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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei
Autoren: Hans G Bentz
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fragte ich.
    »Weffi und Peter sind draußen, und Cocki ist in der Küche, aber der hat ja keinen Appetit .«
    In diesem Augenblick latschte der kleine Löwe ins Zimmer. Sein Bauch war wie eine schaukelnde Tonne. Er fläzte sich lang auf den Teppich, aus seinen Schnurrbarthaaren leckte er sich noch etwas Krem, dann rülpste er laut und begann ungeniert zu schnarchen.
    Da wußten wir, daß er wieder gesund war!

Wunder

    Cocki ist gesund! Ich erwache aus meinen Erinnerungen, sehe auf die Uhr: Himmel, es ist ja schon acht durch! Immerhin, wie lange hat es gedauert, diese sechs Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen? Kaum mehr als zwanzig Minuten! Wer war das noch schnell, der von dem menschlichen Gedanken als dem Größten und Schnellsten dieser Welt gesprochen hat...?
    Cocki ist gesund! War es wirklich erst gestern, daß er die Torte stahl?
    Aber, was wird jetzt? Das Problem, zwischen den dreien wählen zu müssen, besteht nach wie vor. Das Schicksal hat lediglich ein kleines Zwischenspiel eingelegt, hat uns einen kleinen Umweg geführt, und jetzt stehen wir wieder vor derselben Mauer wie zuvor. Es sei denn...
    Es sei denn, es geschähe ein Wunder und eine Pforte öffnete sich plötzlich in der Mauer... Es sei denn, in dem Verhältnis der Drei zueinander hätte sich etwas geändert. Manche kleinen Symptome aus den Tagen der Krankheit lassen es fast hoffen. Wie Weffi Cocki sein Bällchen schenkte — wie er ihn extra aufforderte, mit aufs Gäßchen zu gehen —. Aber Tiere sind konservativ in ihrer Liebe und in ihrem Haß und im Grunde genausowenig zu formen, wie es die Menschen sind. Jeder läuft auf seinem Geleis, das aus dem dunklen Tunnel kommt und in den dunklen Tunnel führt... Cocki wird — völlig genesen — ein ebensolcher Tyrann sein wie zuvor, Peter wird seinen Groll gegen die neue Blechtrompete nicht vergessen und Weffi nicht aufhören, den beiden anderen ihr Spiel zu verderben und ihnen auf die Nerven zu fallen...
    Ich seufze. Nun ist die Sonne gar nicht mehr so hell. Vorsichtig blicke ich zur Seite: unmittelbar an meiner linken Wange kitzelt Weffis weißes Bärtchen. Er liegt auf dem Rücken. Die Augen geschlossen. Zwischen den mit schwarzem Lack eingefaßten Lefzen schimmern die kleinen Vorderzähne. Wie kleine Herzen auf rosa Grund. Die dicken Fellbeine sind senkrecht in die Luft gereckt. Ich kraule ihm leise den weichen Kinderbauch, auf dem das dunkelviolette Pigment eine seltsame Landkarte bildet. Er verzieht die Schnauze und beginnt mit dem linken Hinterbein rhythmisch mitzujucken.
    »Wollen wir nicht endlich auf stehen ?« flüstere ich in sein Ohr.
    Er holt tief Atem und setzt mein Gesicht mit einem schmetternden Nieser unter Sprühregen. Unwillkürlich zucken meine Beine, was Peter in seiner warmen Höhle unter meiner Sitzfläche mit einem ärgerlichen Brummen quittiert.
    Das wiederum erregt Weffis Aufmerksamkeit. Er rappelt sich auf, klettert über meinen Bauch auf die Stelle der Decke zu, unter der Peter liegt, beschnuppert sie, legt den Kopf schief und beginnt zu graben. Wütend schnappt Peter von unten, worauf Weffi von oben in die Decke beißt. Darauf stürmischer Aufbruch Peters. Er stemmt mein Bein hoch, nimmt die halbe Decke mit, tritt Cocki, der immer noch vor meiner Couch in einem Sonnenbad döst, auf das platt ausgebreitete Hinterteil, gibt ihm schnell einen Versöhnungskuß und reckt sich. Hierbei wird in der Vorderbeuge das Maul weit aufgerissen und die schmale Zunge darin heraldisch gekrümmt. Bei der Hinterbeuge: Maul geschlossen, linkes hinteres Fliegenbein steif weggestreckt. Und dann wird der Schlaf abgeschüttelt. Es ist dieses eigentümliche Schütteln, das zunächst den Kopf erfaßt und ihn so schnell hin und her wirbelt, daß es aussieht, als bestehe er aus sechs Ohren, sechs Augen und drei Nasen. Dann läuft es den Körper entlang bis zum Schwanz, eine wellenartige Bewegung, die aus dem Unsichtbaren kommt, im Hundeleib für ein paar Sekunden Gestalt gewinnt und ins Unsichtbare weiterwandert. Staub und kleine Haare stäuben hoch auf seiner Spur und schweben, in der Sonne durchleuchtet, langsam nieder.
    Dann setzt sich Peter hin und beginnt sich zu jucken. Weffi, der ihm nachgesprungen ist, wird davon angesteckt, und auch der kleine Löwe setzt sich auf und macht mit. Alle drei ziehen dabei die Gesichter schief und sehen höchst angestrengt aus. Ihre Beine schlagen auf dem Teppich einen dreifachen Trommelwirbel.
    Die Ursache dieses Vorganges wird offiziell als
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