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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens
Autoren: Christian Jacq
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nichts. Du schaust nicht besonders seefest aus.«
    »Kann der Kapitän wirklich einen Sturm vorhersehen?«
    »Das kannst du ihm schon glauben!«
    »Und wenn es keinen Sturm gibt? Lasst ihr mich dann frei?«
    Der Kapitän schob Schildkröten-Auge zur Seite. »Verschwende keinen Gedanken daran, mein Junge. Du bist dazu bestimmt, geopfert zu werden. Finde dich einfach damit ab und genieße diesen wunderbaren Anblick: Was gibt es Schöneres als das Meer?«
    »Meine Eltern werden nach mir suchen lassen, dann kommt ihr alle ins Gefängnis!«
    »Red keinen Unsinn, du hast keine Eltern mehr, und keine Menschenseele wird dein Verschwinden bemerken. Du bist bereits so gut wie tot.«

 
2
     
     
     
    Auf einmal herrschte völlige Flaute, und die Hitze wurde drückend schwül. Die meisten Besatzungsmitglieder dösten auf Deck vor sich hin. Sogar der Kapitän war eingenickt.
    Iker hatte jegliche Hoffnung aufgegeben und war verzweifelt. Diese Banditen waren fest entschlossen, ihn zu töten, komme was da wolle. Und er sah keinerlei Möglichkeit, ihnen zu entfliehen. Der Gedanke daran, vom Meer verschlungen zu werden, fern von Ägypten, ohne irgendeine religiöse Feier und ohne Begräbnis, versetzte den jungen Mann in Angst und Schrecken. Das bedeutete nicht nur den körperlichen Tod, diese Art zu sterben wäre auch eine schreckliche Demütigung, wie sie eigentlich Verbrechern vorbehalten war.
    Was hatte er sich nur zuschulden kommen lassen, dass er ein solches Schicksal verdiente?
    Iker war kein Mörder und auch kein Dieb, weder Verlogenheit noch Faulheit konnten ihm vorgeworfen werden. Dennoch befand er sich hier, auf diesem Schiff, zur Höchststrafe verurteilt.
    Am Horizont flimmerte die Wasseroberfläche. Zuerst glaubte Iker glitzernde Spiegelungen zu sehen, aber das Naturphänomen wurde schnell immer größer. Eine Art Springflut baute sich vor ihnen auf, und zwar so schnell wie ein Raubtier, das sich auf seine Beute stürzen will. Gleichzeitig zogen Hunderte von kleinen Wolken aus dem Nichts auf und verdunkelten den Himmel wie eine einzige schwarze Masse.
    Unsanft aus dem Schlaf gerissen, starrte der Kapitän die entfesselten Naturgewalten an. »Da war nichts, was diesen Sturm angekündigt hätte«, murmelte er entsetzt und rieb sich die Augen.
    »Wach auf und sag uns, was wir machen sollen«, verlangte Schildkröten-Auge.
    »Die Segel… Holt die Segel ein! Alle Mann auf ihre Posten!«
    Der Donner grollte so schrecklich, dass die meisten der Seeleute starr vor Angst waren.
    »Wir müssen den Jungen opfern!«, rief Messerklinge.
    »Das machst du gleich selbst«, befahl ihm der Kapitän.
    Sobald er losgebunden war, wollte Iker um sein Leben kämpfen. Natürlich hatte er keine Chance, seinen Gegner zu besiegen, aber dann würde er wenigstens ehrenhaft sterben.
    »Erst mal schneid ich dir die Kehle durch«, verkündete Messerklinge. »Dann lebst du immer noch ein bisschen, wenn ich dich über Bord werfe. Und der Meeresgott wird zufrieden sein.«
    Iker starrte die Silex-Klinge an, mit der er gleich getötet werden sollte.
    Doch als sie in sein Fleisch schnitt, fuhr ein Blitz aus den Wolken, wuchs zu einer Feuerzunge an und versengte Messerklinge. Der Seemann ging zu Boden und brüllte vor Schmerzen.
    »Schaut nur, die Woge!«, schrie Schildkröten-Auge. »Sie ist riesig!«
    Eine Wasserwand wälzte sich bedrohlich heran und stürzte sich auf das Schiff. Obwohl sie alle erfahrene Seeleute waren, hatte keiner der Männer jemals etwas derart Furcht erregendes gesehen. Starr vor Angst standen sie da und unternahmen nichts, weil sie wussten, dass jede Maßnahme zwecklos war. Sie ließen die Arme hängen, unfähig, den Blick von der Woge zu wenden, die sich schrecklich brüllend über Gefährte des Windes hermachte.
    Iker tastete vorsichtig mit der rechten Hand herum, und er spürte etwas feuchtes Weiches. War das vielleicht Sand… Ja, das konnte nur Sand sein.
    Dann schien also das Jenseits eine vom unersättlichen Meer überflutete Sandwüste zu sein, die vermutlich von abscheulichen Kreaturen bevölkert war, die jeden Verurteilten verschlangen.
    Da er noch eine Hand hatte, besaß Iker ja vielleicht auch noch einen Fuß – oder sogar zwei?
    Sie regten sich, und auch seine linke Hand ließ sich bewegen.
    Schließlich wagte es Iker sogar, die Augen zu öffnen und sich umzusehen.
    Er lag an einem Strand. Einem prachtvollen weißen Sandstrand mit vielen großen Bäumen im Hintergrund.
    Doch warum war nur sein Körper so schwer?
    Da sah
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