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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond
Autoren: Alyson Noël
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während sein Blick den meinen sucht; um die Augen herum ist sein Gesicht angespannt und verschlossen, auf jene Art und Weise, an die ich mich schon gewöhnt habe.
    »Gar nichts ist los.« Ich wende ihm den Rücken zu, ziehe mein Top zurecht und bin froh, dass ich die Lektion, meine Gedanken abzuschirmen, erfolgreich absolviert habe, denn das ist die einzige Art, die es mir erlaubt zu lügen.
    Seufzend erhebt er sich vom Bett, verwehrt mir das Kribbeln seiner Berührung und die Hitze seines Blicks, als er vor mir auf und ab marschiert. Und als er endlich stehen bleibt und sich zu mir umdreht, presse ich die Lippen zusammen; ich weiß, was als Nächstes kommt. Das hatten wir alles schon.
    »Ever, ich versuche doch nicht, dich zu drängen oder so. Wirklich nicht.« Besorgte Falten zeigen sich auf seiner Stirn. »Aber irgendwann musst du darüber hinwegkommen und akzeptieren, wer ich bin. Ich kann alles manifestieren, was du dir wünschst, dir telepathisch Gedanken und Bilder schicken, wenn wir nicht zusammen sind, mich von jetzt auf gleich mit dir ins Sommerland absetzen. Was ich aber nicht tun kann, ist, die Vergangenheit ändern. Die ist einfach so, wie sie ist.«
    Ich starre auf den Boden, komme mir sehr klein und unbedeutend vor und schäme mich furchtbar. Es nervt mich, dass ich so unfähig bin, meine Eifersucht und meine Unsicherheit zu verbergen, dass sie so offensichtlich und leicht zu erkennen sind. Denn ganz gleich, was für einen mentalen Schutzschild ich auch errichte, es nützt nichts. Er hatte sechshundert Jahre lang Zeit, das Verhalten der Menschen zu studieren - mein Verhalten zu studieren -, und ich nur siebzehn.
    »Lass mir ... Lass mir einfach noch ein bisschen Zeit, mich an all das zu gewöhnen«, sage ich und zupfe an einer ausgefransten Naht an meinem Kissenbezug herum. »Das ist doch alles erst ein paar Wochen her.« Ich zucke die Achseln und denke daran, wie ich vor weniger als drei Wochen seine Exfrau getötet habe, wie ich ihm gesagt habe, dass ich ihn liebe und mein Schicksal als Unsterbliche besiegelt habe.
    Mit zusammengepressten Lippen sieht er mich an; Zweifel sind in seinen Augen zu lesen. Und obwohl er nur einen Meter von mir entfernt ist, ist die Kluft, die uns trennt, so gewichtig und aufgeladen, dass sie sich anfühlt wie ein Ozean.
    »Ich meine, in diesem Leben«, fügte ich hinzu, und meine Stimme wird hastiger, lauter, hofft, die Leere zu füllen und die Stimmung zu heben. »Und da ich mich ja an keins von den anderen erinnern kann, ist das hier das einzige, woran ich mich halten kann. Ich brauche einfach ein bisschen mehr Zeit, okay?« Ich lächele nervös, meine Lippen fühlen sich zittrig an, als ich sie ganz still halte. Und erleichtert atme ich aus, als er sich neben mich setzt und die Finger an meine Stirn legt, die Stelle sucht, wo früher meine Narbe war.
    »Na ja, das ist genau das, was uns niemals ausgehen wird.« Er seufzt und streicht mit den Fingern an meinem Unterkiefer entlang, während er sich vorbeugt, um mich zu küssen. Seine Lippen legen eine Serie kleiner Pausen ein, von meiner Stirn zur Nase und zum Mund.
    Und gerade als ich denke, dass er mich gleich wieder küssen wird, drückt er meine Hand und löst sich von mir, geht geradewegs auf die Tür zu und lässt an seiner statt eine wunderschöne rote Tulpe zurück.
     

ZWEI
    Obwohl Damen auf die Sekunde genau spürt, wann meine Tante Sabine in unsere Straße einbiegt und sich dem Haus nähert, ist das nicht der Grund, weshalb er gegangen ist.
    Er ist meinetwegen gegangen.
    Und zwar deshalb, weil er seit Hunderten von Jahren hinter mir herjagt und mich in allen meinen Inkarnationen aufgespürt hat, einzig und allein, damit wir zusammen sein können.
    Nur waren wir nie zusammen.
    Was bedeutet, dass es nie passiert ist.
    Irgendwie ist jedes Mal, wenn wir gerade den nächsten Schritt tun und unsere Liebe vollziehen wollten, seine Exfrau Drina aufgetaucht und hat mich umgebracht.
    Doch jetzt, da ich sie umgebracht habe, sie mit einem wohl platzierten, wenn auch zugegebenermaßen schwachen Schlag gegen ihr ziemlich angegriffenes Herzchakra eliminiert habe, gibt es nichts oder niemanden mehr, der uns im Weg stehen könnte.
    Außer mir selbst.
    Denn obwohl ich Damen mit meinem ganzen Wesen liebe und unbedingt den nächsten Schritt tun will, muss ich ständig an die letzten sechshundert Jahre denken.
    Vor allem daran, wie er sie verbracht hat. (Laut eigener Aussage reichlich unkonventionell.)
    Und mit wem. (Neben
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