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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei
Autoren: Hans G Bentz
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wie ein kartesianischer Teufel, die Ohren weit zur Seite gebreitet, mit allen vieren aus einem Pappkarton hoch in die Luft, einen großen Knochen im Maul. Es war ein Anblick von solcher Komik, daß ich noch jetzt wehmütig darüber lächeln mußte. Wo war ich eigentlich? Ich fand mich vor dem Zuckerwerkschlößchen, in dem die alte Dame mit der Pekinesin Elisabeth wohnte. Lange starrte ich auf die Hausklingel... Aber, das ging doch nicht, ich konnte doch nicht läuten und ihr, wenn sie herauskam, sagen: »Cocki ist so krank !«
    Hinter mir Schritte. Ich drehte mich um. Da kam sie gerade nach Hause, mit dem alten Herrn Bertram eingehakt. Ihre kleine >Raupe< schnaufte asthmatisch hinter ihr her, und Herrn Bertrams schwarzer, ewig mißgelaunter Spitz ließ sich mit gesträubtem Fell von meinen beiden untersuchen. Ich verbeugte mich.
    »Wo ist denn Cocki ?« wurde ich sofort gefragt. Und nun endlich konnte ich von meinen Kümmernissen erzählen. Die alte Dame war ganz entsetzt und sah mich mit aufgerissenen Augen an, und Herrn Bertrams grauer Spitzbart, sonst starr und unbeweglich wegen des schlechten Verhältnisses zwischen seinem Spitz und meinem Trio, wackelte vor Eifer und Mitgefühl. Das mit dem Serum und dem Penicillin sei alles neumodischer Unsinn, es gäbe nur ein Mittel, nämlich täglich einen Viertel Liter Cognac mit Gelbei hineingequirlt. Er habe einen herrlichen Setter gehabt — Jago —, der sei nun schon lange tot und in seinem Garten begraben, aber den habe er damit gerettet, für viele schöne Jahre gerettet, und in wenigen Tagen nur!
    Ich bedankte mich überschwenglich und nahm Kurs auf das Lebensmittelgeschäft. Dort kaufte ich eine halbe Flasche Cognac, richtig, keinen Verschnitt, und zwei Eier. Dabei konnte ich gleich von Cockis Krankheit erzählen. Entsprechend meiner Eigenschaft als Stammkunde war das Mitgefühl groß. Außerdem kam der Metzger von der Ecke herein, der eine große Dogge hatte, und gab mir sofort das gleiche Rezept wie Herr Bertram: nur Cognac mit Ei!
    Im Geschwindmarsch ging’s heim. Peter sauste sofort nach oben. Dann kam er mir wedelnd entgegen, während ich noch nach dem Korkenzieher suchte, und winkte mich herauf. Cocki lag flach und ausgestreckt auf meiner Couch. Ein eisiger Schrecken durchfuhr mich, er atmete gar nicht: »Cocki... !« Ich war bei ihm, da hob er den Kopf, legte ihn wieder hin. Jetzt merkte ich, was sich verändert hatte: er atmete gleichmäßiger und zitterte nicht mehr. Seine Nase war allerdings noch sehr heiß. Hinter mir stand Mathilde mit dem Cognacglas und dem aufgeschlagenen Ei: »Es scheint ihm besser zu gehen...«, sagte ich.
    »Ja — ich war auch eben oben...«
    Und da war auch die Mama: »er zittert nicht mehr«, sagte sie, »und etwas kühler fühlt er sich an .«
    Ich drehte mich hilflos nach den beiden Frauen um, sah dann zweifelnd die Flasche an: »Man sagte mir, daß Cognac mit Ei...«
    »Ach, das würde ich nicht tun«, meinte die Mama, »man soll nicht durcheinanderkurieren. Laß doch erst mal...«
    »Gut«, erklärte ich, setzte die Flasche entschlossen an den Mund und trank.

    Er wurde wieder gesund, aber es ging nicht so schnell. Nur ganz allmählich besserte sich sein Gang, die entzündeten Augen wurden wieder klar, aber er taumelte noch, und sein Appetit blieb schlecht. Der Arzt kam noch ein paarmal, legte ein Depot aus Penicillin an und begann allmählich einen gedämpften Optimismus auszustrahlen: »Wenn er nicht ein so prachtvoll stabiler Kerl wäre...«, sagte er.
    »Also Sie glauben jetzt, daß Sie ihn durchbekommen ?«
    »Wenn er keinen Kollaps bekommt und ein bißl besser frißt...«
    Einige Nachmittage später hatten wir Besuch. Eine herrliche Butterkremtorte war gezaubert worden. Die Gäste bestanden aus zwei älteren Ehepaaren mit besonders tüchtigen hausfraulichen Hälften. Es mußte schon etwas ganz Besonderes sein, was ihnen auf dem Gebiet der Backerei imponierte. Frauchen war sogar ein klein wenig aufgeregt vor Ehrgeiz. Mathilde, die die Mäntel abgenommen und die Schirme zum Trocknen aufgespannt hatte (es regnete in Strömen), fuhr den Teewagen herein. Die silberne Kuchenplatte stand in der zweiten Etage des Servierwagens, das heißt die Platte, die Torte war — weg!
    »Mathilde ist etwas vergeßlich«, entschuldigte sich Frauchen.
    Aber Mathilde benutzte die goldene Brücke nicht, sondern glotzte nur stieren Blickes auf die Platte.
    »Ich habe sie eben draufgeschoben...«, stotterte sie.
    »Wo sind die Hunde ?«
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