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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens
Autoren: Christian Jacq
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angesichts einer derart starken Armee vielleicht aufgegeben.
    »Im Übrigen sind die Goldvorräte unserer Tempel so gut wie aufgebraucht«, fuhr der Große Schatzmeister fort. »Wegen des Streits mit den Provinzherrn wurden die Goldminen lange Zeit nicht ausgebeutet. Es könnte sein, dass einer dieser Fürsten beträchtliche Goldvorräte für seinen persönlichen Gebrauch angehäuft hat.«
    »Chnum-Hotep?«
    »Sein Name fällt in diesem Zusammenhang öfter, aber ich habe keine Beweise.«
    Der Pharao rief seinen Rat zusammen, zu dem auch wieder Djehuti und General Sepi geladen wurden.
    Nesmontu rechnete mit einer förmlichen Kriegserklärung an den Widerständler Chnum-Hotep.
    »Unsere Zukunft hängt unmittelbar von deiner Glaubwürdigkeit ab, Djehuti.«
    »Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Majestät. Ich erkenne Euch als König von Ober- und Unterägypten an, und der Hasengau untersteht ab sofort Eurer Befehlsgewalt.«
    »Der Kampf gegen Chnum-Hotep scheint unausweichlich. Bevor er ausbricht, muss ich eine heilige Aufgabe erfüllen, zu der mich die Generäle Sepi und Nesmontu begleiten sollen. Deshalb übergebe ich dir, Djehuti, so lange das Kommando über die Truppen in Khemenu.«
    Nesmontu konnte sich kaum beherrschen. Er sollte seine Leute einem ehemaligen Gegner anvertrauen? Das war ja der reine Wahnsinn!
    »Wie lauten Eure Befehle, Majestät?«, fragte Djehuti.
    »Während du meine Rückkehr abwartest, lässt du die Truppen entlang der Grenze aufziehen – für den Fall eines Angriffs, an den ich aber nicht glaube. Sollte Chnum-Hotep tatsächlich angreifen, sollst du ihn nur zurückschlagen, weiter nichts.«
    »Es geschehe nach Eurem Willen.«
    Sesostris sah die anderen Ratsmitglieder an. »Wir brechen sofort nach Abydos auf.«

 
62
     
     
     
    Der Kahle und der Pharao gingen zu der Akazie.
    »Wir haben Eure Anordnungen genauestens eingehalten, Majestät.«
    »Was schlagen deine Mitbrüder vor?«
    »Sie sind so verzweifelt, dass sie sich ausschließlich auf ihre Verpflichtungen beschränken. Wir reden kaum noch über etwas von Bedeutung, jeder versteckt sich hinter einer Mauer des Schweigens.«
    Der große Baum, der in seinem Mysterium Himmel, Erde und Unterwelt vereinigte, kämpfte weiter gegen den Verfall. In ihm blieb Osiris gegenwärtig, aber wie lange würde es der Akazie noch gelingen, ihre Wurzeln in den Ur-Ozean zu tauchen, um daraus die lebensnotwendige Energie zu schöpfen?
    »Hast du in den alten Schriften Hinweise auf Heilmittel gefunden?«
    »Unglücklicherweise nein, Majestät. Aber man unterstützt mich inzwischen bei meiner Suche, und ich gebe die Hoffnung nicht auf.«
    Eine frische Brise strich über das heilige Holz. Nach und nach schloss sich die Tür zum Jenseits.
    In Begleitung von Sobek dem Beschützer besichtigte Sesostris die Baustelle, die trotz der zahlreichen Zwischenfälle gute Fortschritte machte. Dank der Hilfe der Priesterinnen Hathors geschahen nur noch selten Unfälle, und das Werkzeug zerbrach nicht mehr. Der Baumeister musste einräumen, dass sie schwierige Zeiten erlebten, aber er und seine Handwerker ließen sich nicht von ihrer Entschlossenheit abbringen. Ihnen allen war bewusst, dass sie an einem wahren Krieg gegen die finsteren Mächte beteiligt waren, und jeder Stein, der gesetzt wurde, kam ihnen wie ein kleiner Sieg vor.
    Die Anwesenheit des Pharaos schenkte ihnen neue Zuversicht. Ermutigt durch seine unerschütterliche Unterstützung schworen sich die Bauleute, keiner Widrigkeit nachzugeben.
    »Bereite den Goldenen Kreis von Abydos vor«, befahl Sesostris dem Kahlen.
    In einem Saal des Osiris-Tempels waren vier Opfertische entsprechend der vier Himmelsrichtungen aufgestellt worden. Die Hieroglyphe für Opfertisch heißt hotep, was für »Friede, Fülle und Heiterkeit« steht – allesamt Bedeutungen, die die Aufgabe des Goldenen Kreises von Abydos bezeichneten. Dessen Mitglieder fragten sich allerdings in diesen angsterfüllten Zeiten, ob sie überhaupt in der Lage waren, diese Aufgabe zu erfüllen.
    Der Pharao und die Königin nahmen im Osten Platz. Ihnen gegenüber, im Westen, saßen der Kahle und General Sepi. Im Norden saßen der Siegelträger Sehotep und General Nesmontu, im Süden der Große Schatzmeister Senânkh.
    »Wegen des Auftrags, der ihm anvertraut wurde, fehlt heute einer von uns«, erklärte der Monarch. »Er wird aber selbstverständlich über unsere Entscheidungen unterrichtet.«
    Alle Mitglieder des Goldenen Kreises waren in die großen Mysterien
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