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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel
Autoren: Hans Dominik
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die technischen Aufzeichnungen und Tagebücher gelegentlich Georg Astenryk als Andenken geschenkt.
    Er schlug jetzt das Tagebuch auf und blätterte darin. Da war die Stelle. Wie oft hatte er sie gelesen! Seine Augen glitten darüber hin und folgten dem Text.
    Franz Lönholdts Tagebuch gab über jenes merkwürdige Ereignis in Irkutsk folgenden Bericht:
    »Ich hatte meine Kontrollarbeit im Irkutsker Sender beendet und rüstete mich zur Weiterfahrt, da erhielt ich von General Iwanow die Aufforderung, ihn zu besuchen. Er erzählte mir folgende merkwürdige Begebenheit, die sich vor vielen Monaten in demselben Gebäude, in dem wir uns befanden, abgespielt hatte.«
    Hier folgte eine Schilderung, die sich in der Hauptsache mit den »Erinnerungen eines russischen Arztes« in der englischen Zeitung deckte.
    »Ich antwortete zunächst dem General vorsichtig, daß mir jede wissenschaftliche Erklärung des Vorfalls fehle. Ein gewisser Verdacht, der in mir bei Iwanows Erzählung aufgestiegen war, veranlagte mich, wenigstens einen Versuch zu machen, der Sache nachzuforschen.
    Nach mehrtägigem Herumstöbern in allen Teilen des großen Gebäudes stieß ich auf eine Spur, die mir verdächtig war. Auf dem Dachboden sah ich eines Mittags im Schein eines Sonnenstrahls das blanke Ende eines Drahtes schimmern. Ich ging dem sehr versteckt geführten Draht nach und fand in einem Schrank, der hinter alten Akten verborgen stand, ein Magnetofon und einen Apparat, den ich für einen Verstärker ansah. Als ich die Dinge hervorziehen wollte, erfolgte eine schwache Explosion, deren Knall außerhalb des Raumes kaum gehört werden konnte. Durch diese Explosion wurde aber das Magnetofon zerstört und das auf der einen Spule liegende Tonband beiseite geschleudert. Dabei hatte sich das Band zum Teil abgerollt und war angesengt, so daß ich nur noch den auf der Spule verblie benen Teil für brauchbar hielt.
    Durch die Explosion war auch eine Seite des von mir als Verstärker angesehenen Apparates aufgerissen worden. Das Innere war, wie ich jetzt sah, ganz anders als bei allen anderen Verstärkern, die ich kenne. So waren statt der Spulen und Kondensatoren vielfach versilberte Kristalle eingebaut. Je länger ich ihn untersuchte, desto klarer wurde es mir, daß es sich hier um aperiodische Verstärkung hinab bis zu den kleinsten Wellenlängen handeln müsse.
    Ich habe die Schaltung skizziert und will in den nächsten Tagen ein genaues Schaltbild dieses Verstärkers anfertigen. General Iwanow will ich vorläufig von meiner Entdeckung nichts sagen, vielmehr erst dieser ebenso mysteriösen wie interessanten Sache auf den Grund kommen. Das Tonband habe ich mitgenommen. Ebenso die Kristalle aus dem Verstärker … Die verwünschte Malaria zwingt mich, meine Nachforschungen zu unterbrechen und mich ins Bett zu legen …« Damit hörten die Tagebuchaufzeichnungen Lönholdts auf.
    Drei Tage später war er tot. —
    Georg legte das Tagebuch beiseite. »Nun, Marian, hast du den Artikel von Doktor Rostow gelesen? Alles verstanden?« »Ja! Gelesen habe ich’s. Verstanden habe ich’s auch. Es ist ja fast das gleiche, was Lönholdt über den Fall schreibt. Ich muß zugeben, daß ich jetzt Lönholdts Aufzeichnungen anders beurteile. Ich hatte bisher an der Richtigkeit seiner Erzählung so starke Zweifel, daß ich keine andere Erklärung finden konnte als: Fantasien eines Fieberkranken. Aber wirklich alles zugegeben … Das eine kann ich nicht verstehen, wie es Allgermissen gelingen konnte, den Geist so vieler verschiedener Köpfe auf einmal in seinen Bann zu zwingen.«
    »Allerdings, das ist eine schwer erklärliche Sache, Marian.
    Aber vielleicht kommen wir dahinter, wenn wir erst einmal die Apparatur Allgermissens richtig aufgebaut haben. Leider fehlen in der Verstärkerskizze Lönholdts die genauen Angaben der elektrischen Werte. Das wird meiner Meinung nach das Schwierigste an der Aufgabe. Ein Glück dabei, daß Lönholdt die gute Idee hatte, die versilberten Kristalle aus dem Verstärker Allgermissens herauszunehmen. Ein weiteres Glück, daß sie mit seinem Nachlaß in meine Hände gekommen sind. Ganz offenbar spielen sie als kleinste Kondensatoren in der Verstär kereinrichtung für kürzeste Wellen eine bedeutende Rolle. Haben wir erst mal den Verstärker, wie Allgermissen ihn hatte, muß sich alles andere finden. Du siehst jedenfalls, daß das Problem hochinteressant ist. Wenn man da seine Fantasie schweifen läßt, kommt man ja zu Möglichkeiten, die mehr
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