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Der beste Freund

Der beste Freund

Titel: Der beste Freund
Autoren: Vicki Lewis Thompson
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Aus der Nähe dann hatte er die kleinen Schweißtropfen zwischen ihren Brüsten erkannt, genau da, wo die Perle lag.
    Er verspürte den unsinnigen Drang, sich herunterzubeugen und die Schweißtropfen aufzulecken, bevor sie in dem dunklen Tal verschwanden. Aber solche Fantasien waren Tess gegenüber ungehörig. Sie war das Mädchen, das freihändig den Selbstmordhügel hinabradelte und einen Baseball so hart schlug, dass es durch den Handschuh stach.
    Dieses Mädchen ist jetzt eine Frau
. Mac konnte an der Tatsache nicht länger vorbeisehen. Er hatte es in den letzten Jahren kurz wahrgenommen, etwa als er Tess zum ersten Mal im Bikini sah und sie das Oberteil wirklich ausfüllte. Der Abschlussball hatte eine weitere Erkenntnis gebracht, doch da war er gerade noch zur Besinnung gekommen, bevor er so albern war, sie zu küssen. Sicher, als Kinder hatten sie Küssen probiert, aus Neugier über das Getue der Erwachsenen, aber das hatte wenig gebracht.
    Komisch, er erinnerte sich lebhaft an den Frühlingstag unten am Fluss, als sie beschlossen, das mit dem Küssen zu erforschen. Noch heute verspürte er ihren weichen Kindermund, der nach dem rosafarbigen Kaugummi geschmeckt hatte. Als er sich zurückzog und auf ihre Reaktion wartete, wirkte sie seltsam verträumt. Dann hatte sie gelacht und eine dicke Kaugummiblase auf ihrem Gesicht platzen lassen, und damit war die Magie des Augenblicks verflogen.
    Mac folgte Tess zu einer der hinteren Nischen. Beiläufig grüßte er Bekannte rechts und links, doch seine Aufmerksamkeit galt allein Tess’ Hüftschwung unter dem Gänseblümchenkleid. Das Kleid hatte hinten einen Reißverschluss, und er nahm an, dass sie nur ein kleines Höschen darunter trug. Es war das, was unter Männern als Aufreißeroutfit galt.
    Nein, so ging das nicht. Am Nachmittag hatte er sich überlegt, ob er Tess nicht Mitch oder Randy vorschlagen sollte anstelle eines schmierigen Knaben in New York. Jetzt machte ihn der Gedanke an Mitch oder Randy krank. Aber wenn er ihr nicht half, käme sie vielleicht auf die abwegigsten Einfälle.
    Mac nahm Tess gegenüber in der Nische Platz und versuchte zu tun, als sei alles wie immer. Doch er fragte sich, ob er einen Bissen hinunterbringen würde. Nichts war mehr wie früher, ihre Beziehung hatte bereits die Unschuld verloren. Er sah in Tess eine begehrenswerte Frau – begehrenswerter, als er es je für möglich gehalten hatte.
    Wie hatte er nur all die Jahre lang ihre Sinnlichkeit so gründlich ausblenden können?
    “Hast du über unser … Gespräch nachgedacht?”
    “Etwas.” Er atmete aus. “Nein, viel.”
    “Und hast du eine Idee?”
    Viele. Und alle nicht jugendfrei.
    Janice kam mit dem Bestellblock an den Tisch. “Hallo, ihr.”
    Tess lächelte ihr zu. “Hey, Janice. Was macht dein Enkel?”
    Janice holte ein Babyfoto aus der Tasche. “Das ist er.”
    “Wie süß!”
    “Stimmt”, sagte Mac, doch er interessierte sich mehr für Tess’ Reaktion. Ihr Ausdruck wurde weich und sehnsüchtig, während sie das Babybild betrachtete. Sie würde eine wunderbare Mutter abgeben. Und dafür brauchte sie einen guten Mann. Eine deprimierende Vorstellung.
    Janice steckte das Foto wieder ein. “Nehmt ihr dasselbe wie immer? Und Eistee?”
    “Ja”, erwiderten die beiden wie aus einem Mund.
    Mac dachte daran, dass die Kellner in New York nicht automatisch wissen würden, dass Tess ihren Salat mit Honig-Senf-Soße mochte, Kaffee im Winter und Eistee im Sommer. Er sah sie einsam in einem Restaurant sitzen, oder, noch schlimmer, mit einem Kerl. Mit einem, der dieselben Fantasien hegte wie er zurzeit.
    “Kommt sofort”, meinte Janice und strebte in die Küche.
    Mac starrte Tess an und war zum ersten Mal bei ihr um Worte verlegen. Sie hatten immer miteinander reden können – und schweigen. Tess war ein Mädchen, das man zum Angeln mitnehmen konnte, das friedliche Stille genießen konnte. Doch jetzt hatte die Stille zwischen ihnen nichts Friedliches.
    “Heiß heute, nicht?” Sofort verwünschte Mac sich. So weit war es gekommen, dass er mit Tess über das Wetter sprach. “Vergiss, was ich gesagt habe.”
    Sie lächelte. “Okay.” Sie beugte sich vor, wobei die Perle tiefer in ihren Ausschnitt glitt.
    Er durfte die Stelle nicht anstarren, schließlich waren sie in der Öffentlichkeit. Jemand konnte ihn dabei erwischen, zum Beispiel einer der Blakely-Brüder.
    “Ihr scheint etwas auszuhecken”, bemerkte Janice, als sie das Essen brachte. “Seid ihr nicht ein
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