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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader
Autoren: Clark Darlton
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lauter, als ob es sich herabsenke. Für eine Sekunde schwebte eine riesige „Mücke“ über dem leuchtenden Gegenstand, die dann ein wenig abseits schwang und holprig, als sei der Pilot ein Neuling und sehr aufgeregt, am Rande der Lichtung landete.
    Für wenige Sekunden war die Stille wieder da.
    Um so lauter erklangen dann allerdings die menschlichen Stimmen, als sich die Kabinentür des Helikopters öffnete.
    „Nun! Was sagt ihr zu meinen Berechnungen? Auf den Meter genau!“
    „Ich habe immer schon gewußt, daß du berechnend bist, Mike! Das hast du von deinem Vater“, sagte James Freema und stieg aus, mit einem leichten Sprung die Erde erreichend. Mike blieb noch stehen, als zögere er.
    Um so überraschter war er dann, als ihn ein Stoß in den Rücken traf und er wie eine Katze auf allen vieren zuerst landete.
    „Gemeinheit!“ schimpfte er los und wollte sich erheben. Kaum jedoch stand er, als Anne neben ihm den Waldboden berührte und sich krampfhaft an ihm festhielt.
    James hatte sich um die beiden Freunde nicht gekümmert, sondern war wie hypnotisiert auf die Lichtung hinausgetreten, um sich dem geheimnisvoll leuchtenden Gegenstand zu nähern. Als er bis auf etwa zwei Meter herangekommen war, blieb er stehen. Irgend etwas schien ihn ersticken zu wollen. Seine Gedanken wirbelten im Kopf herum, und nur mühsam formten sich die gestammelten Worte, mit denen er sich selbst Mut einredete:
    „Mensch, James! Hast du nicht immer auf diesen Moment gewartet? Ist dies nicht die Bestätigung deiner Theorie, die Erfüllung deiner Wünsche? Hast du nicht immer gehofft, den Tag erleben zu dürfen, an dem der ganzen Welt der Beweis erbracht wird, daß sie nicht die einzige Welt des Universums ist? James Freema! Du stehst vor deiner Lebensaufgabe!“
    Mike hatte inzwischen Anne bei der Hand genommen und war herangekommen. Er stieß James in die Seite.
    „Was sagst du denn? Tolles Ding, was? Bin mal gespannt, wo es herkommt. Bestimmt nicht von Rußland. Oder vielleicht doch? In Kanada erzählte man auch mal etwas von einer Scheibe, die man konstruieren wollte. Ich glaube, man hatte die Absicht, sie mit Gravitationsmagnetismus anzutreiben. Verrückte Idee übrigens! – Was war das?“
    Seine letzten Worte galten einem leisen Kratzen, das aus der Richtung der „Untertasse“ gekommen war.
    James hatte warnend die Hand erhoben, und Mike schwieg.
    Außer dem Rascheln der Blätter herrschte Stille. Nichts war zu hören. Schon dachten die drei Menschen an eine Sinnestäuschung, als das leichte, schabende Kratzen erneut ertönte.
    Es gab nun keinen Zweifel mehr; es kam aus dem Ding.
    Mike wich vorsichtig einen kleinen Schritt zurück und griff in die Tasche. Alle wußten, daß sich dort eine schwere Pistole befand.
    Als er seine Hand hervorzog, war sie leer. Anscheinend sah er in einem Geräusch noch keine Veranlassung, gleich mit Waffengewalt die Ursache festzustellen. Anne stand da und hielt die Fäuste vor den Mund, als wolle sie verhindern, daß sie etwas sage – oder schreie. Nur James schien nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Er war an der gleichen Stelle stehen geblieben und hielt den Kopf ein wenig schief. Offensichtlich dachte er nach. Dann aber tat er etwas, das Mike fast einen Schreckensruf entlockt hätte. Er trat einen weiteren Schritt vor und machte Anstalten, das schimmernde Ding mit der Hand zu berühren. Erst in der letzten Sekunde – seine Fingerspitzen waren nur noch wenige Zentimeter von dem Metall entfernt – schien die Vorsicht seine Neugier zu überwiegen. Zögernd ließ er den Arm sinken, und ein bedauerndes Achselzucken bewegte seinen Oberkörper.
    Mike, der ihn scharf beobachtet hatte, atmete auf. Er gab sich einen Ruck und schüttelte die unheimliche Beklemmung ab. Was gibt es da überhaupt zu befürchten? fragte er sich. Sicher war dies eines von den neuen Fluggeräten, mit denen man so geheimnisvoll tat und von denen eines nun notgelandet war. Was sollte es wohl sonst sein? James mit seinen verrückten Ideen würde eine arge Enttäuschung erleben müssen. Von einem anderen Planeten, welch ein Irrsinn! Immerhin, entsann er sich plötzlich, vielleicht war insofern etwas an der Sache dran, als es Menschen bereits heimlich gelungen war, den Mond zu erreichen. Noch ahnte die Welt nichts von dieser Tatsache. Er dachte an die blitzschnellen, huschenden Lichter auf der dunklen Mondhälfte. Seine bisherige Weltanschauung lag in hartem Kampf mit dem Stolz des Entdeckers – einer würde verlieren.
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