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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond
Autoren: Alyson Noël
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»Außerdem - trägst du nicht tonnenweise dicke Bühnenschminke?«
    Er sieht mich an. »Ja. Schon. Worauf willst du hinaus? Das Stück hat am Freitag Premiere, was - nur zu deiner Information - zufällig morgen ist. Bis dahin ist das Ding niemals verschwunden.«
    »Mag sein.« Ich zucke die Achseln. »Aber was ich eigentlich gemeint habe - kannst du es nicht mit Make-up abdecken?«
    Miles verdreht die Augen und blickt finster. »Ach, damit ich stattdessen ein riesiges fleischfarbenes Blinklicht präsentieren kann? Schau dir das Ding doch mal an! Das lässt sich nicht kaschieren. Es hat eine eigene DNA! Es wirft Schatten!«
    Ich biege in den Schulparkplatz ein und nehme meine gewohnte Parklücke in Anspruch, direkt neben Damens schwarz glänzendem BMW. Als ich Miles noch einmal ansehe, verspüre ich den Drang, sein Gesicht zu berühren. Als würde mein Zeigefinger auf unerklärliche Weise von dem Pickel an seinem Kinn angezogen.
    »Was machst du denn?«, fragt er, zuckt zusammen und weicht zurück.
    »Halt - halt einfach still«, flüstere ich, ohne zu wissen, was ich da tue oder warum. Ich weiß nur, dass mein Finger ein klar umrissenes Ziel hat.
    »Bloß nicht anfassen!«, brüllt er genau in dem Moment, in dem ich Hautkontakt habe. »Toll, einfach toll. Jetzt wächst er wahrscheinlich auf doppelte Größe an.« Er schüttelt den Kopf und steigt aus, während ich irgendwie enttäuscht bin, dass der Pickel immer noch da ist.
    Offenbar habe ich gehofft, ich hätte eine Art gesteigerte Heilkraft entwickelt. Seit Damen mir, gleich nachdem ich beschlossen hatte, mein Schicksal zu akzeptieren und von nun an den Unsterblichkeitssaft zu trinken, gesagt hat, dass ich mit einigen Veränderungen rechnen müsse, angefangen von enorm gesteigerten übersinnlichen Fähigkeiten (wovon ich weniger begeistert war) bis hin zu enorm gesteigerten körperlichen Fähigkeiten (was immerhin im Sportunterricht seine Vorteile hätte) oder etwas ganz anderem (wie der Fähigkeit, andere zu heilen, was mir gut gefällt, weil es total cool wäre), habe ich auf etwas Außergewöhnliches gewartet. Doch bisher sind zweieinhalb Zentimeter mehr Beinlänge die einzige Veränderung, was kein großer Gewinn ist, außer dass ich eine neue Jeans brauche. Und das wäre irgendwann sowieso passiert.
    Ich schnappe mir meine Tasche, steige aus dem Auto und sogleich treffen meine Lippen auf die von Damen, der in diesem Moment vor mir aufgetaucht ist.
    »Okay, jetzt mal im Ernst. Wie lange soll das noch so weitergehen?«
    Wir lösen uns voneinander und sehen Miles an.
    »Ja, euch meine ich.« Er droht mit dem Finger. »Diese ständige Küsserei und Umarmerei, nicht zu vergessen das andauernde Flüstern von süßen kleinen Nichtigkeiten.« Er schüttelt den Kopf und kneift die Augen zusammen. »Ehrlich. Ich hatte gehofft, darüber wärt ihr allmählich hinaus. Also, versteht mich nicht falsch, wir freuen uns alle total darüber, dass Damen wieder in der Schule ist und ihr euch wiedergefunden habt und vermutlich glücklich und zufrieden bis an euer seliges Ende zusammenleben werdet. Aber mal im Ernst, findet ihr nicht, dass ihr vielleicht langsam ein bisschen dezenter werden solltet? Manche von uns sind nämlich nicht so glücklich wie ihr. Manche von uns leiden ein bisschen an mangelnder Liebe.«
    »Du leidest an mangelnder Liebe?« Ich lache. »Was ist denn aus Holt geworden?«
    »Holt?« Er stutzt. »Red bloß nicht von Holt! Denk überhaupt nicht daran, Ever!« Er schüttelt den Kopf, dreht sich abrupt um und geht auf Haven zu, die am Tor wartet.
    »Was hat der denn für ein Problem?«, fragt Damen, greift nach meiner Hand und schlingt seine Finger in meine, während er mich nach wie vor mit liebendem Blick ansieht -trotz gestern.
    »Morgen ist Premiere.« Ich zucke die Achseln. »Also kriegt er Panik. Außerdem hat er einen Pickel am Kinn und macht natürlich uns dafür verantwortlich«, sage ich, während ich zusehe, wie Miles sich bei Haven unterhakt und mit ihr aufs Klassenzimmer zusteuert.
    »Wir reden nicht mehr mit ihnen«, sagt er zu Haven und wirft einen finsteren Blick zurück auf uns. »Wir streiken, bis sie aufhören, so verliebt zu turteln oder dieser Pickel verschwindet, je nachdem, was zuerst passiert.« Er nickt und meint es nur halb als Witz.
    Haven lacht und hüpft neben ihm her, während Damen und ich in unsere Englischklasse verschwinden - direkt an Stada Miller vorbei, die ihn süß anlächelt und dann versucht, mich zu Fall zu
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