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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei
Autoren: Hans G Bentz
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riesigen Ohrbehänge kontrolliert werden. Er fegt mit ihnen allen Unrat auf, und die Ohrwascheln mit den vielen tiefen Taschen und Falten sind ein beliebter Parkplatz für Zecken und alles mögliche . Nach der inneren Reinigung werden die Ohren außen gekämmt. Cocki findet, daß das ungeheuer lustig ist, wird neckisch, geht vorn in die Kniebeuge, lacht aus vollem Halse, legt den Kopf auf die Seite, während sein Körper hinten hoch steht und sein Schwanzrest vergnügt hin und her wedelt. Jetzt knurrt er, spielt böse, tatzt nach Frauchens Hand. Weffi hört mit der Fußpflege auf, kommt steifhaxig näher und riecht ihm ins offene Maul. Dieses Mal wird er von mir an den Hinterbeinen gepackt und zurückgezogen.
    Cockis Toilette nimmt ihren Fortgang. Die Fellfahnen an den Vorderbeinen sind mit einer nicht näher zu bezeichnenden Masse verklebt. Es ziept ziemlich heftig, aber er stößt keinen Laut aus. Es ist ganz still, man hört nur das Kratzen des Kammes und die Wassertropfen, die aus dem undichten Hahn ins Becken fallen.
    Die beiden anderen liegen wie Standbilder und sehen zu. Kein Laut dringt von außen herein, es ist, als ob die Zeit einen Augenblick stehengeblieben sei. Dann endlich richtet sich Frauchen auf und sagt: »So, fertig, Schluß !«
    Bei >Schluß< sind sie alle Drei auf den Beinen und tanzen um uns herum. Wuff-wuff-rrrrrr macht Weffi, der Dicke springt mit allen vier Pfoten gleichzeitig in die Höhe und Peter richtet sich an der Tür hoch und versucht die Klinke zu erreichen. Wir öffnen, und der ganze Verein stolpert und fällt übereinander, schießt in das Schlafzimmer zum eingebauten Schrank und postiert sich dort, denn dort steht die Keksbüchse. Jeder bekommt ein Stück, und damit ist der erste Akt des Hundeschauspiels beendet, Herrchen und Frauchen widmen sich ihrer eigenen Toilette, der Dicke kriecht erneut unter Frauchens Bett, Peter schlenkert unentschlossen zur Treppe und trabt dann schließlich hinunter in die Küche. Weffi legt sich in ein kleines besonntes Eckchen in meinem Zimmer und seine Augen beobachten mich. Pause.
    Nun erscheint Mathilde und rollt den Wagen weg, Cocki marschiert hinter ihr her, Weffi bellt und beißt mir in die Schuhe. Schließlich bekomme ich ihn am Schlips, klemme ihn mir unter den Arm und steige mit ihm die Treppe hinunter. Cocki kommt aus der Küche angesaust, Peterchen schießt unter der Kommode hervor, Cocki bellt und vollführt seinen Indianertanz mit fliegenden Ohren, Peter pfeift wieder wie einst vor Entzücken, das weiße Fellbündel in meinem Arm strampelt wie besessen und stößt ganze Sätze hervor: Bawawawawa bowawowawowa. Schließlich habe ich mich mit dem ganzen Gesangverein in den Garten durchgearbeitet, wo sie wie irrsinnig herumtoben. Glücklicherweise kommt gerade der Briefträger, der sofort mit vereintem Gebrüll überfallen wird, als er vom Rad steigt. Cocki fletscht ihn an, als wolle er ihn zerreißen. Peter hat sich hinter den Mann manövriert und pfeift von dorther in den höchsten Tönen. Weffi trompetet aus Leibeskräften mit — nur nach der falschen Richtung, dem Mann, dem alles gilt, den Popo zukehrend und sichtlich keineswegs begreifend, um was es sich eigentlich handelt. Für ihn gilt es nur, Solidarität zu beweisen. Noch vor kurzem hätte ich ihn auf Grund einer solchen Szene für dumm erklärt; jetzt aber beginne ich die Logik in seinem Verhalten zu entdecken : er will mit seinen Kameraden mitmachen, doch gegen Menschen hat er eigentlich nichts... Merkwürdig, wie sich seit der Krankheit des Cockers meine Stellung zu allen dreien verschoben hat. Sie sind mir alle Drei viel mehr — und jeder in seiner Art ganz besonders — ans Herz gewachsen.
    Wenn sie sich doch vertrügen!
    Mit Weffi ist es heute eine schwierige Sache: er hat sich in den Kopf gesetzt, nicht mitzulaufen, sondern tanzt vor mir her und beißt mich in die Schuhe. Als ein Auto um die Ecke saust und direkt auf ihn zurollt, nimmt er keinerlei Notiz davon. Das Herz bleibt mir stehen, denn er hat, natürlich, wie gewöhnlich, überhaupt kein Gefühl für Verkehrsgefahren und dafür, daß das Ungeheuer ihn in Sekundenschnelle in eine Flunder verwandeln könnte. Gott sei Dank ist es der Rechtsanwalt aus der nächsten Straße, der meine Rowdies schon kennt, und so bremst er den Wagen scharf ab. Ich fasse den Ausbund endlich, wir beiden Männer lachen uns an, und der Wagen rollt weiter...
    »Kommst du jetzt her«, schreie ich Weffi an. Er stutzt, verdreht die Augen wie ein
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