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Der dicke Löwe kommt zuletzt

Der dicke Löwe kommt zuletzt

Titel: Der dicke Löwe kommt zuletzt
Autoren: Max Kruse
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sein. Ihr erschien das Leben an meinem Hofe beengt; die Tage waren ihr zu gleichförmig, obwohl ich ihr jeden Wunsch von den Augen ablas — gerade das langweilte sie und machte sie trotzig. Sie hörte von jenem Scheich, von der Insel und den unerhörten Genüssen, die in der Blauen Wolke verborgen seien, und sie verließ mich heimlich in der Nacht, wohl wissend, daß ich es mit allen Mitteln zu verhindern versucht hätte. Du verstehst, wie sehr mich das schmerzt. Und wenn du meine Bitte erfüllst und zur Glücklichen Insel und dem Scheich mit den verderblichen Kräften fährst, wenn du mein unseliges Kind siehst, so sage ihr nicht, daß ich dich sandte! Du mußt tun, als seist du einer jener Verblendeten!«
    Der Sultan erhob sich. Er reichte dem Emir die Hand. Und das war ein Versprechen, dem kein Wort hinzugefügt zu werden brauchte. Er tat es nicht ganz uneigennützig. Schon oft hatte er voll Sehnsucht an Miriam gedacht. Aber das war sein Geheimnis!
    Heimlich, wie er gekommen war, ging der Emir. Er bestieg sein weißes Kamel und ritt aus der Stadt.
    Der Sultan aber begab sich zu seinen Freunden, Kummer im Herzen, denn er mußte sie verlassen und ihnen den Grund verschweigen.

Vorbereitungen

    Sie machten es ihm nicht leicht! Kim und Pips waren traurig, waren sie doch erst vor wenigen Tagen gekommen! Und Wu behauptete, er habe so ein unangenehmes Kribbeln in der Nase, was nichts Gutes bedeuten könne.
    Löwe brummte: »Glaubst du, daß ich dich alleine in ein gefahrvolles Abenteuer ziehen lasse?«
    Aber der Sultan bestimmte: »Nein, Löwe, du bleibst bei Kim und Pips. Du mußt im Land für Ordnung sorgen! Außerdem ist es gut, wenn ich dich jederzeit zu Hilfe rufen kann!«
    Brummend fügte sich Löwe.
    Ka sagte merkwürdigerweise nichts. Er hockte mit schiefgelegtem Kopf und geschlossenen Augen scheinbar schlafend auf Pips Schulter. Er hatte aber schon einen Plan. Man muß ja nicht alles in die Welt hinauskrähen, dachte er, aber ich sehe einen kleinen Vogel mit unermüdlichen Flügeln schon wieder weit, weit über Meere und Länder fliegen.
    Während sich die anderen so oder so in des Sultans Willen schickten, begann das Kamel zu murren und zu grollen. »Alles kannst du von mir verlangen, o Sultan, nur nicht, daß ich dich noch einmal im Stich lasse! Das letzte Mal ist es mir zu schlecht bekommen. Was auch immer du vorhast und was auch immer du dem geheimnisvollen Fremden versprochen hast — ich begleite dich! Ich lasse dich keine Sekunde aus den Augen! Wer weiß, welchem Schwindler du auf den Leim gegangen bist! Mit wem willst du dich unterhalten, wenn du in eine schwierige Lage gerätst? Wer soll dir raten?«
    »Ich erkenne dich nicht wieder!« Löwe schüttelte erstaunt seine Mähne. »Du willst den fliegenden Teppich freiwillig besteigen?«
    »Natürlich! Nicht nur Löwen sind mutig — auch Kamele! Es wird eine Lust für mich sein, allein mit dem Sultan zu reisen! Wir werden endlich wieder tiefsinnige Gespräche miteinander führen können, ohne von einem grobschlächtigen Begleiter gestört zu werden, dessen Gedanken nur auf gewöhnliche Dinge gerichtet sind...«
    Löwe verschlug es die Sprache. Er schaute das Kamel an wie ein unbekanntes Wesen. Es hatte wohl ganz den Verstand verloren? Ehe er sich auf eine scharfe Antwort besann, bat der Sultan: »Streitet euch nicht! Ich habe jetzt andere Sorgen. Und keine Zeit! — Gut, das Kamel soll mich begleiten! Es ist vielleicht wirklich besser, nicht alleine zu reisen. Ihr würdet euch hier möglicherweise nicht so gut vertragen. In letzter Zeit seid ihr manchmal grundlos gereizt aufeinander. Eine Trennung kann eurer Freundschaft nur guttun. Ja, je länger ich darüber nachdenke, um so besser erscheint mir der Gedanke! Wenn ich mit Löwe reiste, wüßte jeder gleich, wer ich bin, während es die alltäglichste Sache der Welt ist, daß ein Araber mit seinem Kamel unterwegs ist. Und den fliegenden Teppich benützen wir auch nicht. Er würde zu sehr auffallen! Wir benützen ein anderes Gefährt — und ich werde auf dem Kamel reiten...«
    »Reiten...?« Das Kamel heftete seine großen Augen erschrocken auf des Sultans Bauch. »Nein, dann bleibe ich doch wohl lieber zu Hause!«
    »Schluß!« rief der Sultan. »Du kommst mit! Mit dir werde ich so harmlos und unbedeutend aussehen, wie ich es wünsche!«
    Das Kamel warf empört den Kopf zurück. Was für eine Beleidigung! »Kichere nicht, Ka!« murrte es. »Und du, Sultan, sage mir, mit welchem Gefährt wir reisen, wenn
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