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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel
Autoren: Hans Dominik
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Flüssigkeit hinein. Dann schaltet man das Ding an die Lichtleitung, und schon brennen die Lampen. Nach einiger Zeit wird die Kohle im Akkumulator verschwunden sein. Eine neue Portion Kohle hinein, und schon ist wieder alles in Ordnung.«
    »Ganz recht, Herr Minister! So ist es! ›Verschwunden‹ ist gerade das Wort, worauf es ankommt. Verschwunden heißt in diesem Falle restlos ausgenutzt. Anders ausgedrückt, das Problem der hundertprozentigen Umwandlung der Kohlenenergie in Elektrizität ist damit gelöst.«
    »Da kann ich mir denken, Herr Chefingenieur, daß in allen Teilen der Welt eifrig an diesem Problem gearbeitet wird.« Minister Duroy griff nach Bleistift und Papier. »Sie nannten mir da vorher eine Reihe von Zahlen. Wollen Sie die bitte wiederholen.«
    Raconier verneigte sich.
    »Die beste Ausnutzung der Kohle in der heute üblichen Weise erreicht günstigenfalls zwanzig Prozent, die Ausnutzung nach der neuen Erfindung hundert Prozent. Das würde für die Wirtschaft Frankreichs eine jährliche Ersparnis von vielen Milliarden Francs bedeuten, abgesehen von den kaum geringen Summen, die für die Lizenzen in unser Land fließen müßten. Es wäre also in jeder Hinsicht erwünscht, wenn diese Erfindung von Frankreich ausginge. Eine vorsichtige statistische Aufstellung über das gesamte Zahlenmaterial darf ich Ihnen, Herr Minister, hiermit übergeben.«
    »Dieser interessante Deutsche … Wo wohnt er? Wie haben Sie von ihm erfahren?« fragte Duroy.
    »Er wohnt in Neustadt am Niederrhein«, erwiderte Raconier.
    »Wir erfuhren von ihm durch Zufall.«
    Der Minister erhob sich lächelnd. »Ich wünsche Ihnen besten Erfolg, Herr Raconier. Möge der Zufall Ihnen weiter günstig sein.«
    Der Chefingenieur verließ das Ministerium.
    »Rue Mevelle!« rief er seinem Chauffeur zu.
    Nach zehn Minuten hielt der Wagen vor dem Verwaltungsgebäude der Fédération Industrielle.
    Mit ein paar Sprüngen nahm Raconier die Stufen zum ersten Stock und trat in ein Zimmer, in dem zwei Herren ihn schon ungeduldig erwarteten. »Verzeihung, Herr Generaldirektor, Verzeihung, Herr Baguette. Ich habe Sie warten lassen, aber die Schuld liegt nicht an mir. Herr Minister Duroy zeigte solches Interesse für unsere Sache, daß ich nicht früher hier sein konnte.«
    »Nichts zu sagen, Herr Raconier. Was ist das Ergebnis Ihres Besuches?«
    »Der Minister wünscht uns besten Erfolg, wird alles tun, um unsere Angelegenheit zu begünstigen. Nach dem persönlichen Eindruck, den ich von Duroy hatte, glaube ich sogar, die Anwendung noch schärferer Mittel als bisher empfehlen zu dürfen.«
    »Nein«, meinte Baguette mit offenbarem Widerstreben, »warten wir doch erst mal ab, wie sich die gerade jetzt von uns angewandten Mittel auswirken. Ich denke immer noch, daß Herr Astenryk nachgiebiger wird, wenn er aus dem Konkursverfahren als Bettler herausgeht.«
    »Ich bin nicht geneigt, Ihre Ansicht zu teilen«, entgegnete Raconier. »Ein vom Erfindergeist Besessener – und das ist Georg Astenryk nach unseren Informationen – wird sich niemals um klingendes Geld verkaufen.«
    »Warten wir ab!« meinte Baguette achselzuckend. »Der Schlag, den wir ihm versetzten, als wir ihn durch die Kündigung der aufgekauften Hypotheken bankrott machten, wird ihn allmählich zahm machen. Hunger tut weh.«
    »Mögen Sie recht haben!« erwiderte Raconier. »Ich werde jedenfalls unsere Agenten in der von mir gedachten Weise instruieren lassen. Seitdem es uns gelungen ist, uns dieses Forbins zu versichern, denke ich zuversichtlicher.«
    »Genug, meine Herren!« fiel jetzt der Generaldirektor Perrain ein. »Es wird sich zeigen, welcher der von Ihnen vorgeschlagenen Wege am besten zum Ziele führt.«
    Als Raconier zu seinem Zimmer zurückkehrte, wurde ihm Forbin gemeldet.
    »Nun, was bringen Sie Neues, Herr Forbin?« fragte er den Eintretenden.
    »Georg Astenryk ist vor ungefähr zwei Stunden in Paris an gekommen. Er wohnt in derselben Pension wie ich.« Raconier zuckte die Achseln. »Versuchen Sie, ein vernünftiges Abkommen mit dem Manne zu treffen. Aber große Hoffnungen habe ich da nicht. Vielleicht rufen Sie mich im Laufe des Abends noch einmal an. Sie erreichen mich in meiner Wohnung.« —
    Um zehn Uhr klingelte bei Raconier das Telefon.
    »Guten Abend, Herr Forbin … Wie meinen Sie? Er will absolut nicht … Nun ja, wie ich’s mir gedacht habe. Besuchen Sie bitte morgen Herrn Collette. Er wird mit Ihnen einiges in dieser Angelegenheit zu besprechen haben.«
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