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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter
Autoren: Jane Casey
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ganz Reihe von Dingen, die ich nun nicht mehr tun werde. Ich habe alles verloren, wofür ich gearbeitet habe. Alles, was ich wollte. Alles ist vorbei wegen Rebecca. Man könnte durchaus sagen, dass ich das verdient habe.
    Und jetzt ist es genug, Gil. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Ich habe meine Verbrechen gestanden; jetzt ist es an mir, mich dafür zu bestrafen. Es gibt nichts, was der Staat tun kann, um mich zu rehabilitieren. Und ein Gefängnis würde mir nicht bekommen– all diese Leute und keine Aussicht auf Frieden irgendeiner Art, niemals. Die meisten der Frauen hier sind Drogenabhängige und Prostituierte, psychisch krank und labil in vielerlei Hinsicht. Es ist genau die Welt, die ich mit großer Anstrengung hinter mir gelassen habe, aber jetzt verstehe ich langsam, dass ich nie richtig davon losgekommen bin. Man kann vieles an sich ändern– wie man aussieht, wie man spricht, wie man sich benimmt–, aber man kann dem, wer man wirklich ist, nicht entkommen.
    Es tut mir leid, dass mein Plan nicht funktioniert hat. Es tut mir leid, dass ich keine Gelegenheit mehr bekomme, dich für das bezahlen zu lassen, was du getan hast.
    Ich werde dich nicht vermissen, und ich bezweifle auch, dass du mich vermissen wirst.
    Und jetzt ist es Zeit abzutreten.
    L.

Maeve
    Ich schlief, als das Telefon klingelte– was angesichts der Tageszeit nicht ungebührlich war. Zehn nach vier zeigte der Wecker auf meinem Nachttisch an. Nie ruft mich mal jemand um eine vernünftige Zeit an, ging es mir durch den Kopf, während ich nach dem Telefonhörer angelte und mich gerade noch melden konnte, bevor der Anrufbeantworter ansprang.
    » Maeve?«
    » Sir.« Ich war sofort hellwach, als ich die Stimme von Chief Superintendent Godley erkannte.
    » Tut mir leid, dass ich Sie aufwecke. Ich habe gerade mit dem Direktor von Holloway gesprochen. Die versuchen schon seit Stunden, uns beide zu erreichen. Es geht um Louise North. Sie ist jetzt wieder im Gefängniskrankenhaus, aber sie muss in die Klinik gebracht werden.« Noch ehe er weitersprach, wusste ich, was er sagen würde. » Sie hat eine Überdosis genommen.«
    » Du lieber Himmel. Ich hab gewusst, dass sie versuchen wird, sich dem Prozess zu entziehen, aber an Selbstmord hab ich dabei nicht gedacht. Wie hat sie das bloß angestellt?«
    » Das habe ich noch nicht rausfinden können.« Er hielt inne. » Sie hat eine Nachricht an Sie verfasst, Maeve. Und offenbar ein Geständnis.«
    Ich war schon aus dem Bett und suchte meine Sachen zusammen. » Bin auf dem Weg zum Gefängnis.«
    » Sie warten auf uns. Wir sehen uns dort.«
    Ruckzuck war ich fertig, allerdings ließ ich das Frühstück aus und hinterließ ein Bild der Verwüstung, als ich meine Wohnungstür schloss. Allein zu leben tat mir gar nicht gut. Ich musste meine Wohnung mit jemandem teilen, um mich selbst zur Ordnung zu rufen, und unwillkürlich wünschte ich mir, Rob wäre da, um mich in den Arm zu nehmen und mir zu sagen, dass ich an dem, was passiert war, nicht schuld war. Hastig lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg zum Gefängnis und überlegte, was mich dort erwarten mochte. Ich trat hinaus in den kalten, dunklen Morgen, begleitet von schwermütigem Vogelgesang, der bestens zu meiner Stimmung passte.
    Godley war schon vor mir angekommen, saß im Zimmer des Gefängnisdirektors und hatte einen Stapel Papiere vor sich liegen. Er reichte mir einen Umschlag, auf dem mein Name stand. Die resolute Handschrift von Louise North erkannte ich sofort.
    » Sie sollten sicher damit anfangen. Ich habe ihn noch nicht geöffnet.«
    Vorsichtig schlitzte ich den Umschlag an einer Seite auf, aus alter Gewohnheit darauf bedacht, so wenig Schaden wie möglich anzurichten, und überflog den knappen Inhalt.
    » Nur eine Notiz, in der sie mich darum bittet, dafür zu sorgen, dass Gil den Brief in dem größeren Umschlag bekommt.« Ich schaute auf und begriff, dass damit der A4-Umschlag, der vor Godley auf dem Tisch lag, gemeint war. » Was ist es denn? Interessante Lektüre?«
    » Allerdings.« Er blätterte die Seiten durch und gab mir ein dickes Bündel linierte Blätter, die mit einem zum Klecksen neigenden Kugelschreiber beschrieben waren. Sie hatte nur jede zweite Zeile beschrieben, sodass es weitgehend leserlich war. » Bin fast fertig. Wenn Sie so weit sind, sagen Sie Bescheid.«
    Ich nickte, während ich schon in Louises Brief vertieft war. Wir lasen schweigend, und Godley reichte mir nach und nach die Seiten, mit denen er
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