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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond
Autoren: Alyson Noël
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wie sie einem attraktiven Typen aus ihrem Bürogebäude näher kommt. Und da Munoz hier arbeitet und Sabine dort, besteht eigentlich kaum die Gefahr, dass meine beiden Welten kollidieren. Doch nur für den Fall, dass ich mich irre, stoße ich hervor: »Ähm, es war reiner Zufall.«
    Er sieht mich mit zusammengekniffenen Brauen an und versucht, aus meinen Worten schlau zu werden.
    Und obwohl ich weiß, dass ich zu weit gegangen bin, obwohl ich weiß, dass ich gleich etwas sagen werde, was alles andere als normal ist, kommt es mir so vor, als hätte ich kaum eine andere Wahl. Ich kann nicht zulassen, dass mein Geschichtslehrer etwas mit meiner Tante anfängt. Das kann ich nicht ertragen. Ich kann einfach nicht.
    Also zeige ich auf den Fleck auf seinem Hemd und rede weiter. »Miss Iced Venti Chai Latte?«, frage ich und sehe den Schreck auf seinem Gesicht. »Wahrscheinlich kommt sie nicht wieder. Sie geht nicht besonders oft dorthin.«
    Noch ehe ich etwas hinzufügen kann, das nicht nur seine Träume zerstören, sondern auch das gesamte Ausmaß meiner Unnormalität offenbaren wird, schlinge ich mir die Tasche über die Schulter und renne zur Tür. Ich schüttele den Rest von Mr. Munoz' penetranter Energie ab, während ich zum Lunchtisch eile, wo Damen auf mich wartet - voller Sehnsucht nach drei langen Stunden der Trennung von ihm.
    Doch als ich dort eintreffe, werde ich nicht ganz so herzlich aufgenommen, wie ich es mir erhofft habe. Ein Neuer sitzt neben ihm, genau an meinem angestammten Platz, und er beansprucht so viel Aufmerksamkeit, dass Damen mich kaum wahrnimmt.
    Ich lehne mich gegen die Tischkante und sehe zu, wie sie alle über irgendwas, was der Neue gesagt hat, vor Lachen losprusten. Da ich nicht stören oder unhöflich wirken will, setze ich mich einfach Damen gegenüber.
    »Oh, Mann, du bist ja so was von witzig!«, sagt Haven, beugt sich vor und berührt kurz die Hand des Neuen. Dazu lächelt sie auf eine Weise, die deutlich macht, dass ihr neuer Freund und selbst ernannter Seelenverwandter Josh vorübergehend in Vergessenheit geraten ist. »Ein Jammer, dass du das verpasst hast, Ever, er ist dermaßen zum Schreien, dass Miles sogar vergessen hat, sich über seinen Pickel aufzuregen!«
    »Danke, dass du mich daran erinnerst«, sagt Miles finster und tastet nach dem Knubbel an seinem Kinn - der jedoch nicht mehr da ist.
    Er reißt die Augen auf und heischt mit Blicken nach unserer Bestätigung dafür, dass sein Mammutpickel, der Fluch seiner Existenz am heutigen Morgen, tatsächlich verschwunden ist. Und ich frage mich zwangsläufig, ob dessen plötzliches Verschwinden mir zu verdanken ist, weil ich ihn heute Morgen auf dem Parkplatz berührt habe. Das würde ja heißen, dass ich tatsächlich magische Heilkräfte besitze.
    Doch kaum habe ich den Gedanken zu Ende gedacht, ergreift der Neue das Wort. »Ich hab dir doch gesagt, dass es hilft. Das Zeug ist sagenhaft. Behalt den Rest, falls das Teil wiederkommt.«
    Ich kneife die Augen zu Schlitzen zusammen und frage mich, woher er die Zeit genommen hat, sich um Miles' Hautprobleme zu kümmern, wenn ich ihn gerade zum ersten Mal zu Gesicht bekomme.
    »Ich habe ihm eine Salbe gegeben«, sagt er und wendet sich zu mir um. »Miles und ich haben zusammen Freistunde. Ich bin übrigens Roman.«
    Ich sehe ihn an, registriere die leuchtend gelbe Aura, die mit breiten Rändern um ihn herumwirbelt und wie eine freundliche Massenumarmung wirkt. Doch als ich seine dunklen, marineblauen Augen, seine gebräunte Haut und das blonde, zerzauste Haar mit genau dem richtigen Maß an Hipster-Schick mustere, möchte ich trotz seines guten Aussehens am liebsten davonlaufen. Selbst als er mir sein breites, lässiges Herzensbrecher-Lächeln schenkt, bin ich so nervös, dass ich es kaum erwidern kann.
    »Und du musst Ever sein«, sagt er und zieht die ausgestreckte Hand zurück, die er mir hingehalten hat, damit ich sie schüttele und die ich bis zu diesem Moment nicht einmal registriert hatte.
    Ich sehe Haven an, die offensichtlich entsetzt von meiner Unhöflichkeit ist, ehe ich Miles mustere, der allerdings zu beschäftigt damit ist, in einen Handspiegel zu schauen, um meinen Fauxpas zu bemerken. Doch als Damen unter den Tisch fasst und mir das Knie drückt, räuspere ich mich, sehe Roman an und sage: »Ähm, ja, ich bin Ever.« Und obwohl er mir erneut dieses Lächeln zuwirft, funktioniert es wieder nicht. Ich bekomme davon nur ein flaues, mulmiges Gefühl im Bauch.
    »Offenbar
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