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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond
Autoren: Alyson Noël
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haben wir vieles gemeinsam«, sagt er, wenngleich ich mir nicht vorstellen kann, was das sein soll. »Ich habe in Geschichte zwei Reihen hinter dir gesessen. Und als ich gesehen habe, wie du dich mit dem Test abquälst, habe ich mir gedacht, also dieses Mädchen hasst Geschichte mindestens genauso sehr wie du selbst.«
    »Ich hasse Geschichte nicht«, sage ich, doch es kommt zu schnell und zu abwehrend heraus, und meine Stimme hat einen scharfen, bissigen Unterton, der alle aufschrecken lässt. Also sehe ich Damen an, auf der Suche nach Bestätigung, da ich doch garantiert nicht die Einzige bin, die diesen unruhigen Energiestrom spürt, der von Roman ausgeht und direkt zu mir fließt.
    Aber Damen zuckt nur die Achseln und nippt an seinem roten Getränk, als wäre alles völlig normal. Also wende ich mich wieder Roman zu, tauche in seine Gedanken ab und belausche einen steten Strom von harmlosen Einfällen, die zwar etwas unreif, im Grunde jedoch friedlich sind. Womit weitgehend bewiesen wäre, dass das Problem bei mir liegt.
    »Ehrlich?« Roman zieht die Brauen hoch und beugt sich zu mir her. »Sich in die Vergangenheit zu versenken, all diese lange vergangenen Orte und Ereignisse zu ergründen, sich mit dem Leben von Menschen zu beschäftigen, die vor Jahrhunderten gelebt haben und heute absolut bedeutungslos sind - das nervt dich nicht? Und es langweilt dich auch nicht zu Tode?«
    Nur wenn diese Menschen, Orte und Ereignisse etwas mit meinem Freund und dessen sechshundertjährigem Lotterleben zu tun haben!
    Doch das denke ich nur. Ich sage es nicht. Stattdessen zucke ich nur mit den Achseln. »Ich fand's locker«, sage ich. »Eigentlich richtig leicht. Ich hab blendend abgeschnitten.«
    Er nickt, lässt prüfend den Blick über mich schweifen und mustert jeden Zentimeter an mir. »Gut zu wissen.« Er lächelt. »Munoz lässt mir das Wochenende zum Aufholen. Vielleicht kannst du mir ja Nachhilfe geben?«
    Ich sehe Haven an, deren Augen dunkel werden und deren Aura einen ekelhaften eifersüchtigen Grünton annimmt, dann Miles, der sich mittlerweile von seinem Pickel abgewandt hat und Holt eine SMS schreibt, ehe ich Damen mustere, der uns beide überhaupt nicht wahrnimmt und mit abwesendem Blick auf irgendetwas starrt, das ich nicht sehen kann. Und obwohl ich weiß, dass ich albern bin, dass offenbar alle anderen Roman mögen und ich mein Möglichstes tun sollte, um ihm zu helfen, antworte ich nur: »Oh, das ist bestimmt nicht nötig. Du brauchst mich nicht.«
    Ich spüre ein Prickeln auf der Haut und ein Stechen im Magen, als sein Blick meinem begegnet. Sowie er zu sprechen anhebt, kommt ein makelloses weißes Gebiss zum Vorschein. »Nett von dir, dass du im Zweifel für den Angeklagten entscheidest, Ever. Aber ich weiß nicht, ob dir das gut tut.«
     

FÜNF
    »Was ist denn los mit dir und dem Neuen?«, fragt Haven, die herumtrödelt, während alle anderen ins Klassenzimmer eilen.
    »Nichts.« Ich schüttele ihre Hand ab und stapfe weiter. Ihre Energie strömt durch mich hindurch, während ich zusehe, wie Roman, Miles und Damen lachen und so tun, als wären sie alte Freunde.
    »Bitte.« Sie verdreht die Augen. »Es ist doch offensichtlich, dass du ihn nicht leiden kannst.«
    »Das ist ja lächerlich«, sage ich, den Blick auf Damen fokussiert, meinen umwerfenden und hinreißenden Freund/ Seelenverwandten/ewigen Partner/Verbündeten (ich muss endlich mal das richtige Wort für ihn finden), der seit heute Morgen in Englisch kaum mit mir gesprochen hat. Und ich hoffe, der Grund dafür ist nicht das, was ich denke -mein Verhalten von gestern und meine Weigerung, mich auf dieses Wochenende festzulegen.
    »Ich meine es total ernst.« Sie schaut mich an. »Es ist... es ist, als würdest du neue Leute hassen oder so.« Was wesentlich netter herauskam als die ursprünglichen Worte in ihrem Kopf.
    Ich presse die Lippen aufeinander, schaue stur vor mich hin und verkneife es mir, mit den Augen zu rollen.
    Doch sie starrt mich weiterhin an, die Hand auf eine Hüfte gestützt, während ihre dick geschminkten Augen unter der feuerroten Strähne in ihrem Pony hervorblinzeln. »Denn wenn ich mich recht erinnere, und du weißt, dass das stimmt, dann hast du auch Damen gehasst, als er neu an unsere Schule kam.«
    »Ich habe Damen nicht gehasst«, sage ich und rolle nun doch mit den Augen, obwohl ich mir geschworen habe, es nicht zu tun. Dabei denke ich: Korrektur - ich habe nur so getan, als würde ich Damen hassen, während ich ihn
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