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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel
Autoren: Hans Dominik
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Alarmglocken rasselten durch das Gebäude. Beunruhigt sah er sich um. Da wurde es plötzlich still. Vom Oberstock her kamen Schritte.
    »Hallo! Ich bin’s! Georg! Was machst du denn für Scherze, Marian?«
    »Nur eine kleine Vorsichtsmaßnahme, lieber Georg. Aber zunächst mal guten Tag. Wie geht es dir? Komm nach oben.
    Du wirst Hunger und Durst haben.«
    Sie stiegen zum Oberstock empor und traten in Georgs Arbeitszimmer.
    »Nun schieß mal los, Marian. Ist irgendwas passiert, während ich fort war? Wie steht’s oben im Labor?«
    »Alles in Ordnung, Georg. Aber willst du nicht etwas essen?«
    »Ist nicht so eilig, Marian.« Er warf einen Blick auf den gedeckten Tisch. »Ich sehe, du hast schon alles vorbereitet. Gehen wir erst mal ins Labor. Mich plagt die Neugier, wie sich die letzten Serien in meiner Abwesenheit entwickelt haben.« Sie wandten sich zur Tür, da blieb Georg stehen und faßte Marian am Arm.
    »Aber sage mal ernstlich, wozu der Scherz mit den Alarmglocken? Du hast mir auf meine Frage noch gar nicht geantwortet.«
    Marian zuckte die Achseln. »Ja, mein Lieber. In der ersten Nacht, als du fort warst, wurde ich plötzlich aus dem Schlaf geschreckt. Die Alarmglocke schrillte. Ich sprang auf, eilte in den Flur, warf den Hauptlichtschalter an – nichts zu sehen und zu hören. Ich prüfte sämtliche Türen – es war alles in Ordnung.
    Nur die Haustür stand offen, obgleich ich bestimmt weiß, daß ich sie verschlossen hatte. Ich schlug die Tür wieder zu und wollte sie verschließen. Es ging nicht. Das Schloß war kaputt. Nun, ich ließ am nächsten Morgen das Schloß in Ordnung bringen. Aber da ich dachte, die Füchse könnten auch am Tage kommen, halte ich die Alarmanlage auch am Tage eingeschaltet.«
    »Füchse? Was meinst du, was das für Füchse gewesen sein könnten?«
    »Vielleicht waren es Leute, die nicht wußten, daß dein Tafelsilber vom Konkursverwalter in Verwahrung genommen ist.« »Du meinst also gewöhnliche Diebe, Marian?«
    »Gewöhnliche Diebe nicht. Zum mindesten internationale Diebe. Ich fand da am nächsten Morgen im Hausflur einen kleinen Fetzen von einer französischen Zeitung.«
    Beide sahen sich einen Augenblick an und lachten dann. »Aha!« meinte Georg. »Füchse aus der Gegend – das will einiges besagen. Nun, ich habe da allerlei Ideen. Mein erstes wird sein, für eine Sicherungsanlage zu sorgen, die besser schützt als alle Alarmglocken. Mach mir doch eine Tasse Tee. Ich gehe rauf zum Labor. Inzwischen kannst du auch mal die sen Artikel in der englischen Zeitung lesen.«
    Dann stand er in dem Raum, in dem er so viele Tage und Nächte in rastloser Arbeit verbracht hatte. Mit raschen Schritten eilte er zu ein paar Gläsern, die in einem Trockenschrank standen. Er öffnete ihn und nahm die Gläser heraus. Vorsichtig goß er die tiefschwarze Kohlenstofflösung in andere Gefäße und untersuchte den Bodensatz mit einer starken Lupe. Sein Herz begann stärker zu klopfen. Hier glitzerte etwas verheißungsvoll. Wollte der widerspenstige Stoff dort Diamantkristalle bilden? Schnell griff er nach einer noch stärkeren Linse und schaute lange hindurch, stieß dann das Glas enttäuscht von sich. »Wieder einmal vergeblich!« murmelte er Vor sich hin. »Graphitkristalle – nichts anderes ist es.« Mißmutig warf er die Schranktür wieder zu.
    Sein Blick ging in die Runde. Da waren sie, die Bataillone von Versuchsbatterien, die alten Schränke mit Tausenden von Chemikalien. Sein Auge glitt prüfend über die Meßinstrumente, über die Belastungslampen. Morgen würde er die Protokollbücher abschließen und neue Batterien mit neuen, wieder verbesserten Elektrolyten aufbauen. War das getan, dann hatte er Muße, sich dem anderen Problem zu widmen.
    Die Erfindung Allgermissens … Immer wieder drängte sich ihm der Gedanke daran auf. Die fantastischen Möglichkeiten reizten ihn aufs äußerste, wenn er sich auch vieler Bedenken nicht erwehren konnte.
    Er ging wieder nach unten. Da saß Marian in einem Sessel und las die Erinnerungen des Dr. Rostow. Ab und zu hob er den Kopf und starrte regungslos ins Leere.
    Georg nahm aus dem Schreibtisch ein Bändchen mit der Aufschrift »Franz Lönholdt«. Franz Lönholdt war auch ein Neustädter Kind gewesen, ein älterer Bekannter Georg Astenryks. Lange Jahre lebte er als Radioingenieur in Rußland. Als er in Irkutsk sehr plötzlich an Malaria starb, schickte der deutsche Konsul seine Hinterlassenschaft der Mutter in Deutschland. Frau Lönholdt hatte
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