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Der dicke Löwe kommt zuletzt

Der dicke Löwe kommt zuletzt

Titel: Der dicke Löwe kommt zuletzt
Autoren: Max Kruse
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nicht auf dem Teppich?«
    »Zunächst mit meiner Jacht!«
    »Mit dieser Nußschale — großer Gott der Kamele! Mir bleibt aber auch nichts erspart!«
    Der Sultan erhob sich. »Je eher wir aufbrechen, desto eher sind wir zurück!« sagte er.
    Hoffentlich — dachte Ka.

Geplauder von Bett zu Bett

    In aller Stille, von niemandem bemerkt, bestiegen der Sultan und das Kamel die kleine Jacht und verließen Sultanien. Es war tief in der Nacht.
    Der Sultan hatte sich in einen einfachen braunen Burnus gehüllt. So unterschied er sich durch nichts von den Männern, die auf den Landstraßen von Markt zu Markt zogen und ein Kamel am Hanfstrick führten.
    Er steuerte das Boot durch die Dunkelheit.
    Im Palast war man spät zur Ruhe gegangen. Und als Kim und Pips endlich in den großen Betten des Gästezimmers lagen, sprachen sie noch ein wenig miteinander. Das ist so angenehm und tröstlich vor dem Einschlafen. Wu hatte sich auf Pips Füßen zusammengerollt — natürlich nur ausnahmsweise, hatte sie gesagt, als er bettelnd davor saß und schließlich hinaufsprang! Kim räusperte sich vielsagend! Und Löwe schielte kurz empor und dachte, daß es manchmal auch vorteilhaft wäre, klein zu sein. Wie hätte er wohl auf Pips Füße gepaßt! Er lag auf dem Fußboden zwischen den Kopfenden, und Pips zerwühlte ihm zärtlich die Mähne.
    Er ließ es wohlig schnaufend geschehen, denn es lenkte ihn ein wenig von seinen sorgenvollen Gedanken ab.
    Plötzlich rief Pips überrascht: »Löwe, was hast du denn da am Hals?«
    »Ach — das Taschentuch natürlich, das du mir damals in der Grube um den Fuß gebunden hast. Du weißt schon, als wir uns das erste Mal begegneten und ich verletzt war. Ich trage es seitdem als Talisman!«
    »Du hast es immer noch?« Sie war glücklich. »Aber es muß doch bestimmt gewaschen werden!«
    »Möglich«, brummte Löwe. »Aber es sieht ja keiner!«
    »Wenn ihr mit euren Liebesgesprächen fertig seid«, knurrte Wu, »könnt ihr mir vielleicht sagen, wo Ka ist? Ich habe ihn schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Wirklich?« Löwe überlegte. »Wu hat recht. Entweder schläft er irgendwo, oder er hält sich im Dunkeln versteckt, um sich darüber zu amüsieren, wenn wir nach ihm suchen, oder — «
    »Oder?«
    »Oder er spioniert hinter dem Sultan her! Zuzutrauen wäre es ihm!«
    »Morgen werden wir es sicher erfahren!« meinte Wu. »Inzwischen vergeßt nicht, daß manche Hunde nicht einschlafen können, wenn sie nicht vorher gestreichelt werden! Und zwar gerade die edelsten!«
    »O Wu!« rief Pips. »Du weißt doch, wie gern ich dich habe!« Sie richtete sich auf und zauste ihm die Ohren.
    »Sorgen habt ihr!« seufzte Kim. Er zog sich die Decke über die Nase. Aber trotzdem fielen ihm die Augen noch lange nicht zu.

Nachtfahrt

    Ja. Ka war am Abend heimlich zur Jacht geflogen. Dort hatte er sich unter einer Rolle Tau auf dem Vorderschiff versteckt. Unbemerkt war er mit auf die Fahrt gegangen. Er wollte unbedingt wissen, wohin der Sultan reiste. In der Nacht konnte er ja nichts sehen und nicht hinter der Jacht herfliegen, und wenn er sie erst am nächsten Tag auf dem Ozean suchte — würde er sie dann finden? War der Sultan jedoch an seinem Reiseziel angelangt, könnte Ka von dort aus leicht nach Sultanien zurückkehren.
    Er war müde. Das Schaukeln schläferte ihn ein... und der Seewind... Er verstand nur Bruchstücke von der Unterhaltung des Sultans mit dem Kamel.
    Dem Kamel war besinnlich zumute. Es lag hinten im Schiff, nachdenklich und schweigend. Endlich bemerkte es: »Höre, o Sultan! — Vertrauensvoll folge ich dir, ohne das Ziel und die Gefahren unserer Reise zu kennen. Hast aber du nicht auch schon daran gedacht, daß jedes Wesen einmal den Abenteuern der Jugend Lebewohl sagen muß? Schau hinauf zu den Sternen, die so ruhig am Himmel stehen: Hast nicht auch du Sehnsucht nach Ruhe? Warum mußt du Sultan sein und ein so aufregendes Leben führen? Jetzt hast du dich in einen einfachen Mann verkleidet! Ist das nicht ein Wink des Schicksals? Entsage der Macht! Ziehe dich mit mir an einen Ort zurück, wo wir in Frieden unsere Tage genießen können. Wir wollen weisen Gedanken nachhängen, kluge Gespräche führen, uns lieblichen Träumen hingeben — und vor allem wollen wir nichts tun! Benutze die gute Gelegenheit, da wir allein und unbekannt Sultanien verließen und so schon den ersten, wichtigsten Schritt vollzogen haben — wir zwei, o Sultan! Benutze sie, um ein wirklich weiser Mann zu
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