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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader
Autoren: Clark Darlton
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anderthalb Stunden können wir nicht dort sein.“
    Anne saß dicht neben James; denn der Helikopter war nur für zwei Personen berechnet. Ihre Hand suchte die seine, und leise, kaum hörbar, flüsterte sie:
    „Wenn nur alles gut geht!“
    Den gleichen Gedanken hatte der alte Conney, als er das brummende Motorengeräusch seines Flugzeuges vernahm. Im Schlafanzug eilte er hinaus, um im fahlen Mondlicht noch gerade die „Riesenmücke“ davonspringen zu sehen.
    „Verdammt! Und ich Esel habe ihm auch noch die Erlaubnis dazu gegeben! Dabei habe ich gar nicht verstanden, was er mich gefragt hat. Dachte, es sei wegen einiger Pullen Weins gewesen.“
    Bevor er das Licht löschte, sah er auf die Uhr.
    Es war 23.05 Uhr.
    Der Kalender zeigte den 25. Oktober an.
     
2
 
Die Lichtung bei Dorville
     
    Der Mond sank langsam gegen den Horizont, und erste, dünne Wolkenschleier überzogen den eben noch so klaren Nachthimmel. Es war sehr dunkel; ein kaum spürbarer Wind raschelte in dem dürren Laub des Waldes. Es gab um Dorville nicht viel Wald, nur diesen einen; der aber war groß, dicht und nur von wenigen Wegen und Lichtungen unterbrochen. An sich konnte man es als ein Wunder bezeichnen, daß man ihn noch nicht abgeholzt hatte; aber die Bewohner von Dorville hatten sich bisher mit Händen und Füßen gegen eine solche Zumutung gewehrt. Sie waren stolz auf ihren Wald – der auch so ziemlich das einzige war, worauf sie stolz sein konnten.
    Irgendwo knisterte es im Gehölz – sicher eine Maus oder ein Igel. Sonst nur Stille. Nur das Rascheln der Herbstblätter.
    Mitten auf der Lichtung lag ein seltsames Ding. Es lag ganz still da. Wie zwei aufeinandergelegte Suppenteller sah es aus. Der Durchmesser des Dinges mochte etwa zehn Meter betragen. Obwohl es völlig dunkel war, schien es leicht zu leuchten, etwa so ähnlich wie Phosphor oder faulendes Holz im Moor. Neugierig strich ein Nachtvogel über das schweigsame Gebilde, das sicher nicht in diesen Wald gehörte, und verschwand alsdann lautlos zwischen den Bäumen.
    Oben – dort, wo eine kleine, buckelartige Erhöhung hervortrat – vibrierte ein schmaler Stab wie ein Fühler hin und her, als suche er etwas. Wie eine Antenne etwa. Dort, wo die Tellerränder zusammenstießen, befand sich ein breiter, gerillter Wulst.
    Das Ding lag da, ohne sich zu bewegen.
    Aber es leuchtete, als wolle es jemanden erklären: So, hier bin ich, falls ihr mich suchen solltet! Wer aber sollte das Leuchten – es war mehr ein Glühen – schon sehen? Im Wald von Dorville wohnte kein Mensch, und bei Nacht …? Wer würde so verrückt sein, sich vom Teufel den Hals umdrehen zu lassen, wie damals … Na ja, vielleicht waren es auch nur die Geister der Toten gewesen. Nicht daß die ehrbaren Bewohner von Dorville etwa an den Teufel und Gespenster glauben würden – o nein! Am Tage wenigstens nicht. Bei Nacht – man konnte es schließlich nie wissen. Jedenfalls war es nicht ganz geheuer, und nur ein Irrer oder ein Betrunkener wäre im Dunkeln durch den Wald gelaufen.
    Aber das Ding war weder der Teufel noch ein Geist.
    Etwa zwanzig Kilometer von Dorville entfernt hatte man es vom Himmel fallen sehen. Die ersten Ferngespräche ließen vermuten, daß es sich um einen Meteor handelte. Eine in der Nähe befindliche Abteilung der amerikanischen Militärpolizei wurde benachrichtigt, damit man am anderen Tage nach der Aufschlagstelle suche. Der übereifrige Kommandant dieser Abteilung sah in der ganzen Sache jedoch eine willkommene Gelegenheit, einen Teil seines so sehr gebändigten Mutes zu beweisen, Er gab den Befehl, sofort eine Suchbereitschaft, bestehend aus 12 Mann, nach Dorville zu entsenden. Waldbrandgefahr, drückte er sich aus.
    Aber das Ding war kein Meteor.
    Ein Meteor, auch ein so großer, wühlt sich in den Boden ein, macht einen regelrechten Krater, sieht nicht so regelmäßig aus und erinnert an einen Felsbrocken.
    Wie erklärten sich die Leute östlich von Dorville überhaupt, daß der Meteor während des Fallens plötzlich erlosch – und doch die Erde erreicht haben sollte?
    Außerdem – das Ding glühte ja immer noch!
    Es war ein ständiges, kaltes Glühen.
    Das Ding war weder ein Gespenst noch ein Meteor.
    Das Ding war eine „fliegende Untertasse“!
    Irgendwo über der Lichtung hörte man ein leises Brummen, wie von einer wütenden Hornisse. Es kam näher. Bald war es genau über dem leuchtenden Metallkörper, entfernte sich, kam aber gleich darauf zurück. Langsam wurde das Brummen
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