiner Lektüre.
    Die Geräusche wurden immer deutlicher und entpuppten sich schließlich als einzelne Stimmen – Stimmen, die Venue kannte, die voller Schmerz und Zorn schrien und bald wie Dolche auf seinen Verstand einstachen: Jennifer Ryan, die Frau, deren Liebe er schändlich ausgenutzt hatte, die Mutter KCs und Cindys, die Frau, die er brutal vom Dach eines Hauses geworfen hatte; Jean-Paul, der junge Angestellte, den er skrupellos ermordet hatte. All die Menschen, die er selbst getötet hatte oder hatte töten lassen: Father Oswyn und die sechs Priester, die ihn exkommuniziert hatten; seine Konkurrenten in der Geschäftswelt; die Angestellten, die seine Erwartungen nicht erfüllt hatten und bitter dafür hatten bezahlen müssen. Alle, die Venue gedemütigt oder vernichtet hatte, beschimpften und bedrohten ihn nun und trieben ihn mehr und mehr in den Wahnsinn, bis er ihre Gesichter in den Schatten erkannte und sah, dass sie auf ihn warteten, ihn beobachteten …
    Als die Fackel zu einem glühenden Stück Holz verkohlte und ihre Flamme in einem Funkenregen zerbarst, stürzten die Schatten sich auf ihn und fielen in der Dunkelheit über ihn her.
    Philippe Venue verlor vor Angst den Verstand.

66.
    E in gepflegter älterer Herr, dessen graumeliertes Haar perfekt geschnitten war und der mit wachen blauen Augen in den Morgen schaute, stand auf der Veranda eines großen Bungalows in Byram Hills. Er beobachtete die Limousine, die über die Auffahrt rollte und vor dem Haus zum Stehen kam.
    Hawk, Raven und Bear flitzten nach draußen, bellten und winselten vor Freude über die Heimkehr ihres Herrchens.
    Michael stieg aus der Limousine und reichte KC die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Auf der anderen Seite stiegen Simon und Busch aus dem Wagen. Ihr einziges Gepäck war grenzenlose Erschöpfung.
    »Stephen«, sagte Simon und schüttelte die Hand des gepflegten älteren Mannes. »Ich verdanke dir so viel …«
    Stephen Kelley hob beide Hände und schnitt Simon damit das Wort ab. »Schön, dich zu sehen.«
    Busch gesellte sich zu ihnen und blickte auf den hochgewachsenen Mann hinunter. »Hi, Steve.« Busch grinste. »Du brauchst unbedingt eine größere Auswahl an Biersorten in deinem Jet.«
    Stephen lachte, während Simon und Busch voraus ins Haus gingen.
    »Hallo, Dad«, begrüßte Michael seinen Vater und schüttelte ihm
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