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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond
Autoren: Alyson Noël
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schreit sie.
    Die Worte bleiben hinter mir zurück. Ich bin bereits weg.
    Ich sprinte über den Campus, konzentriere mich auf Miles' Energie und versuche zu erspüren, in welchem Klassenzimmer er ist. Und als ich um die Ecke biege und eine Tür zu meiner Rechten sehe, platze ich, ohne nachzudenken, hinein.
    »Kann ich dir helfen?«, fragt der Lehrer und wendet sich mit einem abgebrochenen Stück weißer Kreide von der Tafel ab.
    Ich stehe vor der Klasse und werde verlegen, als ein paar von Stacias Lakaien sich über mich lustig machen, während ich versuche, wieder ruhiger zu atmen.
    »Miles«, keuche ich und zeige auf ihn. »Ich muss Miles sprechen. Es geht ganz schnell«, verspreche ich, als der Lehrer die Arme verschränkt und mich skeptisch beäugt. »Es ist wichtig«, füge ich hinzu und sehe Miles an, der inzwischen die Augen geschlossen hat und den Kopf schüttelt.
    »Du hast bestimmt eine schriftliche Erlaubnis, deine Klasse verlassen zu dürfen, oder?«, fragt sein Lehrer, ein richtiger Prinzipienreiter.
    Und obwohl ich weiß, dass es ihn womöglich verärgert und sich letztlich zu meinem Nachteil auswirken könnte, habe ich keine Zeit, mich mit all diesem Papierkrieg zu befassen, mit dieser Schulbürokratie, die unser aller Sicherheit garantieren soll, mich jedoch in diesem Moment daran hindert, eine Sache zu klären, in der es um Leben und Tod geht!
    Oder zumindest gehen könnte.
    Ich weiß es nicht genau. Doch ich würde es gerne herausfinden.
    Ich bin so frustriert, dass ich bloß den Kopf schüttele. »Hören Sie«, sage ich, »Sie wissen so gut wie ich, dass ich keine Erlaubnis habe, aber wenn Sie so nett wären, mich ganz kurz draußen mit Miles sprechen zu lassen, schicke ich ihn sofort wieder rein.«
    Er sieht mich an, während er in Gedanken die Alternativen durchgeht, all die verschiedenen Möglichkeiten, wie das hier weitergehen könnte: mich rauswerfen, mich zurück in mein Klassenzimmer begleiten, mich zu Direktor Buckleys Büro bringen - ehe er Miles ansieht und seufzt. »In Ordnung. Aber beeilt euch.«
    Sowie wir im Flur sind und sich die Tür hinter uns schließt, sehe ich Miles an und sage: »Gib mir die Salbe.«
    »Was?« Er schaut verständnislos.
    »Die Salbe. Die dir Roman gegeben hat. Gib sie mir. Ich muss sie mir ansehen.« Dabei strecke ich die Hand aus und wackele mit den Fingern.
    »Bist du verrückt?«, flüstert er und sieht sich um, obwohl um uns herum nichts als graubraune Wände sind.
    »Du hast keine Ahnung, wie ernst die Sache ist«, sage ich, ohne den Blick von ihm zu wenden. Ich will ihm keine Angst einflößen, doch wenn es sein muss, tue ich es. »Jetzt mach schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Die ist in meinem Rucksack«, sagt er achselzuckend.
    »Dann hol sie.«
    »Ever, mal im Ernst. Was zum Teufel ist los?« Ich verschränke nur die Arme und nicke. »Geh schon. Ich warte.«
    Miles schüttelt den Kopf und verschwindet im Klassenzimmer. Kurz darauf kehrt er mit saurer Miene und einer kleinen weißen Tube auf der Handfläche zurück. »Hier. Zufrieden?« Er wirft sie mir zu.
    Ich fange die Tube auf und untersuche sie, indem ich sie zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her drehe. Es ist eine Marke, die ich kenne, aus einem Laden, in dem ich auch einkaufe. Und ich begreife nicht, wie das sein kann.
    »Nur für den Fall, dass du es vergessen hast, ich habe morgen Premiere und brauche jetzt wirklich nicht noch mehr Drama und Stress, also falls es dir nichts ausmacht ...« Er streckt die Hand aus und wartet darauf, dass ich ihm die Salbe zurückgebe, damit er wieder in seine Klasse gehen kann.
    Nur bin ich nicht bereit, sie ihm gleich wiederzugeben. Ich suche nach einer Art Einstichloch oder Bohrspuren, nach einem Beweis dafür, dass die Tube manipuliert worden ist, dass sie nicht das ist, was sie zu sein scheint.
    »Ich meine, als ich heute Mittag gesehen habe, dass du und Damen eure ewige Knutscherei ein bisschen runtergefahren habt, wollte ich euch schon dafür beglückwünschen, aber jetzt hast du es anscheinend durch etwas viel Schlimmeres ersetzt. Also ehrlich, Ever. Entweder schraubst du jetzt die Tube auf und benutzt sie oder du gibst sie mir wieder.«
    Doch ich gebe sie nicht zurück. Stattdessen schließe ich die Finger um die Tube und versuche, ihre Energie zu lesen. Aber es ist nur eine blöde Pickelcreme. Die Sorte, die tatsächlich wirkt.
    »Sind wir hier fertig?« Er sieht mich finster an.
    Achselzuckend gebe ich ihm die Tube zurück. Zu sagen,
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