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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter
Autoren: Jane Casey
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mich spezialisierte, und zwar auf Fusionen und Übernahmen– das Rosinenstück, bei dem es um viel Einfluss und Entscheidungen zu später Stunde geht. Das nahm mich voll und ganz in Anspruch. Ich traf mich nach wie vor mit Rebecca, allerdings nur noch vielleicht zweimal im Monat. Wir schrieben uns E-Mails. Ich rief sie ab und zu an. Abends war sie viel unterwegs, meistens dienstlich. Sie schien wieder Fuß zu fassen. Nach einer Weile war sie allerdings ziemlich abgekämpft, und jemand gab ihr ein bisschen Koks, um ihr unter die Arme zu greifen.
    Sie mochte das Kokain, ein bisschen zu sehr sogar. Sie war eben schwach.
    Und sie wusste zu viel über mich.
    Wie schon gesagt, passte es wunderschön ins Muster, dich für Rebeccas Tod verantwortlich zu machen, denn wenn man die Sache nur lange genug zurückverfolgt, war es deine Schuld. Hättest du dich nicht auf diese Art von ihr getrennt, wäre sie nicht so untröstlich gewesen. Vielleicht hat deine Zurückweisung sie an Adam erinnert. Vielleicht hielt sie dich ja auch für etwas Besonderes oder so. Ich hätte jedenfalls keine Zeit damit verschwendet, dir hinterherzuheulen, aber Rebecca war da eben anders. Wenn sie sich nicht deinetwegen so beschissen gefühlt hätte, wäre auch ihr kleines Kokainproblem nicht so aus dem Ruder gelaufen. Sie hätte ihren Job nicht verloren. Sie hätte nicht solche Schwierigkeiten gehabt, ihre Miete und die ganzen Rechnungen zu bezahlen. Sie wäre nie derart in Geldnot geraten, dass sie selbst vor ihren Eltern und Freunden verheimlicht hat, dass sie pleite war. Ich war die Erste, die davon erfuhr, aber ich war der letzte Mensch, dem sie davon hätte erzählen sollen, weil ich mir schon so Sorgen um sie gemacht habe. Während ich die Leiter nach oben stieg, rutschte sie unaufhaltsam in den Abgrund. Der böse Teil in mir hat das sogar ein bisschen genossen– bewies es doch, dass sie keineswegs perfekt war–, aber hauptsächlich sorgte ich mich um sie.
    Dann holte sie sich Geld von Caspian Faraday (der das unglaublich aufregend fand, wie sie mir erzählte. Von seiner schönen, jungen Geliebten erpresst zu werden, was für ein Drama …). Da fingen die Alarmglocken in meinem Kopf erst richtig an zu schrillen. Sie grübelte über die Vergangenheit und über Oxford nach und sprach davon, dass sie erwog, mit Adams Eltern Kontakt aufzunehmen, einfach nur, um mit ihnen zu reden. Zwischen den Zeilen lesen konnte ich. Sie wusste, was ich getan hatte, und ich wusste, dass die Ermittlungen zu seinem Tod jederzeit wieder aufgenommen werden konnten, falls neue Beweise auftauchten. Sie war verzweifelt. Sie würde mich um Geld bitten, und zwar schon ziemlich bald. Und das wollte ich ihr nicht geben. Es war mein Geld und mein Leben, das sie zu zerstören in der Lage war, indem sie ausplauderte, was ich getan hatte. Ausgeschlossen.
    Für jemanden, der keine Drogen nimmt, wusste ich verdammt viel über illegale Arzneimittel. Über eine Internet-Apotheke bestellte ich Rohypnol, wobei ich die Kreditkarte meiner Sekretärin benutzte und es an ein Postfach schicken ließ, das ich ebenfalls unter ihrem Namen gemietet hatte. (Außerdem buchte ich noch Flüge nach Lagos und kaufte einen Flachbild-Fernseher, um die Sache etwas undurchsichtiger zu machen. Kein Grund zur Sorge: Der Kreditkartenfirma fielen die Ungereimtheiten auf, und meine Sekretärin brauchte nichts davon zu bezahlen.) Ich fragte Rebecca, ob sie an jenem Mittwochabend zum Abendessen kommen wolle. Sie war so voller Vertrauen und so dankbar, dass ich sie bekochen wollte. Sie hatte mächtig abgenommen, wie ich fand. Ihre Schulterblätter zeichneten sich deutlich unter ihrem Wollpullover ab. Sie hatte schon mal wesentlich besser ausgesehen, um ehrlich zu sein. Anders ausgedrückt: Du wärst nicht gerade beeindruckt gewesen.
    Der Plan war ganz simpel. Ich tat das Rohypnol in ihren Drink, und sie fiel um, ganz wie ein kleines braves Opfer. Die folgenden 24 Stunden behielt ich sie in meinem Gästezimmer. Immer wenn sie sich rührte, gab ich ihr einen Drink, der sie wieder lahmlegte. Sie wusste zu keinem Zeitpunkt, wo sie war oder was sie dort tat. Hinterher habe ich das Zimmer komplett ausgeräumt. Weißt du noch, wie ich nie dazu gekommen bin, es zu renovieren? Es ging gar nicht um eine neue Einrichtung. Es waren die möglichen Spuren, die mich beunruhigten. Fusseln. Haare. Hautzellen. Fingerabdrücke. Ich hatte das Zimmer von oben bis unten geputzt, aber das reichte nicht. Ich konnte nicht sicher sein.
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